Samstag, September 20, 2003

Wladiwostock - Faehre nach Japan

Duschen! Noch einmal bevor es auf die Faehre geht. Ob es Wasser gibt? Zu Hause muss man sich diese Frage ja gar nicht erst stellen, aber hier. Aber ich (Nicole) hatte Glueck. Warum es hier kein Wasser gibt oder nur zu bestimmten Zeiten konnten wir leider gar nicht in Erfahrung bringen.

Gegen 12 Uhr raeumten wir unser Zimmer, keine Minute frueher als wir mussten. 2,5 Stunden spaeter soll unsere Faehre nach Fushiki/Japan gehen. Wir hatten also noch etwas Zeit. Doch mit dem schweren Rucksack laufen? Nein, nicht, wenn wir den Bus nehmen koennen. Wir wollten gerade die Strasse ueberqueren, als ein Jeep anhaelt. Der Fahrer fragte auf Englisch, wo wir denn her seien und wohin wir wollten. Er bot uns an, uns zum Hafen zu fahren. Hm, kann man dem Russen trauen? Wir zoegerten einen Moment, aber der Russe, hatte den Kofferraum bereits geoeffnet. Also gut, jetzt konnten wir nicht mehr ablehnen. Und recht war uns das ja irgendwie auch. Er faehrt uns sicher naeher an den Hafen als der Bus es koennte. Es stellte sich heraus, dass der Russe frueher auch Backpacker war und deshalb gerne hilft. Fantastisch! Aber was macht er jetzt? So geht's aber nicht zum Hafen! Wo faehrt er denn nur hin? Hm, sicher eine Abkuerzung. Dann fragte er ploetzlich, ob wir noch ein paar Minuten Zeit haetten. Ups, was hat er vor mit uns? "OK, wofuer also?" "Wollt ihr in die Wladiwostock Nachrichten?" Hae? Wie bitte? Hatten wir richtig verstanden? "Entschuldigung, was sagten sie da?" "Ich arbeite fuer Wladiwostock News und wuerde gerne ueber euch berichten." Und ob wir Zeit hatten. Unsere Faehre geht schliesslich erst um 14.30 Uhr. Wir fuhren zum Buero, aber dort scheint wohl an einem Samstag niemand zu arbeiten. Zumindest kein Kameramann. Oh je, ob das mit rechten Dingen zugeht? Aber das machte wohl nichts. Der Fahrer, der sich immer noch nicht vorgestellt hatte, kam mit seiner eigenen Kamera, stellte uns zwei seiner Kollegen vor! Wir mussten unsere Rucksaecke anziehen und dann Film ab! Man fragte uns, woher wir kommen, wie uns Russland gefaellt, was wir in Wladiwostock machen, wohin es weiter geht, etc. Auch auf das Wasserproblem wurden wir angesprochen ... Natuerlich hatten Ramona und ich uns vorher abgesprochen, wollten den Russen ja nicht auf den Schlips treten und politisch korrekte Antworten geben. Nach ein paar Minuten war alles vorbei. Es musste nicht mal wiederholt werden, ja nicht mal in die Maske hatten wir gemusst. Wir sind wohl doch Genies! :) Der Fahrer brachte uns dann wie versprochen zum Hafen. Erst dort stellte er sich vor. Dimitri wird den Film jetzt bearbeiten, erst dann kann er gesendet werden. Wir sollen uns bei ihm melden, wenn wir in Deutschland sind, dann schickt er uns das Video.

Er klaerte uns dann auch ueber das Wasserproblem in Wladiwostock auf: Der See, von dem Wladiwostock bisher immer Wasser bekommen hat, ist fast leer. Man koennte Leitungen legen, so dass sie Wasser von anderen Stellen bekommen. Aber dafuer moechte die Regierung kein Geld ausgeben. Das Buero des Filmteams hat so z. Bsp. 10 Stunden lang Wasser, dann 30 Stunden nichts. Speziell fuer die Toiletten ist das eklig! Und die Leute leiden natuerlich darunter! Wie sie dieses Problem wohl loesen werden? Und wann?

Im Reisebuero, wo wir unsere Paesse zurueck bekamen, erhielten wir auch unsere Tickets fuer die Faehre. Wir lernten dort auch Joyce aus Chicago kennen, die ebenfalls nach Fushiki will. Um 15 Uhr ging es dann endlich los. Erst zur Passkontrolle. Hier gibt es wohl ein Problem? Ob das daran liegt, dass wir uns nicht rechtzeitig haben registrieren lassen? Die Frau in dem Glaskasten war sichtlich ueberfordert. Sie telefonierte mehrmals, zog andere Leute uns vor. Wir standen derweil wie bepackte Esel dumm daneben. Irgendwann dann kam eine zweite Frau und dann klappte es doch. Peng! Das war der Stempel. Wir durften also ausreisen! Japan, wir kommen ...

Um 19 Uhr wurde uns dann durch den megalauten Lautsprecher angekuendigt, dass das Restaurant geoeffnet sei. Wir als hin. Wir wurden gleich mitten in das Restaurant an einen 6er-Tisch gesetzt. Warum ein 6er-Tisch? Und warum stand da ein Reserviert-Schild? Nun, das war wohl der Touri-Tisch, denn sowohl Joyce als auch Matthias und Claudia, ein Paerchen aus der Schweiz, setzten sich zu uns. Sicher lag das alles daran, dass wir das Highlight auf dem Schiff sind. Ausser uns fuenf nur Russen!

Das Essen war reichlich und ok - und uebrigens im Faehrpreis inbegriffen. Nur zu trinken gab es nichts. Warum das denn? Erklaeren konnte man es uns nicht. Spaeter zum Kuchen gab es dann Tee. Ha, jetzt musste die Bedienung aber laufen. Wir alle wollten gleich mehrere Tassen Tee trinken. Sicherlich mag sie uns jetzt schon nicht mehr.

Abends trafen wir Touris uns dann im Musiksalon. Wir waren die ersten Gaeste und viele sollten auch nicht mehr folgen. Dem Entertainer jedoch schien das nicht zu stoeren. Er legte gleich los, nur viel zu laut. An anstaendige Drinks oder gar Cocktails war fuer Ramona und mich nicht zu denken. Schliesslich hatten wir ja unser letztes Geld fuer die Tickets ausgegeben. Mit den restlichen Muenzen reichte es gerade mal fuer eine Cola. Doch scheinbar hatte man Mitleid mit uns. Ein Russe vom Nebentisch - inzwischen feierten da ca. 6 Leute eine Party - liess uns eine Flasche Wodka mit Schnapsglaesern sowie eine Karaffe Apfelsaft auf den Tisch stellen. Jetzt waren wir verloren! Wir kamen nicht mehr drumrum, wir mussten das trinken. In Russland ist es unhoeflich, eine solche Einladung abzulehnen. Aber Wodka pur? Wir trinken den ja wenigstens noch mit Orangensaft, Red Bull o. ae. Aber hier? Nix da. Den Apfelsaft zum Nachspuelen, den Wodka aber aus Schnapsglaesern. ... Als die Flasche leer war, schafften Joyce, Matthias und Claudia den Absprung. Ramona und ich wurden an den russischen Tisch gebeten. Und jetzt ging es erst richtig los. Es blieb nicht mehr nur bei Wodka, irgendwann gab's Whisky, Cognac und auch Martini. Es gelang uns nicht immer, unser Glas zu verstecken. Immer wieder wurde einfach nur nachgekippt - und dann musste man auch prosten und eben trinken. Es wurde eine richtige Party. Wir tanzten gar auf richtig schlimme Musik, das will schon was heissen. Bis 4.30 Uhr feierten wir und wieder waren wir das Highlight!

Freitag, September 19, 2003

Wladiwostock

Gegen Mittag machten wir uns auf in die Stadt. Erstmal zum Faehrterminal unsere Tickets nach Japan zu kaufen. Sie behielten unseren Pass. Hoffentlich kommen wir damit auchieder raus aus Russland. Wir hatten es naemlich versaeumt, unser Visum abzustempeln, was man normalerweise spaetestens drei Tage nach Einreise tun sollte. Wir hatten den Stempel nur durch Zufall vor 5 Tagen bekommen. Dabei hatte man uns das noch gesagt als wir unser Visum bekamen. Wieder typisch. Wir sind so'n paar Schlafmuetzen.

Das Fahrticket wollten wir mit Visa bezahlen. Is nich! Nur Cash. Also wir wieder los auf die Suche nach einem Geldautomaten. Wir hoben nur soviel ab wie wir fuers Ticket brauchten. Wir werden ja heute eh nicht mehr viel ausgeben. Der Automat stand in der Post und da wir nun schon mal hier waren, konntenwir auch gleich unser Paeckchen nach Hause schicken, Buecher die wir gelesen hatten, Landkarten und Prospekte. Was sich halt so ansammelt auf so einer Reise und nur unnoetiger Ballast darstellt. Einfach so geht das allerdings nicht. Erstmal muss alles korrekt verpackt werden. Dafuer gibt es einen extra Schalter. Langes Anstehen. Die Sachen werden erst in Paketpapier eingepackt und mit Kleister zugeklebt. Fuer die grossen Packete wurde dann ein Stueck Stoff zurecht geschnitten, welches dann zu einem Sack per Naehmaschine zusammengenaeht wurde. Das Paket wird in den Sack gestopft und dann wird die letzte offene Naht vom Sack per Hand zugenaeht. Aber noch nicht genug. Zur Sicherheit kommen auf die Naehte noch Wachssiegel. Kein Wunder, dass man ewig anstehen musste. Das Verpacken war natuerlich nicht um sonst. Ganze 6 Rubel = 20 Cent mussten wir dafuer blechen. Nun nochmal anstellen um das Paeckchen aufzugeben. Dieser ganze Akt dauerte fast 20 Min.

Zurueck im Faehrterminal zahlten wir unsere Tickets. Morgen um 14 Uhr ist Aufbruch. Wir holten Al ab, der solange draussen in der Sonne auf uns gewartet hatte. Er wollte noch ins Internet Cafe und Nicole wollte ihn spaeter zum Flughafen bringen. Somit trennten sich hier unsere Wege.

Ich ging ein bisschen spazieren und dann runter zum Strand. Setzte mich auf einen alten Bootsanlegesteg und beobachtete die Leute. Viele gingen schwimmen und ein paar Mutige kletterten auf ein altes Schiff und sprangen von der Rehling, ca 10m hoch.

Abends im Hotel traf ich mich wieder mit Nicole. Wir liessen den Abend mit Rotwein ausklingen.

Donnerstag, September 18, 2003

Wladiwostock

Heute wollten wir frueh aufstehen, um so schnell wie moeglich diese Bude zu verlassen. Aber daraus wurde mal wieder nichts. Erst um 11.30 Uhr fruehstueckten wir. Wieder ueberbackenen Toast. Und wie hatte ich (Nicole) mich auf den Kakao gefreut. Den hatte ich gestern zufaellig in einem Shop entdeckt und gleich eine grosse Packung gekauft, fuer Ramona mit. Doch beim Fruehstueck dann wurde ich enttaeuscht. Trotz brauner Verpackung stellte sich der Kakao als Milch heraus. Erst dann fiel es mir wieder ein: Die unterschiedlichen Farben der Verpackung wiesen lediglich auf den unterschiedlichen Fettgehalt hin. :(

Nach dem Fruehstueck dann aber nichts wie weg. Bus Nr. 65 und ab in die Stadt. Wir wussten, dass dieser Bus eher selten faehrt und freuten uns daher um so mehr, als er bereits nach 15 Minuten Warten um die Kurve kam. Aber was macht denn der Busfahrer? Warum faehrt der denn an uns vorbei? Dabei hatten Al und Ramona doch mit beiden Armen gewunken! Al's Enttaeuschung spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Ramona und ich lachten nur. Dann nehmen wir eben den naechstbesten Bus. Ein Mini-Bus. Doch der fuhr nicht ins Zentrum. Irgendwo wurden wir einfach rausgelassen, der Bus fuhr einfach nicht weiter. Probieren wir Bus Nr. 7. Vielleicht klappt's ja. Wir hatten Glueck!

Im Internet-Cafe stiessen wir erneut auf Probleme mit unseren Fotos. Da nahm Al sich der Sache an. Er lud sie auf seinen HardDrive und wird sich in Irkutsk darum kuemmern. Nun hatten wir das Problem fuer dieses Mal geloest. Aber wie laeuft's beim naechsten Mal? Muessen wir uns etwa doch noch einen HardDrive kaufen?

Spaeter am Nachmittag setzten wir uns in ein Zelt in der Naehe des Strandes. Ich hatte ein Red Bull-Plakat gesehen und richtige Gelueste danach. Al ging auch gleich los, um eine Runde zu bestellen und sah es gerade rechtzeitig. Hier war Red Bull ein starkes amerikanisches Bier! So ein Mist! Dabei verleiht das doch bestimmt keine Fluegel!

Fuers Abendessen gingen wir ein letztes Mal zu unserem Italiener. Es war unser letzter gemeinsamer Abend zu dritt - Al fliegt morgen zurueck nach Irkutsk - und Al sollte mal so richtig gut italienisch essen. Aber nichts schien wie zuvor. Die Bedienung, ein Haeschen, war wohl neu hier. Wir hatten eine Vorspeise und Pizza bestellt und was macht sie? Bringt uns erst die Pizza! Hallo, noch ganz fix? Wohl noch nie auswaerts essen gewesen oder was? Also nee, so laeuft das hier nicht. Erst die Suppe, dann die Pizza. Aber damit nicht genug. Das Haeschen raeumte auch noch unsere Platzteller ab. Was soll das denn jetzt? Doch wir liessen sie machen. Sie brachte uns dann die Suppe, die natuerlich nur noch lauwarm war. Und womit sollen wir die essen? Loeffel hatten wir naemlich auch noch keine ... Oh je, sie muss noch viel lernen. Ist ja auch ein schwerer Job...

Mittwoch, September 17, 2003

Wladiwostock

Nicole weckte mich als das Fruehstueck fertig war. Sie hatte es mit Al zusammen gezaubert. Es gab Toast mit Tomaten und Kaese ueberbacken. Sogar mit dem guten Cheddar Kaese. Oh, wie lecker! Al wollte heute in die Stadt um seinen Flug nach Irkutsk zu buchen. Nicole und ich wollten lieber im Appartement bleiben, hatten nicht wirklich Lust auf den weiten Weg. Dies waere nun eine gute Gelegenheit, unsere Tagebuecher mal wieder auf den neusten Stand zu bringen. Al bekam wieder eine Einkaufsliste mit und unsere Waeschezettel, so kann er auf dem Rueckweg unsere so guenstig, frisch gewaschene Waesche mitbringen. Wir begleiteten Al bis kurz vor die Bushaltestelle und gingen dann in die kleinen Laeden Eier fuer unseren Kartoffelsalat zu kaufen und ein paar Flaschen Wein. Dann gung es zurueck zum Appartement und wir stuerzten uns frischen Mutes, mit einem Flaeschchen Rotwein, auf die Berichte. Wir kamen war gut voran, doch waren wir lange noch nicht fertig als Al zurueck kam.

Er schien etwas betrippst. Was ist passiert? Ich, ich, ... habe eine schlechte Nachricht fuer euch. Hae??? Naja, es hat mit eurer Waesche zu tun. War sie etwa eingelaufen? Oder verfaerbt? Ein T-Shirt zerrissen? Wir dachten uns saemtliche Variationen aus und fanden es sehr belustigend. Aber Al nicht. Er schien sich wirklich Sorgen zu machen, wollte aber nicht so richtig raus mit der Sprache. Nun sag schon! Hattest du etwa keine 110 Rubel mehr und wir muessen die Waesche morgen abholen gehen? Nein, aber es ist ein bisschen teurer geworden als angenommen. Na, wenn's weiter nichts ist. Da gab Al mir (Ramona) meinen Waescheettel zurueck und wies auf eine Stelle. Es stand dort: USD! Oh!!! Dann schrie ich los vor lachen! Ich zeigte es Nicole. Auch sie musste lachen. 110 USD fuer je 3 T-Shirts, 1 Hose und etwas unterwaesche! Nicht schlecht! Wie konnte wir auc hnur so doof sein?! Es war immerhin ein 4 Sterne Hotel gewesen und die wuerden fuer 3 Euro doch keinen Finger krumm machen. Und so was passiert uns! Mir, wo ich doch ueber 10 Jahre im Hotel gearbeitet hatte und Nicole, die von berufswegen staendig mit Hotels zu tun hatte. Ueber soviel Bloedheit konnte man nur lachen. Al war nun sichtlich erleichtert dass wir es mit so viel Humor nahmen.

Nicole machte sich nun an die Salatsauce fuer unseren Kartoffelsalat. Al hatte alle Zutaten bekommen, auch unser Spueli hatte er dabei. Wir machten derweilen den Abwasch. Endlich wurde mal alles sauber. Dann kam uns in den Kopf, dass wir garnichts zum dazuessen hatten. Da machten Al und Nicole sich nochmal auf den Weg um etwas Wurst zu kaufen. Kurze Zeit spaeter war es endlich so weit, selbstgemachter Kartoffelsalat mit Wurst und Rotwein. Goettlich!

Dienstag, September 16, 2003

Wladiwostock

Es war mal wieder soweit. Ich (Nicole) und mein Durchfall! Mal wieder wurde ich durch das Rumoren meines Magens wach. Aber dieses Mal war es nicht das Halten des Zuges, dass mich davon abhielt, aufs Clo zu gehen. Nein, dieses Mal gab's kein Wasser. Ich konnte doch nicht ... oder doch? Lieber nicht. Wie wuerde denn die Toilette aussehen? Und wie wuerde es stinken? Nee, nee, lieber noch etwas liegen bleiben und hoffen ... Warum immer ich?? Aber was war das? Duschte da nicht jemand? Yippieh, dann musste es auch Wasser geben!

Wir wollten gerade in die Stadt, als uns einfiel, dass wir mal im Hotel unseren Aufenthalt verlaengern sollten. Wir wollten doch bis Samstag bleiben. Aber da gab's wohl ein Problem. Wie? Das Hotel ist ausgebucht? Warum das denn? Wer geht denn in ein Hotel, wo es nur zu bestimmten Zeiten Wasser gibt? Ach man, und jetzt? Wo sollen wir denn hin? Uns fehlte ein Zimmer fuer zwei Naechte, ab Donnerstag koennen wir wieder hier uebernachten. Hmmm. Wo sollen wir denn jetzt nach einem Hotel suchen? Aber man schien Gnade mit uns zu haben, man wollte uns zumindest helfen. Die Rezeptionistin waehlte eine Nummer und fragte nach zwei Zimmern fuer Al, Ramona und mich. Aber so gut konnten wir inzwischen auch schon Russisch. Ausgebucht. Die naechste Nummer. Nee, is nich. Noch 'ne Nummer. Auch nix. Das gibt es doch nicht. Die Filmfestspiele sind doch schon vorbei! Aber dann ... da gab's noch eines. Allerdings 20 Minuten mit dem Bus. Auch das noch! Aber es blieb uns wohl nichts anderes uebrig. Egal, wie guenstig das neue Hotel ist, ab Donnerstag wollen wir wieder in 'unser' Hotel. Und dass die bloss die Reservierung fuer uns machen!Wenigstens durften wir unsere schweren Rucksaecke dort lassen. Wir nahmen nur das Noetigste mit: Waschbeutel, 'ne frische Unterhose, Tagebuch. Dann machten wir uns auf den Weg. Mit dem Bus. Aber wo faehrt der denn hin? Wie sieht es denn hier aus? Wo sind wir hier nur hingeraten? Die Gegend war alles andere als schoen. Alles so heruntergekommen, schaebig und kaputt. Und hier soll es ein Hotel geben? Hier will doch keiner freiwillig leben! Die Adresse fuehrte uns in ein Buero. Als wir das Gebaeude betraten, mussten wir uns fast die Nase zuhalten. Ob wir hier richtig sind? Nun, es war wohl ein Heimbuero. Legal? Wer weiss das schon ... Eine etwas dickliche Frau oeffnete uns die Tuer und bat uns gleich herein. Sie quetschte sich hinter ihren Schreibtisch, wir drei auf dem Sofa sassen vor ihr wie auf einer Anklagebank. Zum Glueck war Al dabei, sein Russisch war schon wesentlich besser als unseres. Schnell hatte man uns eine Wohnung mit drei Zimmern angeboten, fuer ca. 45 Euro pro Nacht. Oh je, die wollen wir erst einmal sehen. Wo ist denn die? Ca. 20 Minuten von hier. Zu Fuss. Auch das noch! Gott sei Dank hatten wir unsere grossen Rucksaecke gar nicht erst dabei! Bei uns wuerde man die Gegend durchaus als Slums bezeichnen. Aber wir hatten nicht wirklich die Wahl, oder? Wir schauten uns die Wohnung grob an und entschieden uns dann dafuer. Die ganze Chose kostete uns mehrere Stunden. Der ganze Tag war dahin!

Aber wir mussten ja wieder in die Stadt, wollten ja unsere Waesche abgeben. Im Hotel mussten wir dann einen Zettel ausfuellen und jedes einzelne Teil auflisten. Dann wurde zusammen gerechnet. Klasse. Nur 52 bzw. 58 rubel, umgerechnet ca. 3 Euro. Beschwingt und gut gelaunt gingen wir dann ins Internet-Cafe. Al schickten wir einkaufen. Seine Einkaufsliste war ewig lang. Wir versuchten derweil unsere Fotos an Tom, unseren Webmaster, zu schicken. Es war jedoch zum Maeuse melken. Es klappte mal wieder nicht. Ob wir das jemals hinbekommen?

Es dauerte uns zu lange bis Bus Nr. 65 kam. Also genehmigten wir uns mal wieder ein Taxi nach "Hause". 200 Rubel, 6 Euro - die konnten wir uns gerade noch leisten. Haette der Fahrer aber gewusst, durch welche Gassen und Schlagloecher er uns kutschieren muss, haette er sicher mehr verlangt. Jetzt ist es zu spaet. :)

Zurueck in der Wohnung mussten wir erst einmal sauber machen. Aber womit? Im Schrank standen naemlich fast ausschliesslich benutzte Toepfe. Und das Geschirr, das sauber war, klebte ueberall fest. Der Tisch koennte auch mal wieder abgewischt werden.

Zum Glueck hatten wir ja etwas Clopapier - und immerhin hatte man uns auch etwas Wasser abgefuellt. Obwohl, wer weiss, wie lange das schon hier steht? ... Nun, man gewoehnt sich an alles. Und das Essen schmeckte sogar. Noch etwas Rotwein dazu - eigentlich geht es uns doch gar nicht so schlecht.

Nach dem Essen setzte ich die 2kg Kartoffeln auf. Mal sehen, russische Pellkartoffeln. Schliesslich sollte es morgen Kartoffelsalat geben. Immer wieder schaute ich nach den Kartoffeln. Aber scheinbar nicht gut genug oder nicht oft genug. Denn als ich noch einmal in den Topf sah, war die Schale mit einem Teil der Kartoffel abgepellt. Einiges war nur noch Matsch! Na prima! Gut gemacht, Nicole! Die muss ich erst mal abkuehlen lassen und dann retten, was zu retten ist.

Montag, September 15, 2003

Wladiwostock

Zusammen mit Al gingen wir in die Stadt. Wir wollten einen Waschsalon suchen. Unsere Klamotten hatten auch mal wieder eine Dusche noetig. Wir wussten zwar in welcher Richtung er sein sollte, aber fanden nichts. Wir fragten nochmal nach und man schickte uns zu einem Hotel. Gerne koennten wir unsere Waesche bringen. Der Page zeigte uns die Waescherei und wir sagten, wir wuerden morgen mit dem Zeug vorbeikommen. Klasse, da hatten wir das Problem ja schon mal geloest.

Zum Mittag gingen wir zum "Magic Burger". Der russische Mc Donalds. Entweder liebt man ihn oder ekelt sich. Wir taten letzteres.

Wir spazierten am Hafen entlang. Da dachten Nicole und ich dass wir ja mal ein paar Skipper fragen koennten, ob sie nach Japan fahren. Vielleicht koennten wir ja irgendwo mitfahren. Leichter gesagt als getan. Wir hatten ein bisschen Schiss. Immerhin mussten wir das ja auf russisch machen. Wir nahmen unseren Mut zusammen und gingen auf ein altes verrostetes Schiff. So sahen die Schiffe hier alle aus. Das Woerterbuch fest umklammert. Wir hatten uns die Woerter schon zurechtgelegt. Und tatsaechlich, man verstand uns. Doch leider verwies man uns auf die Faehre. Die Frachtschiffe hier wuerden nicht nach Japan fahren.

Somit gingen wir zum Faehrgebaeude. Das erste Buero wollte 270 USD haben. Dafuer haetten wir genausogut fliegen koennen. Das naechste wollte nur 210 USD. Das hoerte sich doch schon besser an. Alle guten Dinge sind drei. Auf dem Weg zum dritten Reisebuero, welches in der Stadt hinter dem Bahnhof lag, kamen wir dann auch am Hotel Moryak vorbei. Na super! Es lag an einem ganz anderen Ende als im Buch Lonely Planet geschrieben. Und guenstiger als das, was wir hatten, war es auch nicht. Das dritte Reisebuero verlangte 235 USD fuer die Ueberfahrt nach Japan. Also doch das 2. Aber das hat Zeit bis Freitag. Die naechste Faehre geht erst am Samstag.

Zum Abend hin gingen wir mit Al in eine andere Pizzaria. Hier war es genauso lecker wie in dem Nobelschuppen. Kein Wunder, war ja auch der gleiche Besitzer, wie sich spaeter rausstellte.

Sonntag, September 14, 2003

Wladiwostock

Endlich mal wieder lange schlafen. Da wir Tanja ja gestern nicht erreichen konnten, hatten wir fuer heute auch nichts geplant. Wir machten also gemuetlich und fuhren dann mit dem Bus ins Zentrum. Es war ein wunderschoener Tag, die Sonne schien. Wir nutzten das Wetter und gingen am Strand spazieren. Und aufgepasst hier: Man sieht hier nicht den Pazifik sondern das Japanische Meer. Nicht wahr, Al? :)

Weil Sonntag war, goennten wir uns auch ein Sonntagsessen beim Italiener von gestern. Ob man uns wieder erkennen wird? Schliesslich hatten wir frisch geduscht und hatten saubere Klamotten an. ... Es wurde ein langer Abend in dem Restaurant. Wir sassen schliesslich warm, hatten Licht - was braucht man mehr, um Tagebuch zu schreiben?

Wir hatten gerade die Hotelhalle betrete, da wurden wir beide von hinten angefallen. Hilfe, wer ist das denn? Wir hatten uns zu Tode erschrocken, drehten uns um und ... Doch das gibt's doch gar nicht! Wer stand da vor uns und strahlte uns an? Al! Wir waren sprachlos. Die Ueberraschung ist ihm wirklich gelungen. Aber was ist mit seinem Visum? Das kann er auch spaeter noch beantragen. Na, das ist ihm aber frueh eingefallen. Er musste wohl erst einen Tag ohne uns sein, um zu realisieren, dass es mit uns viel lustiger ist. Maenner!