Samstag, August 23, 2003

Helsinki

Es regnete als wir aufwachten. Hätte es nicht gestern regnen können? Wir wollten doch in die Stadt! Also lernten wir erst einmal das russische Alphabet. Vielleicht hört es ja dann auf. Doch es sollte nicht sein. Auch nach der Dusche hörte es nicht auf. Somit gab es heute Früstück im Zelt. Keine Eier, keine Tomaten, nicht einmal heiße Schokolade oder Tee.

In der Stadt gingen wir erst zur Post, um das Paket unserer Eltern abzuholen. Ihr dachtet sicher, um kostenlos Internet zu nutzen. Nein, nicht heute! Aber natürlich war dieser spezielle Schalter am Wochenende nicht besetzt. Drückt uns die Daumen, dass wir am Montag mehr Glück haben und die Pakete auch da sind.

Dann ging's weiter in die mbar. Wieder waren wir länger als sieben Stunden online, um unser Website-Tagebuch zu schreiben, eMails zu checken, etc. Wir wollten beide gerade noch eine eMail schreiben als es plötzlich knallte, es keinen Strom mehr gab und es dunkel wurde. Der ganze Block schien betroffen zu sein. Also zahlten wir. Aber wie gewöhnlich wollten sie dort unser Geld nicht. Wir hatten zwar etwas geschwindelt und gesagt, dass jeder von uns 3 - 4 Stunden im Internet war. Aber das Mädel zog uns nur 3,5 Stunden für uns beide ab. Selbst schuld, wir beschwerten uns nicht.

Wir gingen ins Kino. Heute, um einen Film zu gucken und nicht nur wegen des Popcorns. Aber auch hier war es dunkel. War ganz Helsinki ohne Strom? Wir waren aber geduldig und warteten ganze zehn Minuten. Wir hatten Glück. Es gab wieder Strom. Doch nach der Ankündigung der Belegschaft waren wir nicht mehr so glücklich. Alle Filme bis 22.45 Uhr wurden gestrichen. Super! Das war zu spät für uns, da die Metro zum Campingplatz nur bis 23.30 Uhr fährt. Naja, vielleicht sollten wir uns wenigstens Popcorn kaufen. Aber auch daraus wurde nichts, es war bereits geschlossen. :(

Was tun also mit dem angebrochenen Abend? Naja, es gab ein Live-Konzert in der Stadt, umsonst, aber wir kamen natürlich nicht durch. Letztendlich gingen wir in ein Restaurant. Es war eine coole Location. Es sah so aus wie in einer deutschen Brauerei, aber war nicht nur Restaurant sondern auch Kneipe und Disco in einem.

Zurück am Zeltplatz gingen wir noch zum Fluss spazieren. Wollten wir zumindest. Denn das endete ziemlich schnell. Die ganze Flußgegend war mit einem Zaun abgesperrt. Also gab's nichts mehr zu tun und wir legten uns schlafen.

Freitag, August 22, 2003

Helsinki

Über heute brauchen wir nicht viel zu schreiben. Wir verbrachten den ganzen Tag im Fernsehraum damit, die Berichte der letzten neun Tage für die Website zu schreiben. Ein Albtraum! Schon beim letzten Mal sagten wir uns, dass wir das täglich machen müssen. Aber Faulheit muss bestraft werden. Es war klar, dass es heute auch kaum regnete.

Ach so, in Bezug auf unsere kriminelle Karriere könnten wir erwähnen, dass wir uns für die Transsib-Reise Clopapier besorgt haben. Wie? Ganz einfach: Man nimmt es aus dem Clopapierkasten im Fernsehraum. :)

Donnerstag, August 21, 2003

Helsinki

Heute trafen wir Anna-Leena um 12.30 Uhr am Bahnhof. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag mit ihr, liefen durch die Stadt, u. a. zum Hafen. Dort gibt es auch einen Markt, wo man Obst, Gemüse, Schmuck und Souvenirs kaufen kann. Aber wenn man so geschickt ist wie wir, braucht man auch nicht zu zahlen. Wir haben keine Ahnung, wie wir plötzlich an zwei neue Ohrringe kamen... Außerdem gingen wir zum RTT-Reisebüro und holten unser Visum ab. Alles verlief einwandfrei und unserer Russland-Reise steht nichts mehr im Wege. Es war ein interessanter Tag, da Anna-Leena uns viel über das finnische Leben erzählte.

Nachdem wir uns von ihr verabschiedet hatten, gingen wir ins Kino, um Popcorn zu kaufen. Eigentlich wollten wir uns keinen Film ansehen, aber da es anfing zu regnen ... "Basic" mit John Travolta. Ziemlich gut.

Mittwoch, August 20, 2003

Helsinki

Welch' eine Nacht! Als ich (Nicole) fast eingeschlafen war, hörte ich ein Geräusch. Es waren nicht mehr nur die Regentropfen, die auf das Zelt prasselten. War das etwa das Tier, das Ramona schon eine Nacht zuvor gehört hatte? Ich wurde hellhörig und schaute immer wieder nach. Doch ich sah nichts. Aber da war doch was! Ich hörte doch, wie die Tüten raschelten. Und dann, an meinem Rucksack. Ich machte also nochmal die Lampe an und endlich sah ich es: eine Maus! Ich versuchte alles, um sie loszuwerden, aber sie kam immer wieder. Man, kostete sie mich Nerven. Und Ramona lag da und schlief wie ein Baby! Irgendwann war mir alles egal, ich wollte nur noch schlafen. Ich konnte eh nicht gewinnen.

Wir ließen es langsam angehen, frühstückten als die Franzosen bereits zu Mittag aßen. Um 14 Uhr waren wir bereit zum Check-out. Wieder zahlten wir nur für zwei Nächte anstatt für drei. Kann uns das mal einer erklären?

Der Zug nach Helsinki fuhr um 15 Uhr, wir kamen gerade rechtzeitig. In Helsinki gingen wir in einen Buchladen und kauften ein Russisch-Buch zum selbst Lernen. Unsere Reise mit der Transsib ist eine gute Gelegenheit, eine neue Sprache zu lernen. Außerdem wird es uns helfen, die Schilder in Russland lesen zu können.

Auf dem Weg zum Zeltplatz gingen wir noch kurz zur Tankstelle, um unsere Flasche für den Kocher wieder aufzufüllen. Wir behielten die Rucksäcke an. Da ich (Ramona) schlechte Erfahrungen gemacht hatte mit dem Benzin, das aus dem Tankrüssel kommt bevor ich diesen in die Flasche stecken konnte, wollte ich Nicole warnen. Aber als ob sie nicht zugehört hatte, kniete sie sich weiter und weiter runter. Ich fragte noch "Hörst du denn nicht?" bevor ich merkte, dass es der Rucksack war, der sie immer weiter nach hinten zog und sie plötzlich wie ein Maikäfer vor mir lag. Wir schrien vor Lachen.


Wir checkten am Campingplatz ein, holten unser eingeschlossenes Gepäck ab und stellten unser Zelt in der Nähe unseres früheren Platzes auf, dicht bei "unserem" Tisch. Dann gingen wir wie gewöhnlich in den Fernsehraum. Nicole fing an, Russisch zu lernen während ich versuchte mein letztes Buch auszulesen. Nicole wollte uns dann Limonade in die Tassen füllen, aber die Flasche rutschte ihr aus der Hand. Sie hatte Glück, es war nicht viel verschüttet. Doch als sie die Flasche gegriffen hatte, um sie wieder richtig auf den Tisch zu stellen, knallte sie sie so fest auf den Tisch, dass es wie eine Fontäne raussprudelte. Der Tisch stand unter Limonade. Was für eine Schweinerei!

Dienstag, August 19, 2003

Turku

Pascal wollte uns heute verlassen, da er noch nach Kusamoo wollte. Nach dem Frühstück fing er an zu packen. Wir dagegen genossen mal wieder die Sonne und lasen. Als er losging um zu spülen, nahm er tatsächlich nur seinen Kram mit. Dafür mußte er bestraft werden! Schnell knoteten wir die Schnürsenkel seiner beiden Schuhpaare zu. Nach dem Spülen zeigte Pascal uns, wie wir die Düse unseres Kochers auswechseln können, um mit Spiritus kochen zu können. Wir hatten fast schon ein schlechtes Gewissen wegen der Schnürsenkel. Aber Strafe muß sein! Dann machte er sich wieder ans Rucksack packen und auf einmal ein Schrei ... Er hatte seine zugeknoteten Wanderschuhe entdeckt. Und anstatt sich gleich das zweite Paar anzuschauen, machte er sich ans Aufknoten. Es war so witzig, ihm zuzusehen; zu sehen, wie seine Unterlippe sich immer weiter nach vorne schob. Wir freuten uns schon aufs nächste Paar. Es dauerte noch eine ganze Weile bis er das andere Paar entdeckte und los brüllte: "Ich wußte es. Ich hab es mir die ganze Zeit gedacht." Als Pascal später zum Strand ging, entknoteten wir das Paar. Es war 17.30 Uhr als er uns verließ.

Heute sollte es Bratkartoffeln geben. Wir versuchten, die Kartoffeln mit dem Spiritus zu braten, den wir heute morgen von einem Campnachbarn geschenkt bekommen hatten. Der Kocher funktionierte aber nicht. Wir bauten ihn auseinander, reinigten ihn, aber es nutzte nichts. Und zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen. Wir hatten die Nase voll, packten unsere Sachen und versuchten unser Glück in der Campingküche. Und da es nicht aufhörte zu regnen, verbrachten wir den ganzen Abend dort.

Montag, August 18, 2003

Turku - Naanrali - Turku

8.20 Uhr - Das darf doch nicht wahr sein. Hat man denn nirgendwo seine Ruhe? Da meinten die Türken von nebenan, sie seien alleine auf dem Zeltplatz. Dieser war ja nun wirklich groß genug, aber sie mußten sich gestern genau neben uns platzieren. Als sich nach 10 Minuten immer noch nichts geändert hatte, bat Nicole sie, wenigstens die Musik leiser zu stellen. Zu unserer Überraschung stellten sie sie ganz ab, aber nur um den Lärm mit ihrem lauten Gerede zu ersetzen. Nach weiteren 15 Minuten noch immer das gleiche Spiel. Dann riß bei Nicole die Geduld und sie rief nur "Haal de Back!" Im ersten Moment war Ruhe, doch dann hieß es "We have the right to speak", doch ich feuerte gleich zurück "But not to shout". Wir sahen uns an und mußten beide lachen. Natürlich hörten sie nicht auf.

Nach dem Frühstück ging es zum Sight-Seeing nach Turku, dann weiter nach Naantali, eine andere Stadt mit einem Holzhaus-Viertel. Viel charmanter als Porvoo. Ein schöner Hafen, Badebuchten und über einen Steg konnte man sogar zu Moomin-World für Kinder auf der nahe gelegenen kleinen Insel gehen.

Es war schon spät als wir den Bus zum Campingplatz nahmen. Als ob wir nicht schon genug gelaufen wären! Die letzte Station um diese Zeit ist das Hotel, das ca. 700m vom Campingplatz entfernt liegt. Nicht, dass das weit ist, aber wir waren müde und hatten Hunger.

Nach einer kräftigen Portion Spaghetti spielten Nicole und Pascal "Zwei alte Damen beim Friseur". Warum? Weil sie wegen der Stechmücken ihre Fliegennetze auf den Kopf gezogen hatten. Und das sah aus, als säßen sie beim Friseur unter der Haube. Wir kringelten uns vor Lachen..

Sonntag, August 17, 2003

Helsinki - Turku

Heute brachen wir unsere Zelte für ein paar Tage in Helsinki ab und machten uns auf den Weg nach Turku, der ältesten Stadt Finnlands. Wir nahmen nur Zelt, Isomatte, Schlafsack und Kocher mit und ließen den Rest an der Rezeption, wo wir einen guten Preise für das Aufbewahren unseres restlichen Gepäcks aushandelten.

Unser Zug nach Turku fuhr um 14.03 Uhr los. Zwei Stunden später waren wir da. Der Campingplatz liegt auf einer kleinen Insel, etwa 20 Minuten Busfahrt vom Stadtzentrum entfernt. Der Platz war ruhig gelegen mit wenig Besuchern. Und einen Strand gab es auch. Wir stellten unsere Zelte auf und gingen noch etwas spazieren. Später machten wir es uns bei einer Tasse Tee gemütlich. Es war ein gutes Gefühl, nicht Fernseh gucken zu müssen.