Samstag, September 13, 2003

Wladiwostock

Wir waren gerade eingeschlafen, da kam die Schaffnerin ein und machte das Licht an. Der Bloedmann in unserem Abteil musste aussteigen. Er musste packen, es war ein staendiges Gewuehle. Endlich war er ausgestiegen, fing Tanja an. Sie musste am naechsten Stop raus. Ich (Ramona) wollte doch nur schlafen! Da kam auch noch die Englaenderin von nebenan, um sich von Tanja zu verabschieden und setzte sich mit ihrem dicken Hintern fast auf meinen Kopf. Ich konnte mich noch gerade rechtzeitig retten, in dem ich mich umdrehte.

Tanja wohnt nicht weit von Wladiwostok und so verabredeten wir uns fuer Sonntag. Sie gab uns ihre Telefonnummer und wir verabschiedeten uns. Um 4.30 Uhr waren wir dann dran. Alles gepackt und um 5.20 Uhr liefen wir im Bahnhof ein. Hier war es richtig warm, wie im Fruehling! Wir liefen erstmal ohne Gepaeck los, um eine Unterkunft zu suchen. Hatten von Hotel Moryak gehoert, welches das guenstigste sein sollte. An der Adresse fanden wir auch ein Hotel, aber ein anderes. Niemand sprach hier englisch oder deutsch. Doch die Rezeptionistin war so was von lieb! Sie gab sich so viel Muehe, uns zu verstehen. Mit Haenden und Fuessen klappte auch alles. Wir bekamen ein Doppelzimmer fuer zwei Naechte. Wir freuten uns schon riesig auf eine Dusche! Es wurde mal wieder Zeit. Was machte die Frau denn jetzt? Warum stellt sie uns einen Eimer mit kaltem Wasser ins Zimmer? Wir sollten es schnell herausfinden. Einmal drehen am Wasserhahn veriet alles. Es gab kein fliessendes Wasser. Grosse Entaeuschung kam ueber uns. So legten wir uns erstmal ein paar Stunden aufs Ohr.

Wir wachten erst nach 13 Uhr wieder auf. Ob wir wohl muede gewesen waren? Wir spazierten durch die Stadt. Als erstes kamen wir an einem Kameraladen vorbei. Klasse, dann koennen wir ja schon mal unsere Bilder runterladen. Am spaeten Nachmittag kamen wir an einer Pizzaria vorbei. Wir hatten so einen Hunger. Hatten ja noch nichts gegessen heute. Wir gingen vorsichtig rein. Doch es war schon zu spaet, man hatte uns bereits gesehen und empfing uns. Es war der absolute Nobelschuppen und wir standen da mit unseren Dreckslumpen und Fetthaaren. Von den schwarzen Fingernaegeln gar nicht erst zu reden. Das war uns doch etwas unangenehm. Doch es liess sich niemand was anmerken. Wir speisten wie die Koeniginnen.

Gut gestaerkt ging es dann zum Bahnhof um unsere Rucksaecke abzuholen. Zur Feier des Tages leisteten wir uns ein Taxi zurueck zum Hotel. Es kostete ja nur 100 Rubel = 3 Euro. Im Zimmer erwarteteuns noch eine geniale Ueberraschung. Es gab fliessend Wasser! Endlich duschen!!! Wie herrlich!!! Wir versuchten noch Tanja wegen morgen anzurufen. Leider schien es eine falsche Nummer zu sein, denn es ging jemand ganz anderes ran und kannte Tanja nicht. Schade, dawird es wohl doch nichts mit dem Treffen.

Freitag, September 12, 2003

Transsib

Es war 9 Uhr als ich (Nicole) aufwachte, weil ich mal wieder musste. Ich oeffnete das Abteil und wer war das? Al. Da sass er doch glatt schon wieder da und wartete, dass wir aufstehen. Ramona schlief noch also bin ich mit Al ins Restaurant. Und jetzt sag bloss keiner, dass ich das nur gefunden habe, weil ein Mann dabei war! ...

Wir fruehstueckten und unterhielten uns stundenlang. Aber es war Al's letzter Tag mit uns und er wollte nochmal mit uns beiden zu Mittag essen. Ich musste also Ramona rufen und durfte ein Nein von ihr nicht akzeptieren. Zum Glueck brauchte ich nicht viel Ueberredungskunst.

Bevor wir in Chabarowsk ankamen, ueberreichte Al uns jeweils eine Karte. Meine war an "Superwoman" adressiert. Al nennt mich immer Superwoman. Fragt mich aber bitte nicht, warum. Auf Ramonas Karte stand "Nicole's Freundin", da Al es nie schaffte, Ramonas Namen richtig auszusprechen. Dabei ist das doch gar nicht so schwer: Ra - mo - na!

Um 16.30Uhr erreichten wir Chabarowsk, wo Al uns verliess. Hier musste er sein Visum fuer die Mongolei beantragen. Aber wir sagten ihm gleich, dass das ein "Helsinki" fuer ihn werden wuerde: Die Botschaft schliesst um 12 Uhr, es war Freitag, also wird er fruehestens am Montag sein Visum beantragen koennen. Es geht uns also nicht alleine so. :)

An einer der naechsten Stationen sah Ramona rote Johannisbeeren. Sie wollte sie unbedingt haben und kaufte eine Dose. Im Zug dann nahm sie gleich einen vollen Loeffel, steckte ihn in den Mund und ... Igitt, was war das denn? Nach ihrem Gesicht zu urteilen kotzt sie gleich. Was ist los? Nun, es waren keine Johannisbeeren sondern roter Kaviar! Muss ein guter Geschmack gewesen sein - man erwartet suesse Johannisbeeren und schmeckt stattdessen salzigen Kaviar. Aber hatte sie nicht vorher auch Tanja gefragt? Offensichtlich hatte Tanja Ramona nicht verstanden. Na, Gott sei Dank hatte Ramona nur eine kleine Dose gekauft!

Spaeter kam Sven, ein Schwabe, zu uns ins Abteil und wir tranken Wodka mit ihm bevor wir schlafen gingen. Klar, dass der Bloedmann wieder nichts davon abbekam.

Donnerstag, September 11, 2003

Transsib

Wir verbrachten so ziemlich den ganzen Tag im stickigen Abteil. Wir hatten ja gestern das Karten spielen entdeckt. Es gab ja noch so viele Spiele zum Ausprobieren. Uno, Schwimm, Mau Mau und Hahn. Das war so lustig! Aber wehe, Nicole oder ich verloren...

An den laengeren Stops in den Bahnhoefen gingen wir raus und mischten uns in das Treiben der Einheimischen. Natuerlich erstanden wir wieder ein paar Leckereien fuer das Abendessen. Die Sonne schien den ganzen Tag, doch abends beim letzten Stop waren es nur noch kalte 6 Grad. Brrr. Irgendwann spaet hatten wir keine Lust mehr auf Karten. Ja, sowas gabs auch. Aber was sollten wir nun machen? Raetselstunde! Das Beste kam von Al: In einem luftdichten verschlossenen Raum ist eine Gluehlampe. Ausserhalb dieses Raums sind drei Lichtschalter. Wie kann man herausfinden, welcher Schalter die Lampe in dem Raum anmacht, wenn man nur 1x in den Raum gehen darf? Es gibt keine Fenster und es schimmert nichts raus. Na? Viel Spass. Sind gespannt auf eure Antworten.

Mittwoch, September 10, 2003

Irkutsk - Wladiwostock

Um 3.30 Uhr stiegen wir alle in den Zug. Al hatte leider nur ein Bett in Wagen 14 bekommen, also 3 Wagen weiter. In unserem Abteil waren zwei Betten bereits belegt. Tanja, eine junge Russin, die Deutsch studiert und ein anderer Russe. Wir hatten Tanja gleich in unser Herz geschlossen. Nicht nur, weil sie Deutsch sprach. :) Aber das half uns natuerlich viel. Sie fragte den anderen Russen auch gleich, ob er mit Al das Bett tauschen wuerde. Aber er wagte es tatsaechlich, nein zu sagen. Bloedmann! Das wuerde er in den naechsten Tagen noch zu spueren bekommen!

Al kam spaeter auch nochmal zu uns ins Abteil. Als die anderen schlafen wollten, bin ich (Nicole) mit Al raus auf den Gang. Wir waren beide nicht muede. Es dauerte ja auch nicht mehr lange und es wurde bereits hell. Wir konnten den Sonnenaufgang leider nicht sehen, starrten dennoch immer nur aus dem Fenster. Ausser Baeumen gab es jedoch nicht viel zu sehen. Wir sind dann weiter in den naechsten Wagen, dort waren die Fenster auf der anderen Seite. Und jetzt konnten wir auch den Baikalsee sehen. Aber klar doch, das hatte ich ganz vergessen. 270 km faehrt der Zug an der Kueste des Sees vorbei. Wer weiss, wieviel wir schon verpasst hatten?!

Schliesslich hatten Ramona und ich ja auch schon die Grenze zwischen Europa und Asien verpennt. Al und ich ueberlegten lange, ob wir Ramona auch wecken sollten. Sie war so muede und hatte ja bereits am Bahnhof geschlafen. Sie ist sicher froh, dass sie jetzt endlich ihre Ruhe hat. Wir dachten, wir wuerden ihr etwas Gutes tun...

Eigentlich war der Blick auf den Baikalsee nicht anders als der auf jeden anderen See auch gewesen waere. Und doch war es der Baikalsee - irgendwie etwas Besonderes. Die 270 km jedoch zogen sich endlos hin. Ich wurde immer mueder und mir fielen fast die Augen zu. Aber ich wollte nicht ins Bett gehen, nicht solange man den See noch sehen kann. Typisch Nicole! Bis um 8.30 Uhr musste ich noch ausharren. Dann "durfte" ich gehen. Als ich ins Abteil kam, war Ramona bereits wach. Ich erwaehnte kurz die Fahrt vorbei am See und da fiel es auch ihr wieder ein. Das waere ihr Highlight gewesen und sie hatte es verpennt. Sie aergerte sich wahnsinnig! Haetten Al und ich das gewusst, haetten wir sie natuerlich geweckt!

Spaeter am Tag spielten wir alle zusammen Karten. Alle bedeutet Tanja, Ramona, Al und ich. War klar, dass der Bloedmann nicht mitspielen durfte. :) Es war auch klar, dass wir nicht Karten spielen konnten, ohne Wodka zu trinken. Aber das war wohl nur fuer Al und Tanja richtig lustig. Ramona und ich konnten naemlich noch schlechter verlieren als in nuechternem Zustand. Und wer uns kennt ... Wir wurden richtig kratzbuerstig und jedes Mal, wenn die andere verlor, freuten wir uns wie kleine Kinder. Waren wir es aber selbst, die verloren hatten, wollten wir es nicht wahr haben. Es war alles einfach nur unfair.

Dienstag, September 09, 2003

Khuzir - Irkutsk

Heute ging es zurueck nach Irkutsk und weiter mit der Transsib Richtung Wladiwostock. Wir verabschiedeten uns von Nikita. Das Geld hatte gerade eben noch gereicht, um die Huette zu bezahlen. Jetzt hatten wir keinen Penny mehr. War gut abgepasst.

Der Kleinbus wartete schon auf uns. Der Fahrer half uns mit den Rucksaecken und verstaute sie auf den zwei hinteren Plaetzen. Wir waren nur drei Fahrgaeste. Klasse, so koennen wir ja noch ein bisschen schlafen. Denkste! Staendig wurden neue Leute eingeladen und bald war der Bus voll. Die Rueckfahrt im Bus gar viel angenehmer als die Hinfahrt im klapprigen Auto.

Um 15 Uhr erreichten wir den Busbahnhof in Irkutsk. Leider war hier Endstation und nicht am Zugbahnhof. Wir schnallten die schweren Rucksaecke auf und wollten gerade losmarschieren, als der Fahrer uns zurueck hielt und um Geld anhaute. Wir sollten die Fahrt bezahlen. Bezahlen? Quatsch, wir haben doch die Bustickets. Doch die wollte er nicht. Nur Cash! Tja, da hatte er aber Pech, wir hatten ja nichts mehr. Wir erklaerten ihm, dass wir die Tickets fuer die Rueckfahrt von Olchon nach Irkutsk so bekommen hatten, doch was muehten wir uns eigentlich ab? Er verstand doch sowieso nichts. Da kam uns eine englisch sprechende Frau zu Hilfe. Die einzige Moeglichkeit an Geld zu kommen war, nun die Tickets am Busschalter wieder umzutauschen. Nach einigen Diskussionen klappte es auch. Ich (Ramona) gab dem Fahrer das Geld und was sagte er? Wir sollten jeweils zwei Tickets zahlen weil die Rucksaecke so gross waren. Jetzt gehts ja wohl los! Es ist doch nicht unsere Schuld, wenn er sie auf zwei Sitzplaetze stellt anstatt in den Kofferaum. Ich sagte ihm, er solle das mit Nikita klaeren, wir haetten kein Geld mehr. Und letztendlich gab er auf. Jetzt aber schnell weg bevor er es sich nochmal anders ueberlegt.

Wir gingen Richtung Bahnhof und kamen ploetzlich an dem Internet Cafe vorbei in dem wir uns mit Al treffen wollten. Also gingen wir erst da rein. Wir sahen noch mal in unsere Portemonnaies und fanden tatsaechlich noch so viel, dass wir das Internet bezahlen konnten. Na, wenn das der Busfahrer wuesste. Wir hatten uns gerade eingeloggt, da klopfte Al uns schon auf die Schulter.

Das hat ja super geklappt. Nicole hatte mal wieder Probleme mit AOL, sie kam nicht rein. Ich hatte noch einige Mails zu beantworten und somit gingen Nicole und Al zum Bahnhof um unsere Rucksaecke wegzuschliessen. Sie waren gerade 10 Min. weg, da oeffnete ich eine Mail von Hugo aus Gjesvaer. Oh nein! Was fuer eine schlimme Nachricht! Svein-Thore, der uns mit seinem Auto von Gjesvaer bis Rovaniemi gebracht hatte, war gestorben. Das kann doch nicht sein! Er war doch noch gar nicht alt. Sein Herz haette einfach aufgehoert zu schlagen, hies es. Als Nicole zurueck war, schrieben wir einen Beileidsgruss zurueck. Jetzt waren wir so kurz vor Wladiwostock und haetten ihm endlich die Postkarte schicken koennen, die wir ihm so oft verprechen mussten. Es hat nicht sollen sein.

Al hate auch ein Ticket fuer die Transsib bekommen. Er verlaesst uns aber ca. 15 Stunden vor Wladiwostok wieder, da er in die Mongolei will. Unser Zug fuhr erst um 3.50Uhr, so hatten wir noch jede Menge Zeit. Den Abend verbrachten wir mit Al in einem Bierzelt mit Freilichtdisko am Fluss. War total witzig, den Kids hier zuzusehen. Sie kleideten sich und tanzten noch wie wir in Deutschland vor fast 15 Jahren.

Montag, September 08, 2003

Khuzir

Wir hatten Glueck! Schon um 10.30 Uhr konnten wir die grosse Tour in den Sueden starten. Zusammen mit Gregory und zwei Ungarn. Al hatte sich bereits heute morgen auf den Weg nach Irkutsk gemacht, wir werden ihm morgen folgen.

Zuerst also an einen kleinen See, der auf natuerliche Weise durch eine Sandduene vom Rest des Baikalsees getrennt wurde. Dieser kleine See ist im Herbst/Winter eine beliebte Anlaufstelle fuer Fische, im Sommer dagegen sehr beliebt zum Schwimmen. Gregory erzaehlte uns von den verschiedenen Winden am See. Da, wo es Wald auf der Insel gibt, ist auch kaum Wind. Und im Winter, wenn der komplette See mit einer meterdicken Eisschickt bedeckt ist, gibt es dort auch keinen Schnee. Der wird vom Wind weg geweht.

Am naechsten Stopp lernten wir, warum der See so klar ist. Es gibt Millionen von 0,1mm kleinen Krebsen, die alles auffressen. Wuerde man z. Bsp. eine Leiche in den See werfen, wuerde man davon nach drei Tagen nichts mehr sehen. Das Wasser im See ist also fast wie destilliertes Wasser mit einem Salzgehalt von 0,001g/l. Man kann das Wasser zwar trinken, aber auf Dauer ist das natuerlich ungesund, da es keine Mineralstoffe enthaelt.

Dann erzaehlte Gregory uns von einer wunderschoenen Birke, die mutterseelenalleine auf weiter Flur steht. Frueher lebte dort ein Schamane, der kurz vor seinem Tod gesagt haben soll, dass er als Baum wieder kommt. Und nach seinem Tod wuchs genau an der Stelle, wo sein Haus stand, diese Birke. Ob die Geschichte wahr ist oder nicht, vermochte Gregory uns jedoch nicht zu sagen.

Weiter ging es zu den Graebern der Ureinwohner. Einige Leute legen heute dort Muenzen hin, weil es ein heiliger Ort sein soll.

Wir wanderten weiter zu den runden Haeusern der Ureinwohner. Die einzelnen Wohnabschnitte konnte man noch gut durch Teile der Steinmauern erkennen. Ueberall roch es nach Thymian. Der waechst hier ueberall. Warum aber nur gibt es dann bei jedem Essen Dill dazu???

Am hoechsten Punkt der Insel kann man sowohl auf den kleinen als auch auf den grossen Baikalsee schauen. Ein beeindruckendes Bild. Unvorstellbar, wie gross dieser See ist. Oft sieht man am Horizont das Land gar nicht, so dass man glauben koennte, man schaue aufs Meer. Und doch ist es "nur" ein See.

Bald schon war es Zeit fuers Picknick. Heute gab es zur Abwechslung mal Fisch. Omul, wie mindestens einmal am Tag. Den Omul gibt es nur hier am Baikalsee, ich (Nicole) musste ihn also essen. Er kann bis zu 25 Jahre alt werden. Die Fische, die man uns jedoch servierte, waren zwischen 9 und 12 Jahre. Gegrillt schmeckte er sogar richtig gut, wenn nur nicht diese laestige Arbeit mit den Graeten waere.

Gregory erzaehlte uns waehrend des Essens noch viel ueber sich, das Leben auf Olchon, dem Muellproblem, die Toiletten - Biotoilette oder doch Plumpsklo? -, seine Jahre in Deutschland, etc. - rundum ein sehr interessanter und informativer Tag!

Zurueck im Feriendorf gingen Ramona und ich nochmal in die Banja. Endlich wurde es uns mal wieder warm, hatten wir unterwegs bei ca. 10 Grad und dem heftigen Wind doch ziemlich gefroren. Spaeter goennten wir uns beide nochmal eine Massage. Dafuer reichte unser Geld gerade noch.

Sonntag, September 07, 2003

Khuzir

Nach dem Fruehstueck kam Gregory, ein russischer Tourguide, der perfekt deutsch spricht, um uns eine grosse Tour in den Sueden der Insel anzubieten. Ramona und ich waren sofort Feuer und Flamme. Endlich wuerde uns mal jemand etwas ueber den See und die Insel erzaehlen - und das auch noch auf deutsch. Aber es gab einen Haken. Es waren noch nicht genug Leute zusammen. Wir mussten also noch warten. Aber das war ja nichts Neues fuer uns.

Al hatte inzwischen herausgefunden, dass es nur sonntags und mittwochs einen Bus nach Irkutsk gibt. Aber wie konnte das denn sein? Wir hatten doch bereits ein Ticket fuer Dienstag! Muessen wir uns jetzt da auch noch drum kuemmern?! Wir erkundigten uns bei Gregory, der anbot, mit Nikita unser Busproblem zu loesen. Fantastisch! Was die Tour betrifft, musste die auf morgen verschoben werden. In der Hoffnung, dass sich dann genug Leute fuer die Tour zusammen finden.

Aber so ein freier Tag ist auch gut, um mal wieder Tagebuch und Berichte fuer die Website zu schreiben. Doch als Al sich zu uns gesellte, war es mit den guten Vorsaetzen auch schon wieder vorbei.

Am spaeten Nachmittag gings mit Al in die Banja, die russische Sauna. Vor der Banja drehte ein Filmteam eine Szene. Hm... die hatten wir doch gestern schon am Strand gesehen. Ob da ein Filmstar dabei ist? Brad Pitt vielleicht? Oder vielleicht werden wir selbst noch zu Stars? Die russische Sauna jedenfalls wurde noch mit Feuer erhitzt. Eine Frau war fuer das Holznachlegen zustaendig. Sie hatte die Sauna auch schon zwei Stunden vorher fuer uns eingeheizt. Die Hitze war gigantisch! Der Schweiss tropfte nur so von uns. Einfach herrlich entspannend! Als wir gerade draussen lagen, um uns abzukuehlen, ging die Tuer auf. Ein gut aussehender Mann trat ein, in der Hand eine grosse Schuessel. Was ist denn da drin? Das riecht aber lecker. Hmm... das ist ja Hefeteig!

Wir konnten nicht anders, wir mussten naschen. Aber der Mann spannte Frischhaltefolie darueber - wie schade - und stellte die Schuessel zu uns in die Banja. Da konnte der Hefeteig ja gut aufgehen!

Nach dem Abendessen wollten wir dann eigentlich schreiben. Eigentlich! Aber da sassen diese vier jungen Deutschen, die den Hefeteig gemacht hatten. Dieser wurde nun von den beiden Jungen zubereitet. Es gab Panfritas, ein chilenisches Nationalgericht.

Das wurden so viele, dass wir alle mitessen durften. Einfach mit Kaese oder auch mit Nutella. Hm, lecker! Von den Deutschen erfuhren wir dann auch mehr ueber das Filmteam: Die waren vom ZDF! Man hatte in Deutschland zwei Familien gesucht, die man fuer vier Monate mitten in Sibirien aussetzt. Sie sollen sich dort im sibirischen Winter alleine zurecht finden, ohne Russischkenntnisse. Das ist ein Witz! Nach Khuzir kommen so viele Touristen, vor allem Deutsche - auch im Winter. Und ausserdem ist beim Filmteam ein Pole dabei, der perfekt russisch und deutsch kann. Ist doch alles nur getuerkt! Und das beim ZDF? Bei RTL2 waeren wir ja nicht ueberrascht gewesen...

Den Rest des Abends verbrachten Al, Ramona und ich in unserer Huette - mit Wodka am brennenden Ofen (inzwischen hatten wir herausgefunden, wie man das Holz zum Brennen bringt).