Freitag, November 14, 2003

Peking - Datong

Um 15.13 Uhr fuhr unser Zug nach Datong. Wir hatten erst 11.00 Uhr und somit noch etwas Zeit. Wir wollten wieder ein Paeckchen nach Hause schicken und ein paar Postkarten schreiben. Der Hostelleiter sagte uns, am Bahnhof sei auch eine Post, da koennten wir alles abschicken. Perfekt. Wir machten alles fertig und nahmen dann um 13.30 Uhr ein Taxi zum Bahnhof.

Das Gebaeude war riesen gross. Fast wie ein Flughafen. Wir mussten sogar durch eine Gepaeckkontrolle. Wir machten uns direkt auf die Suche nach der Post. Fanden sie auch gleich, nur leider sagte man uns hier: keine internationalen Pakete. Sowas Dummes!

Der Zug war aehnlich dem in Russland. An jedem Wagon stand eine Schaffnerin, die die Tickets einsammelte und die Platzkarten ausgab. Es gab 3er und 2er Sitze. Alles war total eng. Wir hatten Muehe, unsere riesen Rucksaecke unterzubringen und waren wieder mal das Highlight. Alle gafften uns an. Die Sitze waren viel zu eng fuer uns. Waren eben nur fuer kleine Asiaten gemacht. Die Fahrt nach Datong dauerte 5.15 Stunden. Wir hatten uns mittlerweile an das Ruelpsen, Spucken und den Rauchgestank gewoehnt.

Vorm Bahnhof wurden wir von vielen Einheimischen begruesst, die Unterkuenfte anboten. Nicole wollte eine Frau nach dem Preis fragen und ploetzlich war sie verschwunden. Al sprach mit einem Taxifahrer, der uns zu einem Hotel bringen sollte. Also ging ich lieber schnell Nicole suchen. Sie weiss doch, dass sie nicht mit Fremden mitgehen soll! Wo steckt sie nur? Sie stand in einer Hintergasse und sollte sich ein Zimmer ansehen. Zum Glueck.

Das Zimmer sah ganz ok aus. Al kam nun auch mit dem Taxifahrer. Wir entschieden uns hier zu bleiben. 30Yuan pro Person. Das ging ja noch.

Der Taximann bot uns fuer morgen eine Sightseeing Tour, zum Hanging Temple und den Cloud Ridge Caves, zur 9 Dragon Wall und dem Bell Tower an. Alles fuer nur 260Yuan. Das hoerte sich gut an. Wir verabredeten uns fuer 8.30 Uhr morgen frueh.

Zum Abschluss des Tages machten wir mal einen kleinen Spaziergang. Die Stadt sah viel aermer aus als Peking. Alles war grauer und kaputter. Die Strassen waren noch voller Eis, es war hier um einiges kaelter.

Donnerstag, November 13, 2003

Peking

Ramona und ich wollten heute zu den Ming Tombs, den Graebern von 13 der 16 Kaiser aus der Ming Dynastie. Drei dieser Graeber sind fuer die Oeffentlichkeit zugaenglich. Aber fuer uns noch interessanter war die Strasse mit den verschiedenen lebensgrossen Tieren aus Stein.

Die Tour war eine Tagestour und wir mussten zur Bushaltestelle fuer Langstrecken. Dort wurden wir gleich von schreienden Menschen angefallen, die uns Tickets fuer Bus Nr. 1 verkaufen wollten. Wir wollten aber nicht in Bus Nr. 1, wir wollten zu den Ming Tombs. Nun, was soll ich sagen? Ich glaube, wir haben da jetzt eine Kaffeefahrt auf Chinesisch erlebt. Fuer ca. 15 Euro, die Chinesen zahlten nur 12. Angekuendigt als Tour zur Chinesischen Mauer nach Badaling und zu den Ming Tombs, sahen wir noch viele andere Dinge - oder soll ich sagen Shops? -, die wir nicht haetten sehen muessen und gar nicht sehen wollten! In einem Minibus voller Chinesen, mit einem chinesischen Tourguide. Der plapperte unentwegt. Natuerlich auf Chinesisch! Aber der Reihe nach:

1. Mauer in Badaling - alles tourimaessig; gut, dass wir in Simatai waren
2. Museum mit Jadesteinen - wir brauchen keinen Schmuck
3. Mittagessen am Tisch mit 8 schmatzenden und ruelpsenden Chinesen muss man nicht haben; das Essen war aber total lecker
4. Suessigkeitenladen - am Probiertisch probierten wir alles, kauften aber natuerlich nichts
5. Ming Tombs - oeffentliche Graeber, wo sind sie? Wir sahen nur einen Grabhuegel, ueber den wir auch gelaufen sind.
6. Strasse mit Steintieren - ist nicht geoeffnet, da koennen wir gar nicht hin. Na toll! :(
7. Chinesische Medizin - warum das? Wir sind gesund! Dachten wir. Der Arzt, der unseren Puls fuehlte und unsere Zunge sah, bescheinigte Ramona zu niedrigen Blutdruck (daher auch stets die kalten Haende und Fuesse) und mir innere Hitze. Natuerlich wollten sie auch, dass wir Medizin kaufen. Aber nicht mit uns.

Obwohl wir letztendlich nicht das gesehen haben, was wir sehen wollten, war es ein sehr interessanter und teilweise auch lustiger Tag mit den Chinesen gewesen.

Mittwoch, November 12, 2003

Peking

Heute gab es Fruehstueck in der Hostelkueche. Brot, Kaese, Tomaten und Ei. Das fand der Besitzer wohl sehr faszinierend, denn er wollte unbedingt Fotos von uns machen. Witzig. Wir hatten heute nicht wirklich was vor. Nicole und ich gingen die Liste der Orte durch, die wir nach Peking sehen wollten und stellten einen Plan auf. So konnte Al dann entscheiden, wie weit er noch mit uns reisen wird. Er faengt ja am 20.11. in Yantai an, Englisch zu lehren.

Am spaeten Nachmittag fuhren wir in die Einkaufsmeile und holten meine Kamera ab. Sie hatten es tatsaechlich geschafft. Sie war repariert. Ich konnte es gar nicht glauben. Wir bummelten noch etwas rum und um 18.00 Uhr brachte Al uns zum Theater. Nicole und ich wollten uns die Akrobatikshow ansehen. Al kannte sie schon. Die Show war atemberaubend! Menschenpyramiden, eine kleine Frau trug 5,6,7 andere auf ihren Schultern und Kopf. Das gleiche nochmal auf einem Fahrrad. Sie konnten sich biegen wie Gummi in allen Lagen. Leider war alles viel zu schnell vorbei.

Dienstag, November 11, 2003

Peking

Um 7 Uhr ging's los. Wir hatten eine Tour nach Simatai zur Chinesischen Mauer gebucht. Dort hatten wir fuenf Stunden Zeit, die Mauer zu ersteigen und zu bewundern. Zuerst mussten wir ein Stueck mit der Seilbahn fahren. Bis zur Mauer waren es dann noch ein paar Meter. Obwohl dieser Mauerabschnitt ueberhaupt nicht touristisch ist, gibt es doch einige Bauern, die dir nachlaufen und gar mit dir klettern, damit du auch bloss etwas von ihrem Kram kaufst. Einfach ignorieren. Oder schneller klettern. :)

Wir mussten teilweise wieder kniehohe Stufen laufen, manchmal ging es aber auch einfach nur steil hinauf. Alle 180 m gibt es einen Wachturm. Die Mauer sollte urspruenglich als Verteidigungslinie dienen, aber sie erfuellte nie wirklich einen Zweck. Und mal ehrlich: Wer ueberhaupt ueber die vielen Berge bis zur Mauer gekommen ist, der kommt auch noch ueber die Mauer! Der Bau der Mauer verlief in zwei Phasen; erst im zweiten Bauabschnitt wurden die Steine hinzugefuegt. Das dauerte ueber 100 Jahre.

Die Landschaft in Simatai ist grossartig, die Mauer umgeben von Bergen. Und da mal wieder die Sonne schien, war sowieso noch alles viel viel schoener.

Beim Abstieg machten wir es uns ganz einfach. Wir wollten nicht mehr alles zurueck laufen und nutzten einfach die Deathslide. Angekettet an einem Klettergurt rutschten wir an einem dicken Seil ueber einen grossen See hinunter. Das war 'ne Gaudi! Man konnte die Aussicht wunderbar geniessen. Nach dem doch eher modernen Fortbewegungsmittel stiegen wir auf ein aelteres um und liessen uns mit einem Boot zum anderen Ufer paddeln. Von hier waren es dann auch nur noch ein paar Meter zum Bus.

Zurueck im Hostel erhielt ich dann auch endlich das Paket von DHL. Konnte es kaum glauben. Fuenf Tage nach dem versprochenen Liefertermin. Wofuer zahlt man eigentlich soviel Geld fuer eine Expresslieferung?

Dann mussten wir Ramonas Kamera wegbringen, die aus irgendeinem Grund Mucken machte. Ramona wagte es, ihre Kamera in einem Laden zu lassen. Sie unterschrieb einen Wisch und das war's. Nun, wer weiss, was sie da unterschrieben hat? Wir koennen doch kein Chinesisch lesen! Hoffentlich bekommt sie die Kamera morgen auch wieder!

Bevor es zur Peking-Ente ging, liefen wir noch ueber einen Essensmarkt. Wieder eine Bude neben der anderen. Hier werden teilweise Sachen verkauft, da moechte man lieber gar nicht wissen, was es ist. Die Ente dagegen war total lecker. Auch wenn Al sagte, dass seine viel besser schmecken wuerde. Die Einladung haben wir gerne angenommen.

Normalerweise waere ich heute zum Karnevalsanfang in Koeln gewesen. Vermisst habe ich es nicht wirklich, aber dennoch habe ich mich ueber die Helau und Noun da je-Sprueche per eMail und SMS sehr gefreut!

Montag, November 10, 2003

Peking

Wieder ein Tag mit vollem Programm. Zuerst gingen wir, heute mal zu dritt, zum Seidenmarkt. Hier steht eine Klamottenbude neben der anderen. Alles kleine Bretterschuppen. Sobald man mal stehen bleibt, um sich etwas anzusehen, wird man sofort von den Verkaeuferinnen attackiert. Anfangs schmeissen sie mit horrenden Preisen um sich. Wenn man etwas handelt, gehen sie aber schnell runter mit dem Preis. Und wenn man sich dann doch gegen den Kauf entscheidet, flehen und betteln sie teilweise, man solle doch kaufen und sie gehen noch weiter runter mit dem Preis. Es war ganz schoen heftig. Machte oft aber auch viel Spass, wenn die Maedels gut Englisch konnten und mit uns rumbloedelten.

In der Mitte des Marktes stand eine Frau mit ihrem Fahrrad und Anhaenger und verkaufte Essen. Reis, Nudeln, Gemuese, Fleisch, ... Hier assen wir zu Mittag. Man bekam ein Schaelchen mit Reis und dann konnten wir uns auffuellen soviel wir wollten. Sogar nachnehmen so oft wir wollten. Erst wenn man satt ist, wird bezahlt. Und das nur 7 Yuan, was knapp ein Euro ist. War super lecker!

Nun wollten wir zum Mausoleum auf dem Tian'anmen-Platz und Praesident Mao besuchen. Hatten sogar unsere Paesse dabei, die man hier vorzeigen muss. Doch was stand da auf dem Schild? Geoeffnet DI bis SA. Stand im Lonely Planet nicht was von MO?

Nicole und ich wollten nun zum Temple of Heaven's Park (Himmelstempel). Das hatte Al schon gesehen, also trennten wir uns hier. Wir nahmen die Rikscha zum Tempel. Den Preis hatten wir natuerlich vorher festgelegt. 20. Doch als wir ankamen, trauten wir unseren Ohren nicht. 20, sagte der Fahrer. 20 Dollar. Bitte? Das soll ja wohl ein Scherz sein. Wir sind hier in China und hier rechnet man schliesslich Yuan. Wir gaben ihm 50 Yuan und verabschiedeten uns. Das hat ihm gar nicht gepasst, er liess uns aber gehen.

Der Temple of Heaven lag in einer riesigen Parkanlage. Wenn man durch den Haupteingang kommt und den langen Weg zum Tempel leicht bergauf laeuft, sieht es tatsaechlich so aus, als wuerde man in den Himmel gehen.

Im Hostel trafen wir uns mit Al wieder. Fuer 18.30 Uhr hatten wir den Bus zur Peking Oper gebucht. Die Show war genial! Die Peking Oper wir nur von Maennern gespielt. Geschminkt und im Kleid sah man kaum einen Unterschied. Nicht mal in den Bewegungen. Sie sangen in einer ganz hohen Stimme. Beeindruckend. Es wurden zwei Geschichten gespielt. Natuerlich geht es immer um Liebe und gebrochene Herzen.

Sonntag, November 09, 2003

Peking

Al und ich waren heute schon frueh auf. Wir wollten Ramona mit einem leckeren Fruehstueck ueberraschen und gingen einkaufen. Gut, dass hier die Geschaefte auch am Sonntag geoeffnet haben. Es gibt hier verschiedene Arten von Supermaerkten: einmal so wie bei uns mit nur einer Kasse, an der man alles bezahlt und andere aehnlich wie in Russland, viele Shops in einem Shop. Wir kauften Brot, Kaese, Tomaten, Marmelade, Milch, ... alles, was das Herz begehrt.

Erneut fiel mir auf, wie sportlich die Chinesen doch sind. Tai Chi, Paartanz, joggen, Rad fahren, ... ueberall sieht man sie, egal welchen Alters. Auch das Drachen steigen lassen ist hier total beliebt.

Ramona und ich sahen uns heute den Drum & Bell Tower an. Beide liegen nebeneinander in einer Gegend, in der man Sehenswuerdigkeiten nicht unbedingt vermuten wuerde. Vom Bell Tower hat man einen schoenen Blick auf die Stadt. Im Drum Tower werden alle halbe Stunde die Trommeln geschlagen. Das durften wir uns natuerlich nicht entgehen lassen. Sechs Moenche schlugen mit zwei Stoecken auf riesige, liegende Trommeln ein. Der Rhythmus war genial, es hoerte sich einfach nur klasse an. Wir konnten es auch nicht lassen. Nach der Vorstellung, nahmen wir die Stoecke selbst in die Hand. Aber irgendwie klang das alles ganz anders.

Am Abend war Kino angesagt. Hier kann man es sich auf Sofas und Sesseln bequem machen. Naja, bequem ist gut. Zu wenig Platz fuer die Beine und die Rueckenlehnen sind auch nicht hoch genug. Ueber Matrix 3 will ich lieber kein Wort verlieren.