Samstag, Dezember 06, 2003

Chengdu - Lhasa

Ploetzlich sassen wir senkrecht im Bett. Was war das denn fuer ein Krach vor unserer Tuer? Glas splitterte und etwas (oder jemand?) fiel mit einem lauten Knall vom 2. oder 3. Stock runter. Es hoerte sich an, als ob jemand gestuerzt und aufs Auto gefallen war. Doch der Krach hoerte nicht auf. Leise Stimmen waren zu hoeren und dann klopfte es an unserer Tuer. Man, war das unheimlich. Alles war dunkel, es war ja auch erst 4.30 Uhr. Es war der Hostelmanager. Er suchte nach einem Japaner, der bei uns im Zimmer schlafen sollte. Wir hatten heute Nacht wieder ein volles Zimmer. Wir weckten den Japaner. Er sollte uebersetzen helfen. Oben auf der 3. Etage tobte ein aelterer Japaner und schlug alles kurz und klein. Niemand konnte ihn verstehen. Doch heute abend liess sich nicht mehr viel klaeren. Der Mann war einfach zu weggetreten. Und sowas von einem Japaner. Dabei waren sie doch immer so ruhig und gelassen.

Um 9 Uhr klingelte unser Wecker. Wir wussten noch gar nicht, wann unser Bus zum Flughafen abfaehrt. Erstmal duschen. Wer weiss, wann wir das in Tibet wieder koennen. Als wir fertig waren, trafen wir Tenzin, der uns die Tickets gebucht hatte. Unser Bus faehrt um 11 Uhr. Jetzt erfuhren wir auch, was der Japaner in der Nacht hatte. Er glaubte, sein Geld verloren zu haben. Es muss wohl sehr viel gewesen sein und da ist er in einen Schockzustand geraten und ausgerastet. Das Geld fand sich am morgen aber schon wieder auf.

Nun gings ans packen. Das haben wir schon fast wieder verlernt, so lange ist es her. Um 11 Uhr wurden wir zum Flughafen gebracht. Das Einchecken verlief reibungslos und ruck zuck sassen wir im Flieger. Tibet, wir kommen! Ein weiterer Traum wird wahr. Um 15.10 Uhr landeten wir. Die Sonne schien und rings herum waren riesige Berge. Es sah wunderschoen aus! Vom Flughafen bis nach Lhasa waren es noch 93Km, die wir mit dem Bus zurueck legten.

Im Flora Hotel wurden wir mit einer Tasse Tee empfangen. Wir bekamen ein Doppelzimmer, was sie hier Dorm nannten, fuer 30 Yuan, sogar mit eigener Toilette. Die Dusche war allerdings auf dem Gang. Das Beste war: wir hatten Waermedecken im Bett!! Oh, wird das eine kuschelig warme Nacht.

Wir gingen noch etwas spazieren. Zurueck im Hotel wartete schon ein Tourorganisator auf uns. Die Rezeptionistin hatte ihn bestellt, da wir gesagt hatten, dass wir gern zum Everest Base Camp wollten. Welch ein Service. Der Mann bot uns eine 5-Tages Tour fuer 4.800 Yuan an. Der Preis wird durch die Personen geteilt. Wenn wir also noch jemanden finden, der mit will. Da kamen auch schon Amy und Andrew, die Australier, die mit uns geflogen waren, zur Tuer rein. Sie waren direkt begeistert von der Tour. Das laeuft ja alles wie am Schnuerchen. Wir werden den Tourplan morgen nochmal durchgehen und dann bestaetigen.

Freitag, Dezember 05, 2003

Chengdu

Heute morgen ging gar nichts. Erst um 11.30 Uhr quaelten wir uns aus dem Bett. Und buchten zuallererst unser Flugticket nach Lhasa. Das Fruehstueck fiel heute aus. Wir wollten lieber wieder die leckeren Kartoffeln essen. Also ein zweites Mal in den Renmin-Park. Heute durch einen anderen Eingang, wo wir komischerweise auch nur die Haelfte an Eintritt zahlen mussten. Der Kartoffelstand jedoch war geschlossen. Mittagspause. OK. Dann eben zuerst zum Untergrund-Museum. Aber wahrscheinlich waren wir mal wieder zu bloed. Wir liefen hin und her, vor und zurueck, fragten mehrmals nach, aber gefunden haben wir das Museum nicht. Nachdem wir dann zum fuenften Mal am Kartoffelstand vorbei kamen und dieser immer noch geschlossen hatte, hatten wir die Nase gestrichen voll. Jetzt gibt's eben 'nen Burger bei McD.

Hier wurden wir von einer Chinesin und einem Neuseelaender angesprochen, die Englischlehrer fuer ein Jahr suchen. Das Angebot klang verlockend und wir haben uns gleich eine Visitenkarte geben lassen.

Jetzt brauchen wir noch ein paar Klamotten fuer Tibet. Im grossen Einkaufshaus fanden wir so einiges und lernten dort auch LinYaLan kennen, ein junges chinesisches Maedchen. Sie half uns beim Uebersetzen mit den Verkaeuferinnen. Das schien ihr so viel Spass zu machen, dass sie uns auch gleich noch zusammen mit ihrer Freundin DengLingLing zu einer anderen Einkaufsstrasse brachte, in der man Muetzen, Handschuhe, Schals, etc. besonders guenstig einkaufen kann. LinYaLan handelte fuer uns und so gingen wir vollgepackt weiter. Doch damit nicht genug. Wir wurden auch noch zum Abendessen in ein bekanntes Hotel-Restaurant eingeladen. Man servierte uns total viele Gerichte, eines nach dem anderen. Immer noch mehr dazu. Wir kamen nicht drumrum, wir mussten alles probieren. Oh je! Zum Abschluss liessen wir uns am Tianfu-Platz mit den beiden fotografieren.

Donnerstag, Dezember 04, 2003

Chengdu

Der Tag begann mit einer langen Internet-Session. Ob wir heute die Berichte schreiben koennen? Nein, konnten wir nicht. Zu viele eMails wollten beantwortet werden. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

Am Abend gingen wir eine Kleinigkeit essen und wollten anschliessend ins Kino. Das hatte ja gestern nicht geklappt. Dummerweise hatten wir jedoch die Adresse im Hostel vergessen. Mit Hilfe des Phrasebooks schrieben wir den chinesischen Namen auf. Gar nicht so einfach, die Zeichen abzumalen. Aber der Taxifahrer konnte es ohne Probleme lesen.

Wir schauten uns "The league of extraordinary gentleman" mit Sean Connery an. Gott sei Dank kostete der Eintritt nur ca. 1 Euro, denn jeder weitere waere eine Verschwendung gewesen.

Mittwoch, Dezember 03, 2003

Chengdu

Heute war mein (Ramona) Geburtstag und so durfte ich lange schlafen. Um 12 Uhr weckte Nicole mich zum Fruehstueck. Sie hatte schon Muesli bestellt und es stand eine Kerze auf dem Tisch. Wie suess! Sogar 2 Geschenke lagen dabei. Freu.

Am Nachmittag war shoppen angesagt. Tony, der Tourguide von der Jugendherberge, hatte uns angeboten, mit uns zu einem Outdoorladen zu fahren. Der Chef und der Koch kamen auch mit. Vielleicht fanden wir hier ja noch eine bessere Jacke als die von gestern. Doch dem war nicht so. Eigentlich dachten wir, wir wuerden noch zu ein paar anderen Geschaeften fahren, doch Tony meinte sie muessten nun etwas arbeiten. Na, das war ja auch nett. Haetten wir das eher gewusst.

So nahmen wir ein Taxi und liessen uns zu Sam's Guesthouse bringen. Hier wollten wir auch noch mal nach den Moeglichkeiten, nach Tibet zu kommen, fragen und nebenan gab es einen Outdoorladen. Nach Tibet gab es nur Fluege, die ebenfalls 1750Yuan kosten, genau wie in unserer Jugendherberge. Und der Outdoorladen hatte auch keine Jacken fuer uns. Also sind wir in den Laden von gestern. Sie hatten uns die Jacken ja zurueckgelegt. Doch als wir da ankamen, sagte das Haeschen, sie haette die rote Jacke verkauft. Wie kann das denn?! Wir hatten doch extra 3x nachgefragt ob sie die Jacken auch wirklich zuruecklegen. So eine Frechheit! Nicole war heftig sauer, denn sie hatte sich fuer die Rote entschieden. Dummerweise gab es die Jacke nur 1x. Das Haeschen redete kurz mit ihrem Chef und meinte dann, sie wuerden die Jacke zurueckholen. Ein Freund vom Chef haette sie gekauft, da waere es nicht so schlimm. Wow! Wir warteten eine halbe Stunde und dann hatte auch Nicole ihre Jacke. Natuerlich verlangten wir nun einen Rabatt fuers lange Warten. So bekamen wir sie 70Yuan guenstiger. Perfekt!

Zur Feier des Tages gingen wir noch mal ins Restaurant nebenan. HighFly Pizza. Genau wir gestern war es wieder super lecker! Dann wollten wir noch ins Kino. Aber leider hatte die Vorstellung schon angefangen und die naechste war erst um 22.15 Uhr. Viel zu spaet. Wir fuhren zurueck zur Jugendherberge und trafen dort Mats mit einem Maedl. Sie wollten eine DVD gucken und fragten ob wir auch Lust haetten. Klar! So kamen wir doch noch zu unserem Film.

Tja, und so schnell ging der Geburtstag vorbei. Obwohl es ein ganz normaler Tag war, war es doch etwas Einmaliges. Werd so schnell wohl nicht wieder in China feiern koennen. Vielen Dank noch an alle, die an mich gedacht haben und die vielen Emails geschickt haben.

Dienstag, Dezember 02, 2003

Leshan

Leshan, wir wollen nach Leshan. Bekannt fuer den groessten sitzenden Buddha der Welt. 71 m hoch. Das duerfen wir uns nicht entgehen lassen. Wir machten uns auf eigene Faust los, weil uns die Touren dorthin zu teuer waren. Ueberraschenderweise kamen wir sogar ohne Probleme genau dort an, wo wir hin wollten. Wir hatten uns kein einziges Mal verlaufen und waren richtig stolz auf uns.

Den Buddha kann man am besten vom Boot fotografieren. Also mit dem Boot vor den Buddha. Aber die Enttaeuschung war gross. So gross wie der Buddha hoch ist. Man ist der haesslich. Und das Gesicht, die Haende und Fuesse sind ja ganz neu gemacht. Und da wollen wir auch noch hinlaufen?

Nicht wirklich, oder? Wir liessen eine Muenze entscheiden, was die Chinesen sehr amuesierte. Die Entscheidung fiel auf 'hinwandern'. Das war zwar ganz nett, aber der Buddha ... Fuer uns hatte sich der Ausflug nicht gelohnt. Ausserdem war das alles in allem immer noch ziemlich teuer!

Den Frust assen wir uns in einem Western Restaurant weg. Das musste mal sein! Einer der wenigen warmen Plaetze hier in Chengdu (ein weiterer ist McD!). Die Chinesen haben hier tagaus, tagein ueberall die Fenster und Tueren offen stehen. Dabei ist es hier sooo kalt. Nicht, dass die Chinesen nicht frieren, nein, auch sie sind eingemummt in dicke Jacken, Muetzen und Schals... aber sie wollen frische Luft zum Atmen! Wahrscheinlich hat es uns auch deshalb hier in Chengdu erwischt! Aber egal, wir waren also in diesem Western Restaurant und das war mal richtig klasse. Es war also nicht nur warm, nein, auch der Laminat-Fussboden war sauber, so dass man nicht aufpassen musste, wohin man seinen Rucksack stellt. Die Stuehle waren total weich, fast wie Sessel. Die Teller und Glaeser waren sauber, die Musik war gut. Die Atmosphaere war angenehm, keine ruelpsenden und spuckenden, lauten Chinesen - nein, gediegen. Es war ein richtiges Erlebnis. Allerdings das Essen mit Messer und Gabel war total ungewohnt. Wir sind ja jetzt Champions mit dem Staebchen essen!! Das Essen ansich war auch ein Festmahl - Pilzcremesuppe, Knoblauchbrot und eine leckere Pizza! Wir mussten gleich 3 Dinge bestellen, weil wir solch eine Lust hatten ... konnten natuerlich nicht alles essen, weil viel zu viel. Dazu noch eine Cola und grad mal 5 Euro bezahlt. Eigentlich richtig teuer fuer China!

Im Outdoor-Laden nebenan fanden wir zwei schoene Daunenjacken. Die koennen wir fuer Tibet gut gebrauchen. Wir fragten die Haeschen, ob sie uns die Jacken bis morgen zurueck legen koennen. Aber sicher doch, alles kein Problem.

Montag, Dezember 01, 2003

Chengdu

Um 7.10 Uhr wurden wir von Crow, einer jungen Chinesin, abgeholt. Mit ihr werden wir heute einen Tag in der Sichuan Universitaet verbringen. Zwei Stunden Englisch, zwei Stunden Japanisch und nach der zweistuendigen Mittagspause noch zwei Stunden englische Literatur - die ersten fuer Ramona und mich. Und nicht nur deshalb waren sie fuer uns die interessantesten. Der Lehrer war so enthusiastisch und euphorisch, als er uns Antony's oeffentliche
Rede aus Julius Caesar interpretierte, dass wir glaubten, live dabei zu sein. Ramona stellte sich das alles bildlich vor - mit geschlossenen Augen und offenem Mund. Sie nickte auch staendig bestaetigend. Ob der Lehrer das gesehen hat? Er beendete seinen einstuendigen Monolog und stellte die zweite Stunde zur offenen Diskussion. Wir sollten etwas ueber Shakespeare und seine Bedeutung in unserem Leben erzaehlen. War klar, dass er mich auch nach vorne rief. Aber was soll ich denn ueber Shakespeare erzaehlen? Hatte doch heute erst das erste Mal etwas von ihm gelesen (nicht ueber ihn wie Zladko!). Aber ich hatte Glueck, durfte, weil ich 'one of the two young ladies from Germany' war, erzaehlen, was ich wollte. OK, also ueber unsere Eindruecke in China. Zusammen mit Ramona dann diskutierten wir mit den Studenten, wie man am besten Englisch lernt. Die Stunde ging viel zu schnell vorbei. Aber der Knoten war geplatzt und viele Studenten trauten sich dann, uns anzusprechen.

Es war fast 17 Uhr als wir die Uni verliessen. Ganz schoen anstrengend. Lange her, dass wir die Schulbank gedrueckt haben.

Sonntag, November 30, 2003

Chengdu

Ein weiterer Tag der Genesung. Man, geht das langsam voran. Heute war endlich Duschtag. Nach 6 Tagen und dem ganzen im Bett liegen wurde es wirklich mal Zeit. Das Wasser war richtig heiss. Oh, tat das gut! Wir fuehlten uns wie neu geboren.

Am fruehen Nachmittag lernten wir Mats aus Schweden kennen. Er war in der Nacht angekommen. Wir gingen mit ihm Mittag essen, da er nicht so recht wusste wohin und er meinte er wuerde staendig uebers Ohr gehauen, was das Zahlen anging. Das koennen wir jedoch nicht bestaetigen. Vielleicht lag es daran, dass er noch sehr jung ist. Wir zeigten ihm, dass man sehr wohl gut essen kann, auch fuer weniger als 10Yuan. Suppe, einen grossen Teller Reis mit Gemuese und Schweinefleisch und heisses Wasser zu trinken (heisses Wasser wird sehr viel in China getrunken, wie bei uns Sprudel) fuer nur 4.3Yuan pro Person.

Den Rest des Tages verbrachten wir vorm PC, Berichte schreiben.