Samstag, Oktober 18, 2003

Busan

Obwohl wir erst um 8 Uhr im Bett waren, war ich (Ramona) schon um 12 Uhr wieder wach. Ich setzte mich an den PC und versuchte meine Fotos aufzuladen und auf meinen HardDrive zu speichern. Es klappte natuerlich gar nichts. Als Nicole um 13.45 Uhr aufstand, fruehstueckten wir erst einmal. Scharf gewuerzte koreanische Nudeln. Lecker!

Um 15.40 Uhr gingen wir ins Internet-Cafe auf der anderen Strassenseite. Berichte fuer die Website tippen. 8,5 Stunden. Man, taten uns die Finger weh. Und immer noch sind wir nicht auf dem neuesten Stand. Leider hat es nicht geklappt, die Fotos runterzuladen. Da muessen wir uns noch etwas anderes einfallen lassen.

Es war nach Mitternacht als wir zurueck im Backpackers waren. Wir hatten wieder zwei neue Mitbewohnerinnen. Jen aus Kanada, die aber zur Zeit mit ihrem Mann in Korea lebt, und ein polnisches Maedel. Es gab wieder viel zu quatschen.

Freitag, Oktober 17, 2003

Busan

Heute stand endlich mal wieder ausschlafen an. Wir mussten nicht um 10 Uhr das Zimmer verlassen und hatten keine Eile, irgendwohin zu muessen. Das hatten wir aber wohl auch gebraucht. Es war schon 11.45 Uhr als wir aufwachten. Da brauchten wir heute wohl nicht mehr viel Sight-Seeing zu machen. Nach dem Duschen und Essen ist es bestimmt schon nach 14 Uhr. Doch auch das war gut, so konnten wir uns mal ein bisschen ausruhen.

Einmal kurz raus mussten wir trotzdem. Essen kaufen und zur Bank. Wir hatten mal wieder Lust auf Toast mit Tomaten und Kaese ueberbacken. Das hatten wir ja schon lange nicht mehr. Wir kauften an einem Gemuesestand frische Tomaten. Sie sahen richtig saftig aus. Die Verkaeuferin packte sie uns behutsam ein. Den Rest fanden wir im Supermarkt. Dann noch kurz zur Bank, dachten wir. Von wegen kurz! Die Geldautomaten funktionierten mal wieder nicht mit auslaendischen Karten und am Schalter schienen sie auch noch nie etwas von Kreditkarten gehoert zu haben. Dabei hiess es doch "Foreign Exchange". Zu zweit hingen sie am Telefon und suchten um Rat. Nach langem Warten wurde uns endlich gesagt, dass wir Geld bekommen wuerden. Sie brauchten aber unsere Paesse. Na toll! Die hatten wir natuerlich nicht dabei. Ich (Ramona) hatte allerdings meinen Personalausweis im Geldbeutel, dank meines Papas, der meinte, ich solle ihn lieber mitnehmen. Man wisse ja nie! Und recht hatte er. Ich bekam tatsaechlich mein Geld damit. Nur Nicole ging leer aus. Sie war nicht sehr erfreut.

Zurueck im Backpackers machten wir uns den Toast. Was freuten wir uns schon darauf! Und dann? Igitt. Was war das denn? Total suess. Wie Pflaumenmus oder so. Das war alles andere als Tomaten. Nach zwei Toasts konnten wir nichts mehr runter kriegen. Spaeter erzaehlte uns Jin, es waren gar keine Tomaten. Sondern koreanische Fruechte namens Persimmon. Und wir haben auch noch gleich ein ganzes Kilo davon gekauft.

Am Abend gingen wir mit den zwei Englaendern (Mike und Griff) und einem der zwei japanischen Jungs, die heute neu angekommen waren, aus. Zuerst koreanisch essen. Eine Art Nudelsuppe mit Gemuese und Wurst. Ziemlich scharf und total lecker. Es wurde auf einem Gaskocher auf dem Tisch zubereitet. Dann ging es in eine Bar. Hier spielte eine Live-Band. Leider nur noch fuer eine halbe Stunde. Dann wurde der Saal zur Disko. Hier scheint ein Treffpunkt fuer amerikanische Soldaten und andere Westler zu sein. Koreaner waren natuerlich auch dabei. Anfangs taten wir uns noch etwas schwer. Doch dann bekam man uns nicht mehr runter von der Tanzflaeche - bis Ladenschluss. Wir waren allerdings nicht die einzigen, die nicht genug bekommen konnten. Ein paar Freunde von Mike waren mit von der Partie. Also ging es bei einem der Jungs zu Hause weiter. Wir waren neun Leute. Ein Wunder, dass die Nachbarn uns nicht rausgeschmissen haben. Bei dem Laerm, den wir gemacht haben.

Um 8 Uhr lagen wir in unseren Betten. So lange haben wir schon seit Bornholm nicht mehr gefeiert. Mit Sight-Seeing wird morgen wohl wieder nicht viel.

Donnerstag, Oktober 16, 2003

Busan

Puenktlich um 8.30 Uhr erreichten wir Busan, Suedkorea. Wir verliessen die Faehre und mussten uns gleich in eine lange Schlange stellen. Schliesslich brauchen wir jetzt den koreanischen Einreisestempel. Schon auf der Faehre schauten wir uns die Koreaner

an. Worin liegt der Unterschied zu den Japanern? Hmm... der erste Eindruck: Hier haben die Frauen doch eher schon mal lockiges Haar. Im grossen und ganzen scheinen sie nicht so gut gekleidet wie die Japaner. Ausserdem war es vorbei mit der Ruhe. Die Koreaner draengeln, stupsen, ignorieren beim Vorbeilaufen teilweise andere, sind viel lauter. Also wie in Deutschland. Aber es war sicherlich eine gute Idee, sich so von Japan auf China vorzubereiten. Suedkorea wird fuer uns nur ein Durchreiseland werden.

An der Touri-Info direkt am Faehrhafen buchten wir ein Zimmer bei Blue Backpackers. Wir wollten eine, vielleicht zwei Naechte bleiben und dann weiter nach Seoul fahren. Gluecklicherweise konnten wir dieses Mal direkt einchecken, so dass wir unseren schweren Rucksack erst einmal abstellen konnten. Es war jedoch nicht einfach, das Backpackers zu finden - war es wirklich nicht! Was wir naemlich nicht wussten, war, dass es eine ganz normale Wohnung sein wuerde, in einem ganz normalen Haeuserblock.

Jin, eine junge Koreanerin, teilt ihre Wohnung mit bis zu sechs Reisenden. Sie hat ihr eigenes Zimmer, ansonsten gibt es noch ein Doppelzimmer und ein Vier-Bett-Zimmer. Im DZ waren Mike und Griff, zwei junge Englaender einquartiert, die ein Jahr in Korea Englisch lehren wollen. Wir bezogen die Betten also im anderen Zimmer.

Was gibt's zu sehen in Busan? Den Fischmarkt! OK, dieser Tage findet sogar das jaehrliche Fischfestival statt. Es war beeindruckend. So viele verschiedene Fische! Ich (Nicole) bin ja wirklich kein Fischliebhaber, aber was es dort alles zu sehen gab... Riesentintenfische, -krabben, und -rochen, und viele andere Fische mehr, deren Namen ich gar nicht kenne. Und dann etwas ganz ekliges, dass aussieht wie ein - verzeiht - Penis. Schaut euch das Bild an und ueberzeugt euch selbst. Spaeter erfuhren wir, dass man die Dinger ausschluerft. Wie widerlich! Auf dem Fischmarkt gab es jedoch nicht nur Fisch sondern auch Schweinskoepfe, Schweinsfuesse, andere koreanische Leckereien, Suessigkeiten ...

Spaeter wollten wir nach Taejongdae fahren. Mit dem Bus. Angeblich soll es dort Klippen und Felsen von fantastischer Form geben - und einen Leuchtturm. Mit der Busankarte in der Hand stehen wir an der Bushaltestelle, als wir von einem aelteren Herrn angesprochen werden. Er wollte uns doch tatsaechlich nach Taejongdae fahren. Nein, nein, wir nehmen lieber den Bus. Man, stank der nach Alkohol. Los, kommt schon, wir nehmen ein Taxi. Der war ganz schoen aufdringlich! Meinen Einwand, dass wir fuer Taxi kein Geld haben, schmettert der Typ ab. Er hat genug. Trotzdem, wir wollen Bus fahren. Er nahm das wohl persoenlich und wurde immer lauter. Innerhalb kuerzester Zeit hatte sich eine kleine Menschentraube um uns gebildet. Ein junges Maedel, die sogar deutsch sprach, half uns weiter und erleichtert stiegen wir in den Bus. Doch was war das? Der Typ kam doch tatsaechlich nach und zahlte gar fuer uns! Nun gut, wenn er unbedingt will ... Wir waren dennoch sehr froh, als er irgendwann ausstieg.

Taejongdae lohnt eigentlich weiter keiner Beschreibung. Die Felsen und Klippen konnten wir nicht sehen und der Leuchtturm war eine einzige Baustelle.

Wir nahmen den Bus zurueck in die Stadt und da ich kein Kleingeld hatte, zahlte doch tatsaechlich ein junger Koreaner die 700 Won Busgeld fuer mich. Ups, jetzt war ich ueberrascht, das haette ich nicht erwartet. Auf der Fahrt unterhielt er sich noch etwas mit Ramona und schenkte ihr beim Abschied sogar einen kleinen Snoopy. Der haengt jetzt als weiterer Gluecksbringer an ihrem Rucksack.

Abends im Backpackers lernten wir Jane aus London kennen. Sie reist schon seit mehr als 16 Jahren und hat schon die halbe Welt gesehen. Vor allem Asien! Es war total spannend, ihr zuzuhoeren. Sie hatte soviel zu erzaehlen. Und natuerlich hatten wir immer einen Stift bereit, um ihre Tipps festzuhalten. Wir quatschten bis 2 Uhr morgens ... herrlich!

Mittwoch, Oktober 15, 2003

Hiroshima - Shimonoseki

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Reisens. Wir freuten usn darauf. Endlich mal Zug fahren (4,5 Stunden), ohne umsteigen zu muessen. Und wenn wir Glueck haben, sind wir morgen bereits in Suedkorea.

Puenktlich um 10 Uhr verliessen wir Hiroshima und erreichten um 14.20 Uhr Shimonoseki. Vom Bahnhof liefen wir zum Faehrhafen und bekamen tatsaechlich Tickets fuer die heutige Faehre nach Busan/Suedkorea. 18 Uhr Passkontrolle. Dieses Mal dauerte es nicht so lange wie in Russland. Hier hatte man sich ja auch nicht registrieren lassen muessen! Auf der Faehre wurden wir freundlich begruesst und sogar zu unserer Kabine gebracht. Mal wieder eine eigene Kabine. Cool. Ha, denkste! Die Kabine war ein Dorm fuer bis zu 10 Leute. Gluecklicherweise waren ausser uns aber nur drei andere Frauen da, so dass wir viel Platz hatten.

Nach dem Abendessen gingen wir in die Bar. Mal sehen, was wir fuer unser restliches Kleingeld noch bekommen. Es reichte mal eben fuer ein Glas Rotwein. Der wurde eiskalt serviert - aha?! - und das Glas war auch nicht ganz voll. Und dann wurden wir um 23 Uhr auch noch aufgefordert zu gehen. Na toll! Was blieb also, als frueh ins Bett bzw. auf die Futonmatten zu gehen?

Dienstag, Oktober 14, 2003

Nagoya - Hiroshima

Wir erreichten Hiroshima um 8 Uhr. Rucksaecke weg und Fruehstueck. Dann das Ticket nach Shimonoseki fuer morgen frueh kaufen und um 9 Uhr zur Tourist Information, die uns auch gleich ein Zimmer im Mikawa Ryokan buchten. Ein Ryokan ist ein japanisches Zimmer, also mit Futonmatten, Tisch mit kleinen Beinen und Papierwaenden. Wir sollten am besten gleich mal hin zum Einchecken. Doch im Ryokan sagte man uns, dass Check-in erst ab 12 Uhr moeglich sei. Typisch, und warum sind wir jetzt hierher gelaufen?

Wir schlenderten etwas durch den Friedensgedaechtnispark. Vorbei am Atomic Bomb Dome. Diese fruehere Stadthalle war wahrscheinlich das Epizentrum der atomaren Explosion vom 06.08.1945. Es ist das einzige von der Atombombe geschaedigte Gebaeude in Hiroshima, das noch steht. Auf unserem Weg durch den Park wurden wir immer wieder von kleinen Schuelergruppen angesprochen: "Excuse me. We go to the Yagi Elementary School in Hiroshima. We are in 5th grade. We are learning English. May we ask you some questions?" Aber sicher doch. Alle Gruppen wollten wissen, woher wir kommen, wie wir heissen. Sie fragten aber auch nach unserem Lieblingssport, welchen Eindruck wir von Hiroshima haben, ... Als Danke schoen erhielten wir von den Gruppen aus Papier gefaltete (Origami) Kraniche.

Gegen 14.30 Uhr sind wir dann ins Museum. Obwohl wir Museen nicht moegen, aber dieses interessierte uns doch brennend. Wir liehen uns Audiokassetten aus und erhielten so noch mehr Informationen als auf den einzelnen Tafeln zu lesen war. Es war interessant, beeindruckend, traurig und zum wuetend werden zugleich.

Am 06.08.1945 um 8.15 Uhr morgens wurde Hiroshima als erste Stadt der Welt Opfer einer Atombombe. Die Stadt wurde fast vollstaendig zerstoert und mehr als 140.000 Menschen verloren ihr Leben. Diejenigen, die ueberlebten, waren physisch und psychisch verletzt und viele leiden noch heute an den Nachwirkungen. Hier im Museum sind Gegenstaende aus dem Besitz der Opfer, Fotos und andere Dokumente gesammelt und ausgestellt. Ausserdem erhaelt man einen Ueberblick ueber die Geschichte Hiroshimas sowie einen Einblick in das Atomzeitalter. Heute sagt man, dass Hiroshima aus den Truemmern wieder auferstanden ist und die Menschen eine friedliche Welt ohne Atomwaffen wollen. Das wirft natuerlich einige Fragen auf wie z. Bsp.:

Was ist eigentlich eine Atombombe? Eine Atombombe ist eine Waffe, deren Wirkung auf der bei der Kernspaltung von Uran oder Plutonium frei gesetzten Energie beruht. Ihre Zerstoerungskraft ist um ein vielfaches groesser als die einer Bombe mit konventionellem Sprengstoff. Ausserdem verursachen die bei der Explosion frei gesetzten Gamma-, Neutronen- und anderen Strahlen schwere koerperliche Schaeden ueber einen langen Zeitraum hinweg. Die ueber Hiroshima geworfene Bombe war etwa drei Meter lang und wog etwa vier Tonnen. Wegen ihrer langen, gestreckten Form wurde sie "Little Boy" genannt. Die Bombe war wahrscheinlich mit 50 kg Uran-235 gefuellt. Weniger als 1 kg davon hat "nur" reagiert und dabei eine Energie frei gesetzt, die der Explosionskraft von 15.000 Tonnen entspricht.

Warum wurde die Atombombe ausgerechnet auf Hiroshima geworfen? Im August 1942 starteten die Vereinigten Staaten das Manhattan-Projekt zur Herstellung einer Atombombe. Am 16.07.1945 fuehrten sie in der Wueste New Mexikos den ersten Atomwaffentest der Welt erfolgreich aus. Die Vereinigten Staaten wollten Japan so schnell wie moeglich zur Kapitulation zwingen, um amerikanische Verluste so gering wie moeglich zu halten. Ausserdem hatte die Sowjetunion bei der Jalta-Konferenz im Februar 1945 ein geheimes Abkommen getroffen, um in den Krieg gegen Japan einzutreten. Die Vereinigten Staaten wollten die Atombombe einsetzen bevor dies geschah, um ihre Ueberlegenheit nach dem Krieg zu etablieren. Und schliesslich sollte die erste Atombombe der Welt in einem echten Angriff eingesetzt werden, um ihre Wirkung zu testen. Gegen Ende des Krieges waren die meisten Grossstaedte Japans durch Luftangriffe zerstoert. Wahrscheinlich wurde Hiroshima gewaehlt, weil erstens die Groesse und topographische Beschaffenheit der Stadt gut zur Beobachtung der zerstoererischen Wirkung der Atombombe geeignet waren, und zweitens viele Truppen, militaerische Einrichtungen und Ruestungsfabriken hier konzentriert waren und die Stadt noch weitestgehend unzerstoert war.

In dem Museum wird von vielen Einzelschicksalen berichtet, so auch von Sadako Sasaki. Sie war zwei Jahre alt als die Atombombe auf Hiroshima fiel. Zehn Jahre spaeter erkrankte sie an strahlungsbedingter Leukaemie und wurde ins Rote Kreuz-Krankenhaus aufgenommen. Trotz der Schmerzen,die sie aufgrund ihrer Krankheit erdulden musste, faltete sie treu viele der Papierkraniche in der Hoffnung auf Heilung. Nach 8-monatigem Kampf mit der Krankheit endete jedoch ihr junges Leben. Die Kraniche sind aber durch sie zum Symbol fuer Hoffnung und Frieden geworden, vor allem bei Schuelern - und das in der ganzen Welt.

Wir verbrachten 3,5 Stunden im Museum und mussten am Ende gar richtig hetzen, da das Museum um 18 Uhr schliesst. Zu sehen, wie diese Menschen gelitten haben und zum Teil auch heute noch leiden muessen, hat uns oft die Traenen in die Augen schiessen lassen. Da wird einem mal wieder klar, wie unwichtig und unbedeutend Probleme wie fehlende Zungenpiercings oder nicht funktionierende Hard drives sind.

Montag, Oktober 13, 2003

Suzuka - Hiroshima

Was ist denn jetzt los? Warum ist da so'n Krach? Es war erst 3.30 Uhr! Und die bruellen da lauthals rum. Wer soll denn da schlafen koennen? Als ich (Ramona) dann gerade wieder eingeschlafen war, fing es wie bloed an zu regnen. Wieder war ich wach. 4.30 Uhr.

So ging es weiter, bis wir um 9.30 Uhr aufstanden. Es hatte endlich aufgehoert zu regnen. Alles stand unter Wasser, der ganze Golfplatz war ein Schlammfeld. Die anderen Camper waren schon fast alle weg. Gab es hier etwa eine Check-out Zeit? Wir fingen an zu packen. Unsere Rucksaecke lagen in Pfuetzen. Vor allem Nicoles hatte es boese erwischt. Das ganze Rueckenteil war durch und durch nass. Sollte das nun die Strafe fuer das super schoene Wochenende gewesen sein? Es war unmoeglich, die Rucksaecke in dem Schlamm zu packen. Wir brachten alles einzeln rauf auf die Abschlagspits und legten es erstmal alles zum Trocknen. Die Sonne kam raus und es wurde richtig warm. Na bitte. Geht doch. Dann kam auch noch ein Japaner mit einem Wasserschlauch und half uns die versiffte Unterplane vom Zelt zu reinigen. Man, wie aufmerksam. Waehrend nun alles trocknete, fruehstueckten wir erstmal. Es kamen immer mehr Japaner mit ihren Golfausruestungen. Stoeren wir etwa? Ach was, sie koennen ja was sagen.

Kurz vor 14 Uhr machten wir uns auf den Weg. Mit dem Bus zum Bahnhof und weiter mit dem Zug nach Nagoya. Von hier aus sollte es mit dem Nachtbus nach Hiroshima gehen. Das Ticket bekamen wir fuer 84.000 Yen. Abfahrt war um 23 Uhr. Blieb uns noch eine Menge Zeit. In der Touri-Info erfuhren wir, dass es hier ein riesen Elektronik Einkaufsviertel gab. Vielleicht finden wir hier ja den Harddrive, von dem Al uns erzaehlt hatte. Wir waren es Leid, staendig nach Fotolaeden zu suchen, die uns die Bilder runterladen und auf CD brennen koennen. Und umbenennen koennen wir sie so auch nie. Ein Harddrive waere schon praktisch. Wir liefen von einem Geschaeft ins naechste. Doch es war nichts zu finden. Immer wurden wir woanders hingeschickt. Aber dann fanden wir ein Geschaeft mit Harddrives. Es waren die neusten auf dem Markt. Die gab es in Europa noch gar nicht. Und dann waren sie noch billiger als den, den wir im Kopf hatten. Wir ueberlegten hin und her. Sollten wir ihn mitnehmen? Wir sahen nochmal im Internet nach, ob es auch genau der war, den wir suchten. In den PC Geschaeften kann man sich ueberall kostenlos ins Netz einloggen. Hoerte sich alles perfekt an. Schade nur, dass der Verkaeufer uns nichts auf Englisch erklaeren konnte. Aber dafuer gab es ja die Gebrauchsanleitung. Mein Kamerakabel schien jedenfalls zu passen, also enschied ich mich dafuer.

Nicole brauchte einen Adapter fuer ihr Kamerakabel, da sie nicht den richtigen USB Stecker hatte. Bevor sie sich auch den Harddrive kaufte, wollte sie erstmal nach dem Adapter sehen. Denn was bringt der Harddrive, wenn sie die Kamera eh nicht anschliessen kann. Und wieder ging es durch saemtliche Geschaefte. Ueberall war der Stecker ausverkauft. Nicole war total frustiert. Sie haette sich auch so gern einen Harddrive gekauft. Und als sie sich letztendlich doch dazu entschloss, einen mitzunehmen, denn so guenstig kommen wir da bestimmt nicht mehr ran, hatten sie keinen mehr. Na klasse! Und dafuer sind wir nun fast 2 Stunden rumgerannt, um den bloeden Adapter zu finden.

Wir gingen zurueck zum Bahnhof. Irgendwie war ich mir nicht sicher, ob ich das richtige gemacht hatte. Ich war nicht so ganz froh mit dem Kauf. Irgendwas schien nicht zu passen. Nur was? Ich gruebelte den ganzen Weg. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das Kabel war's! Natuerlich, es kann gar nicht passen. Der Harddrive hatte doch auch nur einen USB Ausgang und keinen Eingang! Ich war ja so doof! Wieso ist mir das vorhin denn nicht aufgefallen? Man kann die Kamera nicht mit dem Harddrive verbinden. Man braucht immer einen PC als Zwischenstation. Na Super! Genau das, was wir nicht wollten! Nun konnte Nicole aber froh sein, dass sie keinen mehr bekommen hatte. Und ich war so angepisst!

Zurueck am Bahnhof gingen wir noch was essen und um 23 Uhr fuhr der Nachtbus los. Puenktlich wie immer. Es war dismal ein Doppeldecker. Total komfortabel und viel Platz fuer die Fuesse.

Sonntag, Oktober 12, 2003

Suzuka

3 Uhr morgens. Was ist denn hier los? Warum ist es so laut und warum sind so viele Menschen unterwegs? Die gehen doch nicht schon etwa alle zum Circuit? Stellen die sich tatsaechlich schon an? Wir wollten doch erst um 5.30 Uhr aufstehen. Aber wir waren ja auch clever gewesen, hatten ja unsere Sitzkissen gut platziert. Unser Platz ist gesichert... Einlass ist eh erst um 6.30 Uhr.

Wir kamen um 6.20 Uhr am Haupteingang an. Aber hier war ja gar keiner. Wir hatten Tausende von Menschen erwartet. Die koennen doch nicht alle verschlafen haben. Haben wir uns in der Zeit geirrt oder sind gar alle schon drin? An der Schranke konnten wir es dann sehen, knapp ueber 1000 Leute waren drin. Das kann nur eines bedeuten: Alle haben ihre Plaetze wie wir reserviert. Die Sicherheitsvorkehrungen waren beeindruckend. Wie schon an beiden Tagen zuvor gab es einfach keine. Wir haetten alles mit auf den Circuit nehmen koennen, aber hier in Japan macht man das eben nicht. Dann an unserer Tribuene, unsere Sitzkissen, sie liegen noch da inklusive der Steine. Unglaublich! Alles lag unberuehrt an seinem Platz. Wer jetzt noch keinen hat, wird es schwer haben.

Wir lernten ein paar Studenten aus Mittel- und Suedamerika sowie einen in Essen aufgewachsenen Aegypter kennen. Wir schienen die einzigen Nicht-Japaner weit und breit und mit den Jungs verging die Zeit bis um 10.55 Uhr viel schneller. Dann gab's das erste Rennen: 10 Runden Formel 3. Es gab einige interessante Duelle, aber wir waren alle heiss auf Formel 1.

Um 14.30 Uhr war es soweit. Der Start. Barrichello kam gut weg und auch Schumi war gleich einen Platz vor. Den wie vielten Platz muss Schumi eigentlich belegen, um diesen Punkt zu bekommen? Mit der neuen Punkteverteilungsregel waren wir nicht so vertraut. 8. Platz oder reicht gar schon der 10.? Diese Ungewissheit! Nur noch fuenf Runden: Barrichello fuehrt, Schumi auf Rang acht. Sein Rueckstand auf Rang 7 scheint sich nicht zu verringern. Reicht ihm also der 8. Platz? Ja, das muss es sein. Noch zwei Runden, keine Veraenderung. Letzte Runde, die Ferrari-Crew laeuft schon aus der Box. Sie freuen sich riesig. Erst waehrend der Pressekonferenz konnten wir ganz sicher sein. Schumi ist zum sechsten Mal Weltmeister, das hat vor ihm noch keiner geschafft. Ferrari gewinnt zum fuenften Mal hintereinander die Konstrukteursweltmeisterschaft. Wir konnten es nicht glauben. Bei diesem sportlich historischen Ereignis waren wir live dabei. In Japan.