Freitag, Juni 25, 2004

Coban - Chicacnab

Wir waren um 9.45 Uhr am Buero "Ecoquetzal". Da wir ja seit Suedkorea schon keine Schlafsaecke mehr bei uns haben, liehen wir uns hier eine Decke, die wir sicher in den naechsten beiden Naechten dringend brauchen werden. Dann hiess es warten. Unser Guide Alejandro war zwar bereits da, aber ...

Etwa eine Stunde spaeter waren wir unterwegs. Wir mussten zuerst mit dem Bus nach Charca fahren (ca. 15 Minuten), dann nochmal knapp 1,5 Stunden mit einer Art Viehtransporter. Nur wurde damit kein Vieh sondern Menschen transportiert.

Um 13.30 Uhr starteten wir unseren Hike von San Lucas nach Chicacnab. 2 - 3 Stunden sollte es dauern. Es fing schon gleich steil nach oben an. Doch nicht nur das - es war verdammt matschig und schon bald hatten wir Drecksklumpen an unseren Schuhen. Allerding hatte es keinen Sinn, diese abzuklopfen, da man gleich wieder neue dran haengen hatte. Obwohl es total schmierig und klebrig war, und wir aufpassen mussten, dass wir nicht in den Schlamm fallen, hatten wir viel Spass.

Tatsaechlich waren wir nach 2 Stunden Wandern schon auf 2.500m und somit in Chicacnab, wo Alejandro zu Hause ist. Schon gleich wurden wir stuermisch von seinen 3 Jungs begruesst (der juengste laeuft noch nicht, sonst waere er sicher auch dabei gewesen). Alejandro fuehrte uns in sein Haus, ein Holzhaus. Der Boden war die Erde. Ramona und ich bekamen ein separates Zimmer mit zwei Betten. Uns war schnell klar, dass es hier kalte Naechte geben wird.
In Chicacnab, ein kleines Dorf mit etwa 100 Einwohnern, gibt es eine Kirche, in der sonntags 4 Stunden lang gebetet wird, und einen Sportplatz, der so buckelig und hubbelig war, dass unsere Kinder dort mit groesster Sicherheit keinen Fussball spielen wuerden. Alejandro jedoch war ganz stolz als er davon sprach.

Wir bekamen zu Mittag Ei mit Bohnen und natuerlich Tortillas, die Angelina am offenen Feuer mitten in der Kueche fuer uns machte. Zu trinken gab es Kaffee. Und sogar ich (Nicole) hab den Kaffee getrunken. Denn der ist richtig lecker - riecht wie Kaffee aber schmeckt wie Tee. Mmmmh!

Die Kinder in ihren zerrissenen Klamotten und Schnuddelnasen erinnerten uns sehr an die Kinder in Lhasa. Sie gingen um 17 Uhr zum Fussball spielen und wir halfen Angelina beim Abwasch - draussen in der Eiseskaelte mit eiskaltem Wasser. Als Spuelmittel benutzt sie Waschmittel. Wir froren uns in unseren Fleece-Jacken fast den A.... ab, doch Angelina stand neben uns im Top. Brrrrr!

Zurueck in der warmen Kueche sassen wir noch gemuetlich ums Feuer. Da es keine Elektrizitaet hier gibt, dienten die Kerzen als Licht. Ich hatte das Baby auf dem Schoss, das ausser einem T-Shirt nichts trug. Klar, dass ich so auch schon bald angepieselt wurde. Doch niemand reagierte. Alejandro und Angelina lachten nur und sagten "mucho agua"! Tja, so kann man das auch sehen. :)

Mittwoch, Juni 23, 2004

Cobán - Lanquín

Heute morgen liessen wir es langsam angehen. Wir hatten sowieso nicht viel geplant und wollten nur Informationen fuer eine eventuelle Wandertour besorgen. Unser Bus nach Lanquín faehrt erst um 12 Uhr. Also blieben wir heute etwas laenger im Bett. Doch um 8.15 Uhr schon hatten wir Hummeln im Hintern. Die heisse Dusche wartete auf uns. Und sie war wirklich heiss - wir verbrannten uns fast. Aber ach, wie gut das tat!

Nach einem gemuetlichen und leckeren Fruehstueck gingen wir zum Buero des "Ecoquetzal". Man gab uns einen Ordner mit Informationen ueber die angebeotenen Touren, doch leider waren alle mit 2 Uebernachtungen. Soviel Zeit hatten wir eigentlich nicht mehr.
Da die Zeit fuer den Bus knapp wurde, einigten wir uns darauf, dass wir uns das ueberlegen und uns morgen nochmal telefonisch melden. Uns blieben fuenf Minuten, um bis zur Bushaltestelle zu laufen. Klar, dass das nicht funktionieren konnte. Auch, weil wir den Platz gar nicht auf Anhieb fanden. Als wir endlich da waren, war es natuerlich zu spaet! Eigentlich sollten hier regelmaessig Busse fahren, es gab auch welche, aber nicht dorthin, wo wir hin wollten. Also gingen wir einfach mal los ... und fanden tatsaechlich einen Minibus, der nach Lanquín fuhr. Im Radio verfolgten wir das Spiel der Deutschen gegen die Tschechei. Das haetten wir besser auch gelassen! :(

Wir erreichten Lanquín gegen 15.20 Uhr - noch rechtzeitig, um in die Hoehle zu gehen. Schnell checkten wir in der Posada Ilobal ein und waren wieder on Tour. Die Hoehle fuehrt mehrere Kilometer in die Erde, doch ist noch lange nicht alles erforscht. Die ersten Hundert Meter sind durch einen beleuchteten Weg gekennzeichnet, doch immer noch ist das meiste des Unterirdischen unangetastet. Der Boden war sehr rutschig und matschig, das mit dem sicheren Halt trotz Wanderschuhe war jedoch so eine Sache. Ungewoehnlich fuer eine Hoehle war es hier verdammt heiss. Und wir schleppten noch unsere Pullover mit! Wie froh Ramona und ich doch sein konnten, dass die Hoehle fuer uns nur einige Hundert Meter lang war, denn die Stalagmiten und Stalagtiten raubten uns fast den Atem. Wir wussten ueberhaupt nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten. Die Hoehle war sehr gross und hoch und teilweise kamen wir uns richtig verloren vor. Ja, bis die ganzen Tourigruppen kamen, die meinten, so richtig laut sein zu muessen. Vorbei war es mit der Ruhe! Dennoch hielten wir uns Ewigkeiten an den einzelnen Formationen auf, die meist wie Tiere (Elefant, Uhu, Tiger, Loewe,...) aussahen. Es war fast 18 Uhr, als wir aus der Hoehle rauskamen.

Wir setzten uns vor den Eingang der Hoehle und warteten auf den Sonnenuntergang. Das ist naemlich der Zeitpunkt, an dem aus der Hoehle Hunderte wenn nicht Tausende von Fledermaeusen rausfliegen. Fast eine Dreiviertelstunde sassen wir dort, lauschten dem Rauschen des Flusses, schauten uns den gegenueberliegenden Wald an - wir meinten sogar, dort Affen gesehen zu haben - und beobachteten die vielen Gluehwuermchen um uns herum. Dann gegen 18.45 Uhr begann das Spektakel. Tatsaechlich kamen unzaehlige Flerdermaeuse aus der Hoehle, die dann am Himmel die unglaublichsten Flugformationen zeigten. Schon erstaunlich, wie nah sie neben-, ueber- oder untereinander fliegen und nicht gegeneinander fliegen. Auch bewegte sich kaum ein Blatt von den Baeumen, durch die sie flogen. Wir verfolgten das Spiel etwa eine halbe Stunde und gingen dann im Schein unserer Taschenlampen zurueck.

Wir hatten es uns gerade im Café Semuc gemuetlich gemacht und bestellt, als der Strom ausfiel und es anfing, in Stroemen zu regnen. Da hatten wir aber nochmal Glueck gehabt. Wir genehmigten uns einen leckeren Burger und gingen dann frueh ins Bett.

Montag, Juni 21, 2004

Santa Cruz La Laguna - Nebaj

Ich (Nicole) wachte bereits um 4.15 Uhr auf - Durchfall! Na prima, damit hatte ich ja jetzt lange Zeit nichts mehr zu tun. Ausgerechnet heute, wo wir doch wieder den ganzen Tag im Bus verbringen werden. Dennoch wollte ich es riskieren - nach mehreren Toilettengaengen machten wir uns um 7.15 Uhr mit der Faehre nach Panajachel.

Von hier wollten wir eigentlich in den Bus nach Chichicastenango (kurz Chichi) steigen, doch der Busjunge aus dem kommenden Bus winkte uns gleich zu. Steigt hier mit ein, das geht schneller. OK, wir vertrauten ihm. In der Tat waren wir im Nu im naechsten Ort und konnten in den Bus nach Chichi umsteigen. Wir wunderten uns zwar, dass die Fahrt guenstiger als die erste war, dachten uns aber nichts dabei. Wir wurden rausgelassen und fragten gleich nach, wo es denn hier nach Nebaj geht und man wies uns die Richtung. Es war richtig kalt hier und es nieselte. Wir stellten uns unter und liessen ein paar Busse an uns vorbei fahren, da nirgends Nebaj angeschrieben stand. Wir wunderten uns und fragten nach - tja, wir sind noch gar nicht in Chichi. Aber steigt ruhig hier ein. Nach Nebaj muesst ihr dann noch einmal umsteigen. Man, war das kompliziert.

Doch nach insgesamt 7 Stunden erreichten wir unser heutiges Ziel, wo wir uns ein schoenes Zimmer mit heisser Dusche und TV goennten. Der Ort an sich war nichts Besonderes, also gingen wir gleich los, die Umgebung zu erkunden. Insgesamt waren wir 3 Stunden unterwegs doch atemberaubende Landschaften, wie im Reisefuehrer beschrieben, konnten wir nicht sehen. Vielleicht lag es aber auch am stroemenden Regen oder am vielen Muell, der im Fluss und auch am Wegesrand lag.

Wir assen zu Abend eine richtig leckere Pizza und fielen frueh todmuede ins Bett.