Samstag, Oktober 04, 2003

Kyoto

Heute mussten wir mal wieder die Unterkunft wechseln, da unseres ausgebucht war. Wir fragten in der Touri-Info nach und sie nannten uns 2 Budget Hotels, die sogar noch guenstiger als Hostels sein sollten. Sie waren nur ziemlich weit weg vom Bahnhof. Na, Hauptsache sie haben ein Zimmer frei. Wir hatten Glueck, es waren noch 2 Betten in einem 5er Zimmer frei. Wir buchten direkt fuer 3 Naechte.

Dann wollten wir uns das Nijo Castle ansehen. Es war ein ganz schoen weiter Fussmarsch bis dort hin, aber es hat sich gelohnt. Es war total interessant, mal eine japanische Burg zu sehen. Was ganz anderes als man von zu Hause kennt. In der Burg hatte frueher der Shogun gelebt. Es gab so viele Raeume, alle aus Papierwaende. Das Beste war die Nachtigall Diele. Sie hatte die Funktion eines Wachhundes. Egal, wie vorsichtig man ueber den Boden schlich, es quietschte bei jedem Schritt. Faszinierend. So konnte niemand unbemerkt eindringen.

Unser Abendessen nahmen wir in einem japanischen Restaurant ein. Man zog sich die Schuhe aus und setzte sich auf ein Kissen auf den Fussboden an einen kleinen Tisch. Wir bestellten unser Essen und zu unserer Ueberraschung bekamen wir sogar eine Vorspeise. Wie nett. Doch als es nachher ums zahlen ging, wurde sie uns berechnet. Frechheit!

Wir teilten unser Zimmer mit 2 Spanierinnen, Elisabeth und Aglae und einer Chinesin. 5 Frauen in einem Zimmer! Es war so lustig. War klar, dass es bald an der Tuer klopfte. "Etwas leiser bitte, andere Leute wollen schlafen."

Freitag, Oktober 03, 2003

Kawaguchiko - Kyoto

Ich (Nicole) wollte Fruehstueck machen, aber der Kocher wollte mal wieder nicht. Doch dieses Mal zu Recht. Kein Benzin mehr. Ich schnappte mir ein Rad, fuhr zur Tankstelle, tankte 0,8l Benzin ... und dann konnten wir auch die restlichen Eier kochen.

Wir waren beide ziemlich muede - es war ja auch erst 8.45 Uhr -und kamen nicht in die Poette. Wir ueberlegten gar, noch eine Nacht laenger zu bleiben. Aber sechs Tage Kawaguchiko waren genug. Sonst kommen wir ja nie um die Welt.

Wir fuhren mit dem Bus nach Gotenba. Von dort sollte es mit dem Zug weiter gehen. Billigste Option: 5 Stunden Fahrt, mehrmals umsteigen und Ankunft erst um 21.50 Uhr in Kyoto. War klar, dass wir uns dafuer entschieden, hatten schliesslich schon genug Geld in Japan gelassen. An einem Bahnhof erregten wir die Aufmerksamkeit einer Stummen-Gruppe. Durch ihre Zeichen verstanden wir sogar, dass sie wissen wollten, wie alt wir sind. Wie sie sich freuten, wenn einer richtig lag. Als wir ihnen auf unserer Weltkarte zeigten, woher wir kommen, klatschten sie vor Begeisterung in die Haende und waren total happy. Wie einfach man doch Menschen gluecklich machen kann.

Die Tourist Information in Kyoto war natuerlich schon geschlossen. Jetzt galt es, auf eigene Faust eine Unterkunft zu finden. Wir mussten mehrere Hotels anlaufen. Es war Wochenende, viele ausgebucht oder einfach zu teuer. Dann doch noch ein Doppelzimmer fuer 13.600 Yen. Immer noch verdammt teuer, aber es war schon recht spaet und die Freude auf die Dusche ...

Donnerstag, Oktober 02, 2003

Kawaguchiko

Wir schliefen heute sehr lange. Es war schon 10.20Uhr, als wir aus dem Zelt krochen. Wir freuten uns auf Brot mit Kaese und einem weich gekochtem Ei. Aber wo war die Tuete mit dem Brot und dem Kaese hin, die vor Nicoles Eingang lag? Weg! Nicht mehr aufzufinden. Ein Tier haette aber doch Spuren hinterlassen?! Waere es ein Mensch gewesen, haetten wir es doch gehoert, oder? Er haette doch das Vorzelt aufmachen muessen. Oder waren wir vom Fuji so kaputt gewesen, dass wir nichts mehr gemerkt hatten? Unheimlich! Nicole hatte zum Glueck noch ein Paeckchen Kaese im Innenzelt liegen. Also gab es diesen mit dem Knaeckebrot aus Norwegen (das haelt sich ja ewig!). Mit Ei wurde auch nichts. Der Kocher wollte mal wieder nicht. Der Tag fing ja wirklich gut an!

Heute war Waschtag. Mussten erstmal unsere Klamotten vom Fuji-Staub befreien. Doch die Waschmaschinen hier waschen nur mit kaltem Wasser. Na, wenn das man sauber wird. Die erste Maschine hatten wir schon vorm Essen angemacht und als sie fertig war, ging Nicole zwischendurch die Waesche holen und ich spannte uns eine Leine zwischen den Baeumen. Wir hatten gerade alles aufgehaengt und kamen zurueck zum Fruehstueckstisch, da sass doch eine Kraehe und hackte auf unseren Eiern rum! Das darf doch nicht wahr sein! Na klasse, jetzt waren 3 davon kaputt. Da koennen wir nur noch Ruehrei draus machen. Das reicht! Ab jetzt kommt das ganze Essen immer ins Innenzelt!

Am Nachmittag liehen wir uns Fahrraeder aus. Wir sassen darauf wie die ersten Menschen. Wir waren halt eher Autos gewoehnt. Wir wollten etwas Geld abheben und fuhren zum grossen Supermarkt, dort gab es einen Geldautomaten. Nur nicht fuer unsere auslaendischen Kreditkarten. Also zur Bank, die hatte zu. Geht der ganze Tag jetzt so weiter? Wir gingen zur Touri Info, um zu erfahren wann wir morgen nach Kyoto weiterreisen konnten. 11.10 Uhr, das ist doch perfekt. Man sagte uns auch, dass wir auf der Post Geld abheben koennen. Na endlich.

Wir fuhren noch ein bisschen durch die Gegend und gingen spaeter in die grosse Mall. Interessant, was sich die Jugend hier so kauft. Fast alles war pink und rosa. Kitschig! Ganz zufaellig fiel mein Blick auf einen Ohrringstaender. Die sahen aber komisch aus. Kein Wunder, es waren ja auch Piercings! Hier gab es sogar Zungenpiercings. Oh, da freute sich aber jemand! Wir hatten seit Tagen danach gesucht, da Nicole doch ihren den Abfluss runterfallen lassen hatte. Hoffentlich ist es noch nicht zu spaet und das Loch zugewachsen. Zurueck auf dem Zeltplatz probierte Nicole es direkt aus. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als sie zurueck kam. Sie hatte zwar lange bohren muessen, konnte das Loch aber wieder durchstechen.

Wir machten uns nun ueber den Kocher her. Er muss doch funktionieren. War denn schon wieder Dreck in der Duese? Wir bauten ihn ein xtes mal auseinander und reinigten ihn. Und siehe da, er lief perfekt. Wir werde noch Kocherreinigungsspezialisten, wenn das so weitergeht.

Mittwoch, Oktober 01, 2003

Fuji - Besteigung

Der Wind wehte hier unten schon so stark und eisig, wie soll es bloss da oben sein? Wir kamen an die erste Gabelung, wo wir uns rechts halten sollten. Und nun ging es richtig los. In Serpentinen steil bergauf. Und wie steil! Durch den ganzen Schotter und Geroell rutschte man staendig ab. Dann kam ein Felsenstueck wo man kaum mehr den Weg erkennen konnte, waere er nicht durch gespannte Seile und Ketten gesichert gewesen.

Ich (Ramona) war schon nach dem ersten Kilometer fix und fertig. Mir war als ob ich kaum noch Luft bekam. Meine Beine waren kraftlos. Wenn das so weiter geht, komme ich bestimmt nicht da oben an. Ich musste staendig anhalten. Mein Herz raste wie verrueckt. Das aergerte mich alles. Nicole war staendig voraus und musste auf mich warten. Egal, wie sehr ich mich anstrengte. Ich hing immer hinterher. Wir erreichten die 6. Station (2350m) nach 35 Minuten. 10 Minuten. schneller als vorgesehen wurde. Doch das munterte mich nur wenig auf. Wir machten eine kleine Pause und assen ein paar Kekse. Dann weiter. Nur 60 Minuten bis zur 7. Station. Oh nein, so lange?! Es schien ewig zu dauern. Alle paar 100 m musste ich stehen bleiben, sonst haette ich wohl einen Herzinfakt bekommen. Ich war kurz vorm Aufgeben. Warum ging es mir nur so schlecht? Ich hatte doch immer schon viel Sport gemacht und war relativ fit. Nicole redete mir gut zu, versuchte mich aufzumuntern. Schritt um Schritt, zusammen schaffen wir das schon.

Sie liess mich nun vorgehen. Wir erreichten die 7. Station (2700m). Kurz vor den Stationen gab es immer elend lange Steintreppen, die Stufen kniehoch. Das brachte mich fast um. Wie lange bis zur 8. Station? 100 Min. Oh je!

Die Oberschenkel fingen an heftig weh zu tun. Ich musste mich an den Ketten hochziehen. Auf den Geroellmassen machte ich nur noch ganz kleine Schritte. Und dann aenderte sich langsam alles. Ich bekam besser Luft und die Beine wurden wieder kraeftiger, trotz der Schmerzen. Je hoeher wir nun kamen, desto einfacher viel mir alles. Schon seltsam. Normalerweise sollte das doch andersrum sein.

Schliesslich waren wir kurz vor der 3000m Grenze. Aber ich war total froh darueber. Vielleicht schaffen wir es ja nun doch noch zum Sonnenaufgang. Aber wo war Nicole?? Sie war doch eben noch hinter mir. Sie war ettliche Meter zurueck gefallen. Ihre Taschenlanpe war fast aus, ich konnte sie kaum mehr sehen. Was war passiert?

Ich liess Ramona vorgehen. Vielleicht klappt's ja dann besser. Und wenn wir es bis zum Sonnenaufgang nicht schaffen, dann schaffen wir es eben nicht. Aber es schien Ramona von Minute zu Minute besser zu gehen. Klasse, dann schaffen wir es ja doch noch rechtzeitig. Aber ich sollte mich zu frueh gefreut haben. Denn nun war ich es, die arge Probleme bekam. Ich merkte, dass die Luft duenner wurde und ich nicht soviel Sauerstoff bekam wie ich brauchte. OK, das kenne ich ja bereits aus Venezuela. Und dennoch war alles ganz anders. Ramona brauchte keine drei Schritte zu gehen, da war sie auch schon fuenf Schritte vor mir. Ich konnte ihr nicht mehr folgen. Dabei machte sie doch keine grossen Schritte. Fuer mich jedoch waren sie viel zu gross. Nun musste sie stets auf mich warten. Ich musste alle fuenf Meter anhalten, um meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich war sauer, konnte nicht so, wie ich wollte. Mein Rucksack sass auch nicht mehr richtig. Die ganze Last drueckte auf meine Schultern, den Hueftgurt konnte ich nicht mehr enger schnallen. Meine Knie und Waden schmerzten bei jeder Stufe. Kein Wunder, die waren kniehoch. Und wir hatten erst die Haelfte der Strecke zurueckgelegt. 8. Station auf 3020m. Ich haette am liebsten kehrt gemacht. Aber nein! Bloss nicht so denken! Nicht umsonst haben wir uns die Stunden in der Eiseskaelte auf der Damentoilette um die Ohren geschlagen. Nicht umsonst bin ich jetzt bis hierhin geklettert. Weiter, es muss weiter gehen! Aber auch die Kekse konnten mich nicht mehr aufheitern. Meine Haende sind so kalt, meine Fuesse fallen gleich ab. Jammer nicht rum! Denk' an den Sonnenaufgang. Es half nicht immer. Aber, was wuerde Ramona sagen, wenn du jetzt schlapp machst?! Das kann ich nicht bringen, sie hat ihre schlimme Phase ja auch ueberstanden. Wenn nur nicht diese verdammt hohen Stufen waeren. Gott sei Dank ist die Kette da, da kann ich mich hochziehen. Doch meine Beine, sie wollen nicht so, wie ich will. Die Kraft verliess mich. Und dann der Wind, der weht mich fast um. Ich schaffte es nie bis an die schuetzende Mauer, musste immer kurz vorher stehen bleiben, weil ich keine Luft mehr bekam. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Lippen platzten auf, jetzt kommt alles zusammen. Dann endlich, die eigentlich 8. Station auf 3.360m. Es war 2.30 Uhr. Wir lagen hinter der Zeit. Und nur wegen mir. Die Zeit, die wir vorher reingelaufen hatten, hatten wir jetzt durch mich wieder verloren. Den Sonnenaufgang koennen wir knicken. Mensch, jetzt reiss dich mal zusammen! Es ist ja gar nicht mehr weit. Meine Schwester Silke hat mich mal als ehrgeizig beschrieben, jetzt muss ich beweisen, dass ich das auch bin. Muss ich das? Ja, verdammt nochmal! Du bist schon auf einen viel hoeheren Berg geklettert, da wirst du das bisschen Berg hier auch schaffen. Doch auch der Energy-Drink half mir nicht weiter.

Weiter geht's. Aber es wurde einfach nicht besser. Die Zeit verging wie im Fluge, grosse Strecken legte ich nicht zurueck. Doch aufgeben werde ich nicht! Ramona schien mit einer Leichtigkeit die Stufen zu nehmen. Warum nur konnte ich das nicht? Die Schmerzen wurden unertraeglich, mir blieb schier die Luft weg. Und trotzdem: Ich will auf den Gipfel! Man schien es jedoch nicht gut mit mir zu meinen, es wurde noch steiler. Es war ja zu erwarten gewesen, aber ich stoehnte jedes Mal, wenn es wieder um die Kurve ging. Und dann gab meine Taschenlampe auch noch den Geist auf. Dabei hatte ich eben erst die Batterien gewechselt. Jetzt aergerte ich mich auch noch darueber. Nichts schien zu funktionieren. Ramona gab mir ihre Lampe, sie hatte ja noch ihre Stirnlampe, und machte mich darauf aufmerksam, dass es schon heller wurde. Ich hatte das noch gar nicht realisiert. Es war fuer mich aber auch noch deprimierender, hiess es doch, dass wir es nicht bis auf den Gipfel schaffen wuerden, um den Sonnenaufgang zu sehen. Ich war frustriert. Wir gingen noch etwas weiter. Was war das? Nochmals: Kniehohe Stufen, soweit das Auge reicht. Warum nur? Die Kette hilft mir doch inzwischen auch nicht mehr wirklich, muss all meine Kraefte aufbringen, um mich eine Stufe weiter nach oben zu bringen. Aber das muss der Endspurt sein! Dort oben, das muss der Gipfel sein! Ramona bat ich, nicht mehr laenger auf mich zu warten. Schon nach ein paar Minuten hatte ich sie aus den Augen verloren. Ich war alleine. Alleine mit mir und meinem ausgebrannten Koerper. Aber ich schaffte es. Irgendwie. Ich war so erschoepft und entkraeftet; jetzt konnte ich meinen Traenen freien Lauf lassen. Ich hatte es geschafft, meine Grenzen ueberschritten und den Mt. Fuji bezwungen!

Endspurt, noch einmal 80 Min. und wir habens geschafft. Der Wind wurde noch staerker. Man konnte kaum gegen angehen und wurde fast umgeweht. Einmal blieb Nicole mitten in einer Sturmboehe stehen, dabei waren es doch nur 3m bis zur schuetzenden Wand. Ich rief sie, doch sie reagierte nicht. Ich rief lauter, sie blieb immer noch stehen, versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten. Kann sie mich denn nicht hoeren? Ich schrie so laut ich konnte. Nichts. Als der Wind endlich nachliess kam sie rueber. Sie hatte mich tatsaechlich nicht gehoert.

4.30 Uhr, der Sonnenaufgang fing langsam an. Wir kamen zum 1. Tor und konnten das 2. schon sehen. Weit ueber uns standen viele Haeuser. Das musste die Spitze sein. Die Steinstufen fingen wieder an. Die Beine schmerzten zum umfallen. Aber wir schafften es. Wir waren ganz oben. 3776m! Noch bevor die Sonne sich zeigte. Es war 5 Uhr. 7 Std. hatten wir gebraucht. Der Sonnenaufgang war grandios. Einfach nur traumhaft. Schnell waren die Schmerzen des Aufstiegs vergessen.

Hier oben stuermte es noch mehr. Man musste aufpassen, dass man nicht weggeweht wurde. Es war eiskalt. Wir haetten gern noch ein paar Kleidungsstuecke mehr gehabt. Vor allem da die unterste Schicht nassgeschwitzt war.

Wir versuchten einmal um den Krater zu gehen, doch der Wind machte es unmoeglich. Schade, aber es hatte keinen Sinn. So machten wir uns wieder an den Abstieg. Es lagen noch einmal 4 Stunden Marsch vor uns. Am Krater trafen wir Nihei, einen jungen Japaner. Er machte sich mit uns auf den Abstieg. Nihei erzaehlte uns viel ueber Japan und und seine Menschen. Das war ganz gut, denn so lenkte er uns, und besonders mich, von den Schmerzen ab. Nach 1 Stunde steil bergab laufen, besser gesagt schlittern, stolpern und rutschen, taten meine Knie und mein Ruecken so weh, ich wollte keinen Schritt mehr gehen.

Um 10.45 Uhr erreichten wir die 5. Station. Wir waren fix und fertig. Das schien man uns anzusehen, denn viele fragten uns ob wir vom Krater kommen. Ja, wir waren ganz oben, erwiderten wir jedesmal mega stolz. Und die Leute freuten sich mit uns. Es war einfach nur schoen! Wir mussten noch bis 12 Uhr auf den ersten Bus in die Stadt warten. Wir sassen kaum im Bus, da schliefen wir schon. Das Taxi vom Bahnhof zum Zeltplatz hatten wir uns nun aber wirklich verdient. Schlafen, nur noch schlafen.

Um 17 Uhr kletterten wir nochmal aus dem Zelt. Wir hatten Hunger und wollten noch ins Internet. Wir wussten nicht genau wie wir ins Internet Cafe kommen. So fragten wir eine Frau auf der Strasse. Diese lief zum Haus hinter uns, sprach mit jemanden (ihr Sohn, wie sich dann herausstellte) und sagte wir sollen warten. Ihr Sohn kam und sagte er brauche noch 2 Minuten. Und schon kam er wieder, zog sich die Schuhe an und meinte er wuerde uns hinfahren. Wow! Wir trauten unseren Ohren nicht. Er fuhr uns bis vor die Tuer des Internet Cafes. Unglaublich! Zu fuss haetten wir es nie gefunden. Es war viel weiter als wir gedacht hatten.

Montag, September 29, 2003

Kawaguchiko

Um 10.10 Uhr stiegen wir in den Bus nach Gotenba. Nur, um dort den Bus nach Togendai zu nehmen. Dieser sollte um 12.07 Uhr fahren und wir hatten noch etwas Zeit. Es war ziemlich heiss und mir (Nicole) war es in kurzer Hose und T-Shirt noch zu heiss. Wasser musste her. Ich fuellte dieses in meinen Trinkbeutel und zog damit die Aufmerksamkeit eines aelteren jungen Paerchens auf mich. Der Mann wollte wissen, woher wir sind und beim Wort 'Deutschland' war er ganz aus dem Haeuschen. Er war sehr interessiert und fragte uns aus. Seine Frau gab uns in der Zwischenzeit je eine japanische Mandarine. Die sind ja gruenlich gelb?! Ob die ueberhaupt schmecken? Und ob. Viel intensiver als die, die wir kennen. Als dann der Bus kam, stellten wir uns brav an. Doch der nette Mann rief uns ganz aufgeregt zurueck. Bloss nicht in diesen Bus. Aha?! Na gut, dann warten wir eben noch. 10 Minuten spaeter war es soweit. Der Mann stieg irgendwo aus, wuenschte zum Abschied "Happiness" und gab mir sogar die Hand. Wow, wo es so etwas wie Koerperkontakt in Japan doch ueberhaupt nicht gibt. Zumindest nicht in der Oeffentlichkeit. Selbst Paerchen sieht man nie Hand in Hand laufen, von Zaertlichkeiten austauschen ganz zu schweigen.

In Togendai stiegen wir gleich in die Seilbahn nach Owakudani. War ja alles in unserem Hakone Pass inbegriffen.Oben angekommen sah man schon ganz viel Rauch aus dem Berg kommen. Und je naeher wir dem Schwefelberg kamen, um so schlimmer stank es. Ganz schoen streng nach faulen Eiern. Das Wasser, das aus dem Berg kommt, ist teilweise kochend heiss. Wie jeder, der dorthin kommt, mussten wir natuerlich auch die Schwefeleier probieren. Es gab sie nur im 6er-Pack. In Schwefel gekocht. Ganz schwarz war die Schale. Ob das Ei auch nach Schwefel schmeckt? Mit den Eiern in der Hand zum Eier-Tisch. Hier werden die Eier gepellt und die Schale auf dem Tisch liegen gelassen. Beide assen wir je zwei Eier. Nach Schwefel schmeckten sie jedoch nicht. Ganz normale Eier eigentlich. Was nun mit den restlichen beiden Eiern? Oh, da sind gerade zwei aeltere Frauen, die Eier kaufen wollen. Denen koennen wir sie ja geben. Die Japanerinnen konnten ihr Glueck kaum fassen, bedankten sich mehrmals. Warum nur? Die Japaner sind doch selbst alle so freundlich und hilfsbereit. Oder etwa nur gegenueber den Touristen?

Um kurz nach 15 Uhr sind wir mit der Kabinenbahn und Zug weiter nach Tonosawa. Hier sind die Hot Springs, in denen wir baden wollen. Vom Bahnhof, der oberhalb des Dorfes in einem Wald liegt, gingen wir ins Dorf. Der Wald erinnert fast schon an eine Art Dschungel so dicht bewachsen wie er war. Ausser Grillen und Vogelgezwitscher hoerte man nichts. Und immer wieder diese riesigen dreidimensionalen Spinnennetze. Die Spinne selbst war halb so spektakulaer.

Im Dorf erkundigten wir uns nach dem Weg zu den Hot Springs. War klar, dass wir mal wieder falsch waren. Werden wir eigentlich je etwas auf Anhieb finden? Also die ganzen Stufen nochmal hoch. Und dann soll's da eine Abzweigung geben. Tja, haetten wir die Augen aufgemacht, haetten wir wahrscheinlich auch die Abzweigung oder das Schild gesehen. Die Hot Springs sind beim Begona Garten. Gluecklicherweise gibt's da ja 'ne Karte. Da koennen wir die Hot Springs ja gar nicht verfehlen. Also die Strasse hoch und rechts um die Kurve. Da muessen sie dann ja sein. Waren sie aber nicht. Schnell nochmal nachgefragt. Die Hot Springs sind neben dem Garten. Na, dann stimmt aber die Karte nicht. Obwohl ... mit den japanischen hatten wir ja eh unsere Probleme. Als wir dann endlich am Eingang standen, realisierten wir erst, dass es bereits 16.30 Uhr war. Wir hatten eh keine Zeit mehr.

Wir muessen langsam an die Rueckfahrt denken. Um spaetestens 19 Uhr muessen wir in Gotenba sein, da der letzte Bus von dort nach Kawaguchiko um 19.05 Uhr abfaehrt. Da steht ja auch schon der Shuttle Bus. Abfahrt 16.45 Uhr. Und fuer uns auch noch umsonst. An der Yomoto Station wollten wir dann den Bus nach Gotenba nehmen. Da es dort nur einen Bus gab, blieb uns nichts anderes uebrig, als diesen zu nehmen. Doch anstatt uns nach Gotenba zu bringen, liess man uns einfach an einer anderen Bushaltestelle raus. Oh je. Es wurde langsam frisch und dunkel. Wohin denn jetzt? Welcher Bus und in welche Richtung? Ein Taxifahrer klaerte uns auf: Bis Miyanoshita, dann umsteigen nach Gotenba. Gesagt, getan. Wir stiegen in Miyanoshita aus und gingen zur gegenueberliegenden Bushaltestelle. Natuerlich wieder alles nur auf japanisch. Ich sprach den einzigen Japaner weit und breit an und auch er schien ein Problem zu haben, die noetigen Informationen zu bekommen. Kann er etwa nicht lesen oder ist er am Ende gar kein Japaner? Die Minuten kamen uns vor wie eine Ewigkeit. Doch dann. In 10 Minuten kommt der Bus. Vielen Dank. Aber erst in 10 Minuten? Ob wir es noch rechtzeitig bis Gotenba schaffen? Ich sehe uns schon die Nacht im Freien verbringen, ohne Zelt und Schlafsack. Wir nahmen den Bus zehn Minuten spaeter und sagten dem Busfahrer, wohin wir wollten. Gotenba? Nein, soweit faehrt er nicht. Also nochmal umsteigen. Geht das hier noch mit rechten Dingen zu oder will man uns hier nur auf den Arm nehmen? Es war mal wieder einer der Momente, in dem ich wuenschte, Japanisch sprechen zu koennen. An der naechsten Bushaltestelle sagte man uns, dass um diese Zeit kein Bus mehr nach Gotenba faehrt. Wie um diese Zeit? Es ist doch erst 18.30 Uhr. Also doch alles Verar...erei! Aber da gibt's ja eine Information. Man sagte uns, dass der Bus um 18.40 Uhr kommt und wir um 19.05 Uhr in Gotenba sind. Der Bus nach Kawaguchiko faehrt erst um 19.15 Uhr. Gott sei Dank. So kam es dann auch und um 20.15 Uhr waren wir wieder in Kawaguchiko.

Sonntag, September 28, 2003

Kawaguchiko

Ich wollte fuer Nicole Fruehstueck machen und holte den Kocher und das Futter. Der Topf war total verbeult. War wohl doch ein bisschen vollgestopft, der Rucksack. Der Kocher schien auch was abbekommen zu haben. Die Fuesse liessen sich kaum mehr bewegen und ploetzlich hatte ich den einen in der Hand. Oh je, ich hab doch gar nicht fest gedrueckt. Nicole war mittlerweile auch auf und kam rueber. Ich versuchte den Kocher so anzukriegen und drehte den Benzinhahn auf. Da spritzte mir die ganze Sosse ins Gesicht. Klar, ich hatte ja auch gerade erst geduscht. Ich haette nur noch fluchen koennen. Also nichts mit Eier und Tee. Nur Toast.

Wir fuhren mit dem Bus zu den Hoehlen, eine halbe Stunde von Kawaguchiko. Wir wollten die Eishoehle sehen. Hier sollte es auch im Sommer riesen Eiszapfen geben. Steintreppen fuehrten durch einen schmalen Felsspalt in die Hoehle, ca. 20 m tief. Der Temperatursturz war enorm. Es wurde eiskalt. Doch die grossen Eiszapfen sahen wir leider nicht. Nur noch kleine Stummel. Der Rest war geschmolzen.

Enttaeuscht gingen wir zur naechsten Hoehle. Sie lag allerdings 2,6 km weiter Richtung See. Ein kleiner Spaziergang. Es ging ja bergab. Wir kamen zur Fledermaushoehle. Wir fragten extra nochmal nach, ob wir auch welche sehen wuerden. Oh ja, es leben 100 Stueck in der Hoehle. Na dann. Wir bekamen einen Helm auf und los ging’s. Teilweise waren die Gaenge nur 50 cm hoch. Es passte gerade so eben mit Entenwatschelgang. Aber Fledermaeuse sahen wir keine. War aber trotzdem eine interessante Hoehle.

Die 2,6 km zurueck zur Bushaltestelle zu laufen, hatten wir nicht wirklich Lust. Da ging ein japanisches Paerchen zu ihrem Auto. Ich sprang auf und fragte sie, ob sie uns mitnehmen koennten. Natuerlich sprachen sie nur japanisch. Aber irgendwie machte ich mich verstaendlich und sie nahmen uns mit bis zur Bushaltestelle. Super nett.

Wir fuhren zurueck nach Kawaguchiko. Es war noch recht frueh am Nachmittag. So entschlossen wir uns fuer eine Seilbahnfahrt auf den Kawaguchiko-Berg, 1079 m hoch. Wir hatten eine klasse Aussicht. Nur der Fuji hatte sich mal wieder versteckt. Ob man ihn jemals ganz sehen kann? Hier oben gab es ueberall Haeschen und Waschbaeren. Sie standen ueberall rum und man konnte Fotos mit ihnen machen. Es gab hier sogar Haeschen- und Waschbaerentoiletten. Das sah zu witzig aus. --> Fotos

Um 19 Uhr war es schon dunkel und wir gingen zurueck zum Zeltplatz.