Samstag, September 27, 2003

Tokio - Kawaguchiko

Um 11.40 Uhr sollte unser Bus nach Kawaguchiko losfahren. Dachten wir. In der U-Bahn sah ich (Ramona) mir aus Langeweile nochmal unsere Bustickets an. Ach du Sch…! Abfahrt 11.10 Uhr stand da. Es war schon 10.38 Uhr und wir hatten noch zwei Stopps vor uns und wussten dann noch nicht, von wo der Bus abfaehrt. Super, wie kommen wir ueberhaupt auf 11.40 Uhr? Um 10.58 Uhr waren wir an der Stadtbushaltestelle. Das war natuerlich nicht richtig. Wir wurden zwei Mal weiter geschickt, bis wir endlich am richtigen Bus waren. Wir sassen noch nicht, da gingen die Tueren schon zu. Abfahrt.

Zwei Stunden spaeter waren wir in Kawaguchiko. Man konnte den Mt. Fuji sehen. Nur die “Spitze” (diese gibt’s nicht wirklich, da es ja ein Vulkan ist) musste man erahnen. Die Touri-Info war direkt am Bahnhof. Es gab jedoch tatsaechlich einen Zeltplatz. Also nichts wie hin. Er lag direkt am See, in einem kleinen Waeldchen. 1.300 Yen pPpN (pro Person pro Nacht). Ganz schoen teuer. Und fuers Duschen musste man auch bezahlen. 100 Yen fuer 90 Sekunden Wasser. Man, ist der aber teuer.

Um 14.30 Uhr hatten wir unser Heim eingerichtet. Blieb noch genug Zeit, um in den Highland Park zu fahren. Hier gibt es die hoechste Achterbahn der Welt. Doch der Eintrittspreis schockte uns ziemlich. 4.100 Yen oder 1.000 Yen und man zahlt fuer jede Fahrt extra. Wir entschieden uns fuer ersteres. Um das Ticket zu bekommen, musste man erst bezahlen, bekam dann eine Art Chip und musste nun zum Fotoautomaten. Es wurde ein Foto gemacht und das Ticket mit Bild kam raus. So kann es auch keiner klauen.

Natuerlich gingen wir als allererstes zur groessten Achterbahn der Welt. Der Park war ziemlich leer. Da geht es bestimmt schnell und wir koennen gleich zwei Mal fahren. Denkste. Wartezeit war eine Stunde. Egal, wir hatten ja unsere Buecher. Dann ging es los. Bergauf. 79m. Man hatte eine klasse Aussicht ueber das ganze Tal. Nur der Fuji lag leider immer noch in den Wolken. Dann ging’s nach unten, im 90 Grad-Winkel mit 130 km/h. Genial. Wie das kribbelt! Die ganze Fahrt dauerte 3,35 Minuten.

Nun wollten wir in die Hochgeschwindigkeitsbahn. Doch da musste man 2,5 Stunden anstehen. Schade, die waere bestimmt auch gut gewesen. Also gingen wir in den Great Zaboom. Die groesste Wasserrutsche der Welt. Hier kaufte sich jeder ein Regencape. So ein Quatsch. Oder besser doch? Bis jetzt war noch niemand ohne gefahren. Vielleicht sollten wir doch besser einen kaufen. Also gut. Die Fahrt war kurz aber heftig. Zum Glueck hatten wir uns die Regencapes gekauft. Sonst waeren wir jetzt patschnass gewesen.

Wir machten noch ein paar Fahrten und dann war es schon wieder Zeit, nach Hause zu gehen.

Freitag, September 26, 2003

Tokio

Das Telefon klingelte. Sollte das ein Scherz sein? Es war doch erst 10 Uhr und wir bleiben doch bis morgen. Nur nicht ruehren. Nicole wird schon rangehen. Sie tat es nicht. Also gut, ich setzte mich auf. Ruhe. Super, und was jetzt? Sollte ich lieber zurueckrufen? Sie wuerden sich schon wieder melden, wenn was Wichtiges waere, oder? Aber was ist, wenn wir doch wieder raus muessen und uns nun einschliessen und erst um 17 Uhr wieder kamen. Also doch lieber anrufen. “You wake up?” “Yes.” “It’s cleaning time.” “Ja, aber wir bleiben ja noch bis morgen.” “It’s cleaning time.” “Wir reisen aber noch nicht ab.” “Yes, it’s cleaning time.” Super, das weiss ich nun langsam. "Wir bleiben aber doch bis morgen. Es muss nicht geputzt werden." “But it’s cleaning time.” Ich gabs auf. “Wir kommen gleich runter.” Es stellte sich heraus, dass wir auch hier das Zimmer von 10 – 17 Uhr verlassen muessen. Kann man denn in Japan nirgends ausschlafen?

Wir wollten heute ins grosse Elektro- und Computergeschaeft, das eine U-Bahnstation weiter in Akihabara sein sollte. Wo man auch hinsah, ueberall Computer, Musikgeraete, Handies, …. auf bis zu sieben Etagen pro Laden. Gebraucht und neu. Ein Paradies fuer den, der das noetige Kleingeld hat. Wir suchten hier nach einem Hard Drive, damit wir unsere Bilder selber von der Kamera runterladen koennen, und nicht staendig zum Fotoladen muessen. Wir klapperten saemtliche Laeden ab, fanden aber leider nichts.

Spaeter fuhren wir nach Shinjuku, um dort in einem Reisebuero zu erfahren, wie man am besten zum Mt. Fuji kommt. Wir bekamen viele Prospekte und nach sorgfaeltigem Durchwuehlen entschieden wir uns fuer den Hakone Drei-Tages-Pass. 7.200 Yen. Damit konnten wir in der ganzen Fuji-Gegend mit Bus und Bahn fahren. Unsere Basisstation wollten wir in Kawaguchiko aufstellen, direkt am See. Aber das muessen wir vor Ort klaeren. Morgen um 10.40 Uhr faehrt der Bus. Perfekt.

Wir wollten ins Kino und stiegen in den Bus. Wir zeigten unsere Tagestickets, doch das waere hier nicht gueltig. Wie bitte? Wir sind doch gestern auch damit gefahren. Nicole fing an zu diskutieren. Dabei verstand der Busfahrer doch sowieso kein Englisch. Da tippte mir eine alte Frau auf die Schulter und wollte mir 200 Yen geben, damit Nicole bezahlen kann. Wie suess von ihr. Das konnten und wollten wir aber nicht annehmen. Wir stiegen wieder aus und waren schon wieder auf dem Weg zur U-Bahn, als wir dachten, wir koennten es beim naechsten Bus ja nochmal versuchen. Und tatsaechlich klappte es. Das Kino hatte leider schon angefangen als wir ankamen. Die naechste Vorstellung war um 20 Uhr. Leider zu spaet fuer uns, mussten wir doch bis 23 Uhr zurueck im Hostel sein. Man sagte uns, dass in unserem Viertel auch ein Kino sei und der Film wuerde erst um 20.30 Uhr anfangen. Doch bis wir durch die ganze Stadt bis dahin waren, war es auch wieder zu spaet. Es sollte einfach nicht sein.

Wir gingen mal kurz ins Internet-Café. Hier erfuhren wir von Heidi, einer Freundin aus Deutschland, dass es ein riesen Erdbeben in Nordjapan gegeben hatte. 7,5 auf der Richterskala. Man haette es bis nach Tokio spueren koennen. Noe, nicht wirklich. Wir haben gar nichts mitbekommen und waren sehr erstaunt darueber.

Donnerstag, September 25, 2003

Tokio

Wir mussten uns beeilen. Check-out war normalerweise um 9 Uhr, doch wir dachten, 9.30 Uhr tut’s auch. Es klopfte. An Nicoles Tuer. “Check-out 9 Uhr.” “Packing”, rief Nicole zurueck. Ich wartete schon darauf, dass es auch bei mir klopfte. Aber nichts. Musste ich etwa nicht raus und wir konnten noch eine Nacht bleiben? Gestern hiess es doch, ausgebucht. Nicole war fast fertig mit Packen und so ging sie fragen, ob ich im Zimmer bleiben konnte. Leider nein. Ich beeilte mich. Nicole war mittlerweise fertig. Noch schnell die Bettlaken zusammen gelegt, unter den Arm geklemmt und los. Nicole wartete schon. Ich laechelte sie an, doch was macht sie denn fuer ein Gesicht? Ah, die Bettwaesche. Sie hatte vergessen, sie abzuziehen. Unsere Rucksaecke konnten wir wieder hier unterstellen. Im anderen Hostel konnten wir auch wieder erst um 17 Uhr einchecken.

Heute mussten wir unser Visum fuer China abholen. Welches U-Bahn-Ticket sollten wir uns denn heute kaufen? Das von gestern hatte sich ja nun nicht wirklich gelohnt. Vielleicht das guenstigere fuer 700 Yen? Wir hatten schon wieder so viel rumgebummelt, dass wir in Zeitdruck waren. Es war mittlerweile 11.30 Uhr. Wir kamen aber noch rechtzeitig. Es ging alles glatt mit dem Visum. Wir zahlten 7.000 Yen und schon war alles erledigt.

Nun hatten wir Hunger. Doch es war schon 12 Uhr und wir hatten doch gestern die Mori-Tower-Tour gebucht. Muessen wir da wirklich hin? Es war doch sowieso viel zu neblig. Man konnte ja nicht mal die Spitze des Turmes sehen. Da waeren die 2.000 Yen doch nur rausgeschmissenes Geld. Wir waren uns schnell einig, dass wir gar nicht erst dorthin gehen sollten. Also essen. Wir fanden ein Bagel-Café. Mmmmmh, lecker.

Wir dachten uns, bevor wir wieder mit unseren schweren Rucksaecken nach dem Hostel suchen muessen, koennen wir ja jetzt schon mal sehen, wo es ist. Zu unserer Ueberraschung durften wir auch gleich einchecken. Aber erstmal Schuhe aus. Unser Zimmer war im dritten Stock. Na klar, ganz oben. Die Stufen rauf waren total schmal, da passten unsere grossen Wessi-Fuesse gar nicht drauf. Wir hatten eines dieser typisch japanischen Zimmer mit Papierwaenden und –schiebetueren. Futonmatte als Bett und in der Mitte stand ein kleiner Tisch mit Stuehlen ohne Beine. Hier mussten wir wenigstens das Zimmer waehrend des Tages nicht verlassen. Morgen koennen wir mal richtig ausschlafen.

Auf dem Rueckweg zum Olympia-Hostel besichtigten wir den Meiji-Jingu Schrein, der ganz in der Naehe lag. Um 18 Uhr hatten wir unser Gepaeck und fuhren zurueck zum neuen Hostel. Die vielen Treppen im Bahnhof schafften mich total. Und dann auch noch drei Mal umsteigen. In der Herberge auch nochmal die halsbrecherischen Stufen. Ich war so froh, als ich den Rucksack endlich absetzen konnte.

Ein paar Minuten von hier gab es sogar ein Internet-Café. Dort verbrachten wir den Rest des Abends. Ploetzlich war es 22.50 Uhr. Oh Schreck. Um 23 Uhr macht das Hostel zu und wir haben keinen Schluessel. Jetzt aber los. Sonst muessen wir noch draussen auf der Strasse schlafen. Dabei hatten wir doch schon bezahlt. Nur noch um diese Ecke. Hae??? War es doch die andere Ecke? Wo denn jetzt? 22.55 Uhr – schnell, wir muessen es finden. Vielleicht hier lang? Oder doch nochmal zurueck? Nein, warte, da hinten sehe ich es. 22.58 Uhr – wir sind da.

Mittwoch, September 24, 2003

Tokio

Heute war mal wieder so ein Botschaftstag. Hoffentlich wird Tokio kein zweites Helsinki. Es gibt heute auch ein Metro-Ticket fuer den ganzen Tag. Nicht, dass wir wieder so viel Geld wie gestern ausgeben. Aber wo gibt’s die zu kaufen? Mit unserem englischen Flyer in der Hand wurden wir von einem Ende zum anderen geschickt. Keiner schien zu wissen, was wir wollen. Oder verstand man uns einfach nicht? Mensch, das gibt’s doch nicht. Wir wollen keine Zeit mit dem Suchen verlieren. Und nun rennen wir schon ueber eine Stunde durch eine von Tokios Metrostationen, um dieses bloede Ticket zu bekommen. Es war bereits 11 Uhr. Und inzwischen wissen wir ja, dass Botschaften um 12 Uhr schliessen. Los jetzt also. Dann endlich fanden wir jemand, der uns mit dem Tagesticket weiter helfen konnte. Aber 1580 Yen? Warum so teuer? Nun, in Tokio gibt es Metros von zwei verschiedenen Betreibern. Wenn man ein Ticket nur fuer einen Betreiber hat, kann es passieren, dass man eine Station kommt, die nicht zu diesem Betreiber gehoert und dann muss man nachzahlen. Na toll. Ob sich das mal jetzt lohnt? So viel Geld haben wir gestern jedenfalls nicht verfahren. Egal jetzt, die Zeit draengt. Auf geht’s nach Roppongi, ins Botschaftenviertel.

Dort angekommen ein kurzer Blick auf den Stadtplan, der uns erst etwas verwirrte. Dann aber hatten wir den Dreh raus. In einem Affenzahn duesten wir los, aber … hier stimmt doch was nicht. Sind wir etwa doch falsch? Wir fragten nach und … verdammt, tatsaechlich die falsche Richtung. Wie kommt das nur? Auf dem Stadtplan … Egal, 20 Minuten von hier zu Fuss. Es ist bereits 11.15 Uhr. Wenn wir uns also nochmal verlaufen, dann ist das hier wieder ein vergeudeter Tag. Also ab. Fast im Laufschritt den Weg nochmal zurueck. Vorsichtshalber nochmal nachgefragt. Gut, wir waren noch richtig. Um 11.30 Uhr erreichten wir die Botschaft. Puh, geschafft!

Wir fuellten unser Formular aus und um kurz vor 12 Uhr war klar, dass wir unser Visum am Montag abholen koennen. Hmm, oder vielleicht doch lieber per express? Kostet ja nur 3.000 Yen mehr, immerhin guenstiger als die 5 Naechte bis Montag noch hier zu bleiben. Also ja. Mit dem Express-Vermerk liess die Frau am Schalter die Rolladen runter. Geschlossen! Perfektes Time Management!

Wir waere es mit ein bisschen Sight-Seeing? Der Tokyo Tower, der dem Eiffelturm aehnlich sieht - zumindest auf dem Nachtfoto, das wir gesehen hatten - ist hier ganz in der Naehe. Auf dem Weg dorthin kamen wir zum Mori Tower. Dieser ist hoeher als der Tokyo Tower, warum also nicht hier einen Blick von oben auf die Stadt werfen? Wir wollten eine Panorama-Tour machen, aber mit englischem Fuehrer ist das erst um 15.40 Uhr moeglich. Zu spaet. Entweder jetzt oder gar nicht. Oder vielleicht morgen? OK, 12 Uhr ist nicht zu frueh, das schaffen wir. Den Tokyo Tower kann man von hier auch sehen. Eigentlich ziemlich haesslich (in rot und weiss) und im Hellen nicht wirklich dem Eiffelturm aehnlich. Da muessen wir also nicht hin.

Es beginnt zu regnen. Sight-Seeing im Regen? Wer mag das schon? Also in den Bus. Ja, wir duerfen mit unserem tollen Ticket sogar Bus fahren. Die Busfahrer in Japan tragen alle Uniform, sogar Handschuhe. In weiss. Auffallend ansonsten war, dass der Fahrer an jeder roten Ampel den Motor abstellt. Wie wir spaeter herausfanden, ist das jedoch nicht unbedingt ueblich.

Wir stiegen an der Shibuya Station aus, die laut Touristenfuehrer die weltweit meist angelaufene Kreuzung in der Rush Hour ist. Wir schauten uns die Hachiko-Statue an. Die Statue eines loyalen, manche moegen sagen dummen, Hundes, der jahrelang auf sein Herrchen wartete, nachdem dieses gestorben ist. Dieser Platz ist Shibuyas beliebtester Treffpunkt.

Es regnet immer mehr und somit sieht man auch immer mehr Schirme. Hat eigentlich jeder Japaner einen Schirm? Scheinbar nicht, denn die kann man sich hier an fast jeder Ecke an einem Schirmstaender ausleihen. Man zahlt ein paar Yen und nimmt sich einen Schirm. Wenn man ihn nicht mehr braucht, steckt man ihn am naechsten Staender wieder weg. Und das ist noch nicht alles. Die Japaner setzen noch einen drauf. Damit der gebrauchte Schirm in den Geschaeften oder Restaurants keine Tropfen hinterlaesst, packt man ihn vor dem Eingang in extra dafuer vorgesehene Plastiktueten. Eine prima Sache, denn alles bleibt sauber.

Im weltweit groessten Tower Records (CD-Laden) kann man auf 6 Etagen CDs kaufen, im 7. Stock auch englische Buecher. Buecher? Hmm, war unser Rucksack nicht schon schwer genug? Unsere Buecherei nicht schon gross genug? ... Wir beschaeftigten uns eine Ewigkeit mit Reisefuehrern. Wohin soll's noch gehen? Was gibt es hier zu sehen? Wo uebernachtet man da am besten? Fuer welches Land brauchen wir ein Visum? ... Am Ende hatten wir beide einen Reisefuehrer ueber China in der Tasche. Gekauft natuerlich!

Jetzt ins Kino. Aber werden hier eigentlich englische Filme gezeigt? Ja, aber zu spaet. Die Vorstellung beginnt erst um 20 Uhr, aber da wir um 22 Uhr wieder im Youth Hostel sein muessen ... verbrachten wir den Rest des Abends mit schreiben. Drei Berichte fuer die Website. Immerhin! Wenn wir jetzt jeden Abend drei Berichte schreiben, haben wir es in zehn Tagen geschafft. Mal sehen, wie diszipliniert wir sein werden.

Dienstag, September 23, 2003

Tokio

Kurz vor Tokio wurden wir sanft mit japanischen Klaengen geweckt. Der Bus hielt ein paar Mal an und die Leute stiegen aus. Doch an der Endstation waren wir ueberrascht. Wo war der Bahnhof? Etwa an einem der vorigen Stopps? Natuerlich sprach der Busfahrer kein Englisch. Er wollte noch etwas von uns. Aber was? Immer wieder versuchte er, es uns geduldig zu erklaeren. Vielleicht wollte er unsere Tickets? Ich (Ramona) zeigte ihm meines und er freute sich riesig. Na also. Ist doch gar kein Problem mit Verstaendigung.

Wir gingen in ein Hotel, um nach einem Stadtplan und dem Weg zum Bahnhof zu fragen. Sorry, kein Englisch. Und das Wort "Youth Hostel" hatten sie auch noch nicht gehoert. Wir bekamen einen Stadtplan, nur half der nicht wirklich, da die Strassennamen nicht drauf standen. Wir fanden den Bahnhof trotzdem. Doch auch dort war keine Hilfe zu finden. Heute war Feiertag in Japan und viele Geschaefte hatten geschlossen. Gegenueber dem Bahnhof in einer Seitengasse sahen wir ein Hotel. Wieder kein Englisch. Aber auch verstaendlich, nachdem wir rausfanden, was es fuer ein Hotel war. Bis 17 Uhr haetten wir ein Zimmer haben koennen. Danach - Business Hotel. Ach so, dann lass mal lieber.

Wir fuhren zum Tokio Hauptbahnhof in der Hoffnung, hier weiter zu kommen. Alleine das Ticket kaufen war schon ein Erlebnis. Die Fahrplaene waren nur auf japanisch, die englischen waren gut versteckt. Wir machten uns ueber die Ticketmaschine her. Die konnte wenigstens auch Englisch. Nun mussten wir nur noch das richtige Gleis finden. Dank vieler hilfsbereiter Japaner klappte das auch.

In der Naehe des Tokio Bahnhofs sollte es eine Touri-Info geben. Wir schleppten uns dahin. Langsam fingen der Ruecken und die Hueften an zu schmerzen. Sicher wuerde alles ganz schnell gehen, wenn wir erst mal dort sind. Wir hatten gar nicht mehr daran gedacht, dass es noch so frueh war. Die Touri-Info hatte natuerlich noch geschlossen. Wir warteten bis 9 Uhr und waeren fast eingeschlafen. Kurz nach 9 Uhr war immer noch niemand da. ??? Na klar, es war doch Feiertag. Und was nun? Internet. Da finden wir bestimmt etwas. Genau. Wir hatten eine Adresse gefunden. Zurueck zur U-Bahn. Wir fragten eine junge Frau, wo die U-Bahn fuer uns abfaehrt. Sie wusste es auch nicht, erkundigte sich aber und anstatt es uns dann zu erklaeren, brachte sie uns hin. Super nett! Sind die Japaner alle so?

In Suidobashi stiegen wir aus. Aber in welche Richtung liegt nun das Hostel? Wir fragten in einem Fotoladen. Sie telefonierte kurz und malte es uns auf. Englisch konnte sie nicht. Endlich fanden wir das Hostel. Ein Doppelzimmer bitte. Sorry, ausgebucht! Oh nein, das kann doch nicht sein! Wir wollen nicht mehr, alles tut weh. Wir baten den Rezeptionisten, wenigstens im anderen Hostel anzurufen, um zu sehen, ob da noch was frei war. Glueck gehabt. Direkt reserviert. Laufen wollten wir jetzt nicht mehr. Taxi. 20 Euro. Doch das war es wert.

Das Hostel lag mitten im Olympic Youth Center. Ueberall standen Security-Leute und Sportler rannten rum. Check-in war leider erst ab 17 Uhr. Aber wir durften unsere Sachen dort lassen.

Wir fuhren nach Shibuya. Die verkehrsreichste Kreuzung der Welt. In einem riesigen Elektroviertel. Wir hatten noch nie so viele Menschen auf einer Kreuzung gesehen. Sechs oder acht Strassen fuehren aufeinander zu und alle Seiten hatten zur selben Zeit "Gruen" fuer die Fussgaenger. Welch ein Chaos in der Mitte! Doch es ging immer alles gut. Keiner schubste oder draengelte.

Wir standen mal wieder da und wussten nicht wohin. Wir wollten zum Tower Records. Es dauerte keine zwei Sekunden und schon kam jemand und bot seine Hilfe an. Unglaublich!

Kurz vor 18 Uhr checkten wir im Hostel ein. Es gab nur Einzelzimmer. Mal was anderes. Der Fernseher im Aufenthaltsraum muss um 23 Uhr, das Licht um 24 Uhr aus sein und zwischen 9 und 17 Uhr darf man nicht auf dem Zimmer sein. Wo sind wir denn hier gelandet?

Montag, September 22, 2003

Fushiki - Kanazawa

War das eine unruhige Nacht! Das Meer hatte sich immer noch nicht beruhigt. Dabei werden wir doch gleich andocken und zum ersten Mal in unserem Leben japanischen Boden betreten. Wir waren schon ganz gespannt. Hae? Was ist das denn? Sind das Japaner? Da waren ein paar Maenner in Blaumaenner gekleidet, mit orangen Helmen auf dem Kopf? Sollten das Japaner sein? Aber die tragen ja gar keine Anzuege. Und wo sind die Kameras? Gut, klein sind sie ...

Die Faehre legte an und wir holten unsere Rucksaecke. Und gleich die erste Verwirrung: Wie spaet ist es jetzt eigentlich? In Wladiwostock ist es nun 10.30 Uhr. Also 2 Stunden dazu macht 12.30 Uhr. Aber die Frau an der Rezeption faselte immer nur was von 8.30 Uhr. Na, was denn nun? Und warum ueberhaupt zurueck drehen? Wir sind doch nur noch weiter nach Osten gefahren. Erklaeren konnten wir es uns nicht, aber es war tatsaechlich erst 8.30 Uhr.

Jetzt waren wir noch einmal zum Warten verdammt. Wir durften das Schiff nicht verlassen, ehe der japanische Zoll- und Grenzbeamte auf dem Schiff gewesen ist. Der Zollbeamte kam zuerst. Als er unsere Rucksaecke sah, lachte er nur. Er soll bloss nicht wagen, uns zu bitten, diese auszupacken. Dann kann aber jemand hier mal einen Aufstand erleben! Aber er war gnaedig. Dann hiess es wieder warten. Wir brauchten ja einen Stempel in unserem Pass. Nach einer weiteren Stunde hatten wir diesen und somit 90 Tage Aufenthaltsgenehmigung in Japan. Es geht also auch ohne Visum. :)

Wir wollen nach Tokio fahren, aber erst einmal brauchen wir Cash. Aber das gestaltet sich in Japan nicht so einfach. Die meisten Bankautomaten akzeptieren nur japanische Karten. Na, das kann ja heiter werden. So gross ist Fushiki jetzt auch nicht ... Am Bahnhof trafen wir wieder auf Joyce, Matthias und Claudia. Sie hatten alle drei schon Tickets nach Kanazawa. Warum da hin? Laut Joyce's japanischem Freund ist es eine schoene Stadt und von dort fahren dann auch Busse nach Tokio. OK, ueberredet. Matthias lieh uns freundlicherweise Yen, damit wir ueberhaupt ein Ticket kaufen konnten. Nochmals vielen Dank. Und zum Glueck war da auch Joyce's Freund. Denn Englisch? Was ist das? Das scheint man auf dem Land (noch) nicht zu kennen.

In Kanazawa fuehrte unser erster Weg zur Touristen Information. Endlich mal wieder in einem Land, wo es so etwas gibt. :) Und hier konnte man uns gar auf Englisch weiter helfen. Ein herrliches Gefuehl! Dann zur Post, um Geld abzuheben. Die akzeptieren sogar Maestro. Allerdings kann man hoechstens 10.000 Yen abheben. Das sind ja nur ca. 100 Euro, die werden hier doch hoechstens einen Tag reichen. Hm, mal sehen, wie viele Gebuehren man uns dafuer abziehen wird. Die restlichen Rubel wollte wir auch gleich tauschen. Aber der Japaner schien das Geld gar nicht zu kennen. Er musste erst einmal nachschlagen, um uns dann mit einem freundlichen Laecheln im Gesicht zu sagen, dass er das Geld nicht tauschen kann.

Wir besorgten uns ein Ticket fuer den Nachtbus nach Tokio. 21.50 Uhr Abfahrt, Ankunft in Tokio 5.00 Uhr - viel zu frueh! Aber was soll's? Wir schauten uns dann den Kenrokuen Garten an, angeblich einer der schoensten japanischen Landschaftsgarten der Welt.

Aber was ist eigentlich ein japanischer Garten? "Japanische Landschaftsgaerten sind Nachahmungen von Naturlandschaft in einem gegebenen Raum. Baeume, Blumen, Steine, Wege, Wasserlaeufe sollten so wiedergegeben werden, wie sie in der Natur erscheinen." Hmmm... fuer uns jedoch war es ein Garten wie jeder andere. Ob wir den Unterschied irgendwann mal erkennen werden?

Als wir abends unsere Rucksaecke aus dem Schliessfach holten, trafen wir Joyce wieder. Wir hatten uns eigentlich heute morgen alle verabschiedet, da wir alle andere Plaene hatten. Mit Joyce zusammen warteten wir dann auf den Bus. Dieser war sehr puenktlich und gluecklicherweise war der Bus auch nicht ausgebucht. So konnten wir es uns auf je zwei Sitzen "gemuetlich" machen. Fuer jeden gab es aber nicht nur eine Decke sondern auch Pantoffeln, damit man nicht auf den Struempfen auf die Toilette gehen muss. :)

Sonntag, September 21, 2003

Faehre nach Japan / Fushiki

Punkt 9 Uhr sassen wir senkrecht im Bett. Uns blieb fast das Herz stehen. Die Lautsprechanlage droehnte los: Fruehstueckzeit! Oh nein! Nicht jetzt schon, wir waren doch gerade erst ins Bett gegangen. Doch wir hatten durst und somit keine andere Wahl aufzustehen. Nach dem Fruehstueck legten wir uns jedoch gleich wieder hin. Dich mit schlafen wurde es nicht wirklich was. Alle halbe Stunde wurden irgendwelche Durchsagen durch den Lautsprecher gebruellt. Dabei waren wir doch so muede!!

Am Nachmittag setzten wir uns aufs Deck un die Sonne. Es war extrem warm. Ploetzlich gab es Alarm. War was passiert? Niemand schien sich jedoch an den Laerm zu stoeren. Aber dann kamen ettliche Mannschaftsmitglieder die Treppe rauf, alle mit Rettungswesten in der Hand und liefen aufs obere Deck. Ohoh! Aber sicherlich haetten sie doch etwas zu uns gesagt, falls wir sinken wuerden, oder nicht? Nach 5 Min. kamen sie alle wieder zurueck. Es war wohl doch nur eine Uebung. Dass sie sowas ueberhaupt hier machten, wo doch schon kaum auf den Zustand der Schiffe geachtet wird.

Uns wurde immer heisser. Auf dem Deck ueber uns gab es eine Schwimmbecken. 3x3x2m. Da mussten wir woh doch noch rein springen. Wir waren nur zu faul unsere Badeanzuege aus der Kabine zu holen. Ach, das wird bestimmt auch so gehen. Und schon huepften wir hinein. Oh, es war 0,5cm kalt! Uns blieb fast der Atem weg. Durch den hohen Wellengang im Meer hatten wir das gleiche auch im Becken. Es war super lustig. Natuerlich bekamen wir auch schnell Gesellschaft, wohl wegen unserer Kleidung, oder besser nicht vorhandenen Bekleidung. Wieder einmal waren wir das Highlight auf dem Schiff.

Nach ein paar Minuten legten wir uns in die Sonne zum Trocknen. Dann wurde auf einmal das Becken geleert und frisches Wasser reingefuellt. Das ist aber nett. Heisst es wir muessen da jetzt nochmal rein? Na gut!

Wir sassen noch bis 19 Uhr in der Sonne und ich bin sogar ein paar Mal eingeschlummert. Als ich das letzte Mal aufwache, war mir speiuebel. Sollte das etwa seekrank sein? War ich doch noch nie gewesen. Da kam ploetzlich Claudia gelaufen und beugte sich ueber die Reling. Das Abendessen hatten wir heute nur zu viert. Ich schluckte sicherheitshalber eine Tablette gegen Seekrankheit, so ging es mir schnell wieder besser. Claudia stand immer noch draussen als wir vom Essen zurueck kamen.

Spaeter erfuhren wir auch, warum so heftiger Wellengang war. In Suedjapan toste ein Taifun. Hatte die Mannschaft deshalb die Uebungen heute Mittag gemacht? Je spaeter es wurde, desto schaukeliger wurde es. Geradeaus laufen, ohne zu stolpern war unmoeglich. In der Naehe unserer Kabine knallte es laut bei jeder grossen Welle. Was das wohl war? Eine Tuer waere doch schon lange ins Schloss gefallen.