Samstag, Dezember 27, 2003

Yangzi-Fluss

Ramona war ganz aufgeregt. Wir fuhren gerade durch die erste Schlucht. Ihr konnte es gar nicht schnell genug gehen. Ich dagegen war etwas relaxter, schliesslich fahren wir ca. 200km durch die Schlucht.

Wir verbrachten abermals die meiste Zeit auf dem Deck und genossen die geniale Landschaft. Schon beeindruckend, wie auf beiden Seiten die Berge Hunderte von Metern hochragen. Deprimierend auf der anderen Seite waren jedoch die vielen 175m Schilder, die wir sahen, die uns anzeigten, wie hoch das Wasser in ca. 8 Jahren stehen wird. Da muessen noch einige Doerfer dran glauben.

Am Nachmittag wurden wir fuer die Tour zu den 'drei kleinen Schluchten' gerufen. Wir hatten diese Tour bereits vor zwei Tagen gebucht, um sicher zu gehen, dass wir auch einen Platz in dem kleinen Boot bekommen. Wir verliessen unser grosses Boot also und stiegen um in ein kleines.

Die Tour ansich erinnerte mich sehr an unsere chinesische Kaffeefahrt. Auch hier hatten wir nur Chinesen um uns rum und einen chinesischen Tourguide. Alle schauten entweder nach rechts oder links. Wir wussten nur in den wenigsten Faellen, worueber der Tourguide da eigentlich spricht. Aber es war auch egal. Die Landschaft hier war noch viel schoener als in den drei grossen Schluchten. Wir sahen ausserdem Affen, die sich an den paar Baeumen der Steilhaenge entlang hangelten. Fuer uns waren die drei kleinen Schluchten wesentlich attraktiver und reizvoller als die grossen.

Mittagspause machten wir an einer Art Tempel, wo wieder die unterschiedlichsten Gerichte feil geboten wurden. Wir entschieden uns jedoch fuer die einfachen Kartoffeln. Da kann man ja eigentlich nichts falsch machen.

Zurueck auf dem grossen Boot hatten wir noch einige Stunden, bis es zum Staudamm geht. Um 20 Uhr war es soweit. Dieses Mega-Projekt durften wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Doch mein Magen spielte mal wieder etwas verrueckt. Hoffentlich macht er mir auf der Busfahrt keinen Aerger. Mit dem Bus fuhren wir ziemlich grosszuegig um den Staudamm rum und machten dann einen 15minuetigen Fotostopp. Die Baustelle, die wir sahen, war gigantisch gross. Kein Wunder, hier wird der groesste Staudamm der Welt gebaut. Ein wahnsinniges Projekt.

Mit dem Bus ging es dann noch zu einigen weiteren Stopps, aber da mein Magen nicht wollte, zog ich es vor, auf der Toilette bzw. im Bus zu bleiben.

Wir (Ramona und Al) wurden zu einer Art Burg gefuehrt, wo wir chinesische Ritterspiele zu sehen bekamen. Viele Kunststuecke auf den Pferden. Allerdings fand ich es nicht so schoen anzusehen. Die Pferde hatten alle Holzsaettel auf, was ja noch ging, aber zusaetzlich wurden sie staendig von den Reitern geschlagen. Die armen Tiere, das war wirklich kein Spass fuer sie. Nach dem Ritterspiel ging es zu einem Aquarium. Es wurde extra fuer uns nochmal geoeffnet. Es gab ein paar kleine Aquarien, mit vielen kleinen bunten Fischen. Und dann der naechste Schock! Ein riesen Fisch, mindestens 3m lang in einem 5m grossem Aquarium. Doch er war nicht der einzige Fisch in dem Tank. Es waren bestimmt noch 10 - 15 weitere kleinere dabei. Wie kann man das einem Tier antun? Der riesen Fisch hatte doch garkeinen Platz zum schwimmen. Die letzte Station dieses Ausfluges war ein weiterer Tempel. Nicht noch einer! Da wollten auch Al und ich nicht rein.

Es war schon fast 1 Uhr als wir wieder auf das Boot kamen. Eigentlich lohnt es sich jetzt gar nicht mehr, noch zu schlafen. In zwei Stunden sind wir bereits in Yichang. Und dort muessen wir aussteigen. Dennoch schliefen wir alle drei ein.

Donnerstag, Dezember 25, 2003

Lhasa - Chengdu - Chongqing

Flug nach Chengdu, zweiter Versuch. Busabfahrt wie gestern bereits um 6.30 Uhr. Und nach dem gestrigen Heiligen Abend fiel uns das fruehe Aufstehen heute besonders schwer. Aber wir schafften es rechtzeitig.

Die Kassiererin im Bus wollte fuer die Fahr nochmal 35 Yuan kassieren. Aber sie staunte nicht schlecht, als wir ihr - wie zuvor einige andere Chinesen uebrigens auch - unser Busticket von gestern vor die Nase hielten. Tja, so ganz auf den Kopf gefallen sind wir ja auch nicht. Sie musste grinsen und deutete so an, dass wir nicht mehr zahlen muessen. Na also, geht doch. :)

Als wir um 8 Uhr an den Flughafen kommen, trauten wir unseren Augen kaum. Der Flughafen war noch geschlossen und vor den Tueren tummelten sich Hunderte von Menschen. Als ob es hier Aldi-Computer zum Sonderpreis gaebe! Wir gesellten uns gleich dazu und waren froh, dass wir unsere grossen Rucksaecke nicht mehr hatten.

Als die Tueren geoeffnet wurden, gab es ein einziges Geschubse und Gedraenge. Da wir nicht wussten, ob und wenn ja, wo wir unser Ticket umtauschen mussten, lief Ramona zum Check-in und ich reihte mich in die Schlange zum Security-Check. Es gab ein grosses Hin und Her und keiner wusste so recht, was eigentlich ab geht. Letztendlich mussten wir die Tickets doch umtauschen.

Ich (Nicole) bin zum entsprechenden Schalter waehrend nun Ramona in der Schlange den Platz frei hielt. Klar, dass ich mich inzwischen an das Verhalten der Chinesen gewoehnt habe. Auch klar, dass ich mich genauso verhalten kann. Ohne Ruecksicht auf Verluste - ansonsten stuende ich sicher jetzt noch dort - draengelte ich mich nach vorne. Wurde eh von den anderen nach vorne geschubst. Was blieb mir also auch anderes uebrig? Es war aber der reinste Wahnsinn! Eigentlich muesste doch klar sein, dass jeder, der gestern fuer den ersten Flug eingecheckt hat, auch heute ein Ticket bekommt. Aber so wie die alle von hinten gedrueckt haben ... einmal wurde ich sogar von dem angeblich fuer Ordnung sorgenden Polizisten richtig heftig in den Bauch gestossen. Ich beschwerte mich sogleich und bekam zur Antwort, ich sollte nicht so draengeln. Bloedmann! Gedraengelt wird von hinten, da kann man vorne gar nichts mehr tun. Irgendwann jedenfalls bekam ich unsere Tickets und erleichtert ging ich zu Ramona zurueck.

Der Flug verlief reibungslos und in Chengdu wurden wir von Al abgeholt, der bereits alles fuer unsere Bootsfahrt auf dem Yangzi-Fluss organisiert hatte. Mit einem Van ging's zum Busbahnhof und von dort weiter nach Chongqing. Die Busfahrt sollte drei Stunden dauern; doch daraus wurde nichts. Aus welchen Gruenden auch immer sassen wir fast fuenf Stunden im Bus. Al ueberraschte uns sogar mit einigen Geschenken - wir hatten also im Bus unsere zweite Bescherung. :)

Wir erreichten Chongqing um 19.30 Uhr. Hier wurden wir dann von einem Jungen abgeholt, der uns zum Hafen brachte. Das Schiff legt um 20 Uhr ab. Wir hatten sogar noch etwas Zeit, um die geliebten Nudeln zu kaufen.

Wir hatten Tickets dritter Klasse und schliefen in einem Raum mit fuenf Chinesen. In dem Zimmer gab es ein Waschbecken und sogar einen Fernseher. Nach dem Abendessen (die Nudeln schmeckten hier ueberhaupt nicht :( ) gingen wir in die Karaoke Bar. Hier blieben wir aber nicht lange, denn die Getraenke musste man sich am Kiosk kaufen und dann wollte man doch tatsaechlich Geld von uns haben, dass wir dort sitzen koennen. Ich glaube, es geht los. Auch noch zahlen, um mir das Gejaule der Chinesen anzuhoeren. Nein, nein.

Dienstag, Dezember 23, 2003

Drikong - Lhasa

Der Wecker klingelte um 8 Uhr. Langsam nur quaelten wir uns aus dem Bett. Aber heute sollten wir das Himmelsbegraebnis sehen und wir mussten noch etwa 20 Minuten laufen. Also, nichts wie raus aus den Federn jetzt.

Stefan fiel das Laufen besonders schwer, da er immer noch Probleme mit der Hoehenluft hatte. Das Problem kenne ich (Nicole) ja auch nur zu gut vom Mt. Fuji.

Als wir an den Platz kamen, an dem das Begraebnis statt finden sollte, waren die Einheimischen schon in vollem Gange. Und auch die Geier waren bereits zu Hunderten da. Wahnsinn, wie geduldig sie warteten bis man sie endlich losliess.
Die Toten, die meist in weisse Tuecher gehuellt auf den runden Platz getragen werden, werden enthuellt und dann von dem 'Tomden' klein gestueckelt. Mit einem grossen scharfen Messer wird das Fleisch in grosse Stuecke geschnitten, waehrend Knochen und Schaedel zerschmettert werden. Dieses Geraeusch werde ich wohl nie vergessen.
Wenn der 'Tomden' dann zurueck geht, werden die Geier losgelassen. Die Voegel streiten sich regelrecht um das Fleisch. Nach mehreren Minuten ist von den Menschen nicht mehr viel uebrig.

Fuer uns ist das alles natuerlich nur sehr schwer nachzuvollziehen, aber dieses Himmelsbegraebnis ist eine alte buddhistisch-tibetische Tradition. Die Buddhisten hier glauben, dass der Koerper nur ein Vehikel ist, um den Geist durch das Leben zu fuehren. Stirbt der Mensch, verlaesst der Geist den Koerper und der Koerper ist fuer nichts mehr zu gebrauchen. Deshalb versucht man durch dieses Himmelsbegraebnis einfach nur, den Koerper zu entsorgen.
Sieht man das ganze aus der Sicht, ist die ganze Chose auch relativ gut zu ertragen. Man muss sich einfach vor Augen halten, dass es die tibetische Kultur ist und sie genauso zu diesem Land gehoert wie die Yak-Kuh.

Nach dem Begraebnis sollte es zurueck nach Lhasa gehen. Aber unser Jeep wollte nicht. Erst nach einer halben Stunde Rumdoktorns lief der Jeep wieder und wir konnten zurueck nach Lhasa fahren.

Ramona schaute sich noch den Potala an, waehrend ich mich um einige andere Dinge kuemmern musste.

Um 19 Uhr waren wir mit Miranda und Stefan im Snowland Restaurant verabredet. Zu unserer Ueberraschung trafen wir dort Nicole NL auch wieder, die eigentlich erst morgen von einer Tour zurueck sein wollte. Schoen, dass wir sie auch nochmal sehen bevor es fuer uns morgen zurueck nach Chengdu geht.

Sonntag, Dezember 21, 2003

Lhasa - Namtso

Wir wurden um 9 Uhr von unserem Fahrer abgeholt und sofort wurden uns unsere Flugtickets nach Chengdu ausgehaendigt. Na prima, das hat also alles geklappt. Wir holten dann noch Miranda und Stefan ab und los konnte es gehen. Dachten wir. Denn der Fahrer schien zu Anfang ueberhaupt nicht zu wissen, wohin wir wollten. Wir mussten erst einmal mit der Frau telefonieren, bei der wir die Tour gebucht hatten. Erst dann schien es klar zu sein.

Zuerst zum Namtso-See. Dieser See ist der groesste See Tibets und der groesste Salzsee Chinas. Die Fahrt dorthin dauerte wieder einige Stunden und wieder sahen wir dramatische Landschaftszuege, grosse Bergmassive. Und dann endlich den Namtso, der durch seine blaugruenen Farben bestach. Der See liegt vor einer riesengrossen Gebirgskette, unter der sich auch ein 7000er befindet.

Als wir am See ankamen, schienen wir die einzigen Touristen weit und breit. Wir bekamen ein Zimmer mit vier Betten, einem Tisch und einem Ofen. Prima, da koennen wir unsere Bude heute abend mal so richtig schoen einheizen.

Zu viert machten wir uns dann auf in das Nomadendorf. Hier wurde sogar auch etwas zu essen und zu trinken verkauft. Also gibt's heute abend mal wieder Nudeln. Lecker!
Auch hier gibt es wieder jede Menge bunter Gebetsfahnen - ein herrliches Bild unter dem strahlend blauen Himmel und Sonnenschein. Mit ganz vielen Pilgern gingen wir den Gebetsgang rund um den Felsen, blieben aber immer wieder stehen, um Fotos zu machen. Einige Kinder, vor allem Maedchen, waren richtig scheu und liefen vor uns weg. Andere wiederum waren ganz begeistert von unseren Digitalkameras. Witzigerweise gab es dort auch jemanden, der mit einer riesengrossen Polaroid-Kamera herumlief und Sofortbilder von den Pilgern machte. Die Freude bei diesen war stets riesengross, wenn sie ihr Bild dann in den Haenden halten durften.

Nach unserem Spaziergang kauften wir Nudeln und machten es uns vor unserer Huette bequem, um die letzte Sonne zu geniessen. Doch als diese weg war, wurde es eindeutig zu kalt und wir mussten in die Huette. Doch der Yak-Dung, den man uns gegeben hatte, wollte irgendwie nicht so richtig brennen. Also sind wir nochmal nach draussen, um Brennbares zu suchen. Und dann konnten wir so richtig einheizen.
Stefan ging es nicht so gut, ihm machte die Hoehenluft doch schwer zu schaffen, und so waren wir drei Maedels nicht nur fuer das Feuer sondern auch fuer sein Wohlergehen zustaendig. Keine Frage, dass wir das ohne Probleme hinbekamen. Ueber 35Grad hatten wir in unserer Huette - gerade heiss genug, um in unsere Schlafsaecke zu kriechen. Als kein Holz mehr da war, kuehlte es naemlich auch entsprechend schnell ab. Die Hitze konnten wir nicht in der Huette halten.

Als ich (Nicole) dann lag, bekam auch ich es mit der Hoehenluft zu tun. Mein Herz raste wie wild. Komisch, dabei war ich doch schon am Everest gewesen, der viel hoeher liegt. Aber wenn es um die Hoehenluft geht, steckt man nicht drin. Mal vertraegt man es, mal nicht. Meine mehr oder weniger schlaflose Nacht verbrachte ich dann damit, das Thermometer zu beobachten!