Sonntag, Juni 13, 2004

León - Choluteca (Honduras)

Wir waren ganz aufgeregt, der juengste und aktivste Vulkan Nicaraguas steht auf dem Programm - der Cerro Negro. Nur durch Zufall hatten wir von diesem Vulkan erfahren, in unserem Reisefuehrer ist er mit keinem Wort erwaehnt.

Um 7 Uhr klopfte es an unserer Tuer. Wir wurden also puenktlich abgeholt. Erst jetzt erfuhren wir jedoch, dass wir bis um 11 Uhr ausgecheckt haben muessen. Besetzen wir das Zimmer auch nur eine halbe Stunde laenger, muessen wir fuer die naechste Nacht zahlen. Der Hit! Also noch schnell die Sachen zusammen gepackt und das Zimmer geraeumt.

Um 7.10 Uhr ging es los. Mit dabei das Haeschen, bei der wir gestern die Tour gebucht hatten, ihr Vater und ihr Freund. Dann holten wir noch ihre Mutter und einen Tourguide ab. Wir waren uns gestern ueberhaupt nicht bewusst gewesen, dass wir einen Familienausflug gebucht hatten!?
Wir fragten nach, ob sie jeden Sonntag an den Vulkan fahren und das Haeschen antwortete mit ja. Oh, dann muss es ja wirklich langweilig fuer sie sein. Doch das Haeschen musste uns falsch verstanden haben - an unserem Spanisch lag es sicher nicht! :), denn ganz schnell stellte sich heraus, dass niemand wirklich den Weg kannte. Na, das kann ja heiter werden! Zwar gab es Schilder, aber nicht an jeder Kreuzung. Es war also abzusehen, dass wir frueher oder spaeter die falsche Abzweigung nehmen werden. Der Vater wurde richtig laut und wuetend, ihm war das wohl peinlich. Ramona und ich lachten nur. Irgendwann werden wir schon ankommen ...

Um 8.20 Uhr war es soweit - es galt, den 726m hohen und noch aktiven Vulkan zu erklimmen. Ueber die grossen und kleinen schwarzen Lavasteine mussten wir laufen. Dieser Vulkan war so ganz anders als alle bisher gesehenen. An einigen Stellen waren die Steine auch gelb, weiss oder rot. Rot wie gluehende Lava. Ramona und ich waren gut drauf und bald konnten uns der Tourguide und des Haeschens Freund nicht mehr folgen. Dabei war es doch gar nicht so steil ... und der Tourguide war da, um uns den Weg zu zeigen. Pah! Was brauchen wir 'nen Tourguide?!
Wir schauten uns die Stellen, an denen der Vulkan noch raucht, naeher an. Der Schwefelgeruch war so stark, dass wir staendig husten mussten. Allzu lange konnten wir uns hier also nicht aufhalten und so gingen wir weiter bis zum Gipfel.
Der Ausblick war gigantisch: der schwarze Sand von der letzten Eruption aus dem Jahre 1992, dazwischen das saftige Gruen der Baeume. Genial! Der Blick vom Gipfel direkt in den Krater raubte uns den Atem. Es war einfach unbeschreiblich.
Je hoeher wir kamen, um so mehr Insekten und Kaefer liessen sich blicken. Sie schwirrten nicht nur um uns, nein sie setzten sich auch auf uns und unsere Klamotten. Wir waren im Nu voll mit Insekten ... So lange sie uns nichts tun!

Der heutige Abstieg sollte auch etwas Besonderes sein. Ohne Schmerzen in den Knien, ohne Blasen an den Fuessen ... wir gingen zur sandigen Seite des Vulkans, wollten einfach den Hang hinunter rutschen. Es war sehr steil und am Anfang kostete es etwas Ueberwindung. Doch schnell hatten wir den Dreh raus und liefen fast schon den steilen Abhang hinunter. Wir traten richtige Sand-/Steinlawinen los - es war ein riesen Spass! Fast so gut wie das Sand-Skifahren. Nur viel zu schnell vorbei!

Um 12 Uhr hiess es fuer uns erneut Aufbrechen. Wir wollten heute wenigstens noch bis Honduras kommen. Die erste Fahrt bis nach Chinandega verlief ohne weitere Vorkommnisse. Dort angekommen deutete man uns an, dass wir auf den Bus nach Guasaule noch einige Minuten warten muessen. Kein Problem. Ramona hatte sich gerade einen Hot dog gekauft, als langsam der Bus nach Guasaule an uns vorbei fuhr. Ich rannte sofort los, wollte ihn anhalten. Wir hatten doch schliesslich keine Zeit zu verlieren. Einige Maenner halfen mir und schrien laut los. Der Bus hielt tatsaechlich. Genial. Ich rannte zurueck zu Ramona, wir schnappten unsere Rucksaecke und liefen in Richtung Bus. Der kam uns schon rueckwaerts entgegen, die Tuer hatte man schon geoeffnet, so dass wir schnell aufspringen konnten. Wir hatten gerade Platz genommen, da realisierten wir es. Der Bus setzte weiter zurueck und blieb stehen. Nur gut, dass wir uns so beeilt hatten, in einen parkenden Bus zu kommen! 10 Minuten spaeter war dann Abfahrt.
Die Fahrt war die reinste Hoelle, da sie ueberwiegend ueber ungeteerte Strassen fuehrte. Das hielt den Busfahrer jedoch nicht davon ab, schnell zu fahren und die Schlagloecher zu so mitzunehmen, wie es ihm passte. Mehrmals kam es vor, dass wir hoch in die Luft flogen als wir ueber ein solches Loch bretterten.
Wir waren so froh als wir um 16.30 Uhr endlich in Guasaule ankamen. Von dem ganzen Dreck und Staub sahen Ramona und ich schon aus wie Schornsteinfeger. Ob man uns so ueberhaupt noch ueber die Grenze laesst?!

Ein junger Kerl bot uns seinen Fahrdienst an - mit seinem Spezial-Fahrrad wollte er uns ueber die Grenze fahren zu den entsprechenden Aus- und Einreisebueros, ja sogar bis zum Bus. Na prima. Bei der bulligen Hitze waren wir froh, keinen Meter laufen zu muessen.

Um 17 Uhr war Abfahrt und eine Stunde spaeter waren wir in Choluteca in unserem Quartier fuer die Nacht. Fuer 5$ gab es nicht nur ein grosses sauberes Zimmer, nein, auch Handtuecher, Seife und sogar TV. Allerdings haette das Wasser in der Dusche kaelter sein koennen! Und es waere auch schoen gewesen, wenn wir Wasser fuer die Toilette gehabt haetten - aber wir sind ja nur eine Nacht hier.

Freitag, Juni 11, 2004

Laguna de Apoyo

Um 7.30 Uhr gab's Fruehstueck: Gallopinto mit Ei, das typische Fruehstueck in Nicaragua - Reis mit roten Bohnen gemischt, dazu Ruehrei. Wirklich lecker, auch wenn Reis am fruehen Morgen nicht jedermanns Sache ist.

Unser Divemaster Lorenzo hatte sich verspaetet aber um 9.40 Uhr konnten wir endlich loslegen. Wir suchten unser Equipment zusammen und waren 20 Minuten spaeter im Wasser. Da wir ja heute in einem Kratersee tauchen gehen, muessen wir auch nicht mit dem Boot rausfahren. Wir konnten in den See laufen und nach ein paar Metern ging es ganz steil nach unten, so dass wir abtauchen konnten. Aber Ramona, wo bleibst du denn? Ramona war noch immer an der Wasseroberflaeche, kam einfach nicht nach unten. Da braucht sie wohl noch etwas Gewicht. Lorenzo gab ihr erst einmal in paar Steine vom Boden, aber die nutzten ja ueberhaupt nichts. Die Steine hier sind ja federleicht. Nee, da muss Lorenzo nochmal zurueck gehen. Beim zweiten Anlauf klappte es dann. Auch Ramona konnte abtauchen. Die Sicht im See war leider nicht wie erhofft, wir sahen leider nur etwa 5m weit. Der Boden hier war sandig mit einigen Steinen. Viel Unterwasserleben gibt es hier nicht, aber das, was wir hier sahen, war einzigartig. 3 verschiedene Fischarten, die es nur hier in dieser Lagune gibt! Darunter waren sogar Fische, die zwar Augen haben, aber nicht sehen koennen sowie Fische, die zwar Vorrichtungen fuer Augen haben, aber keine Augen haben. Die sahen wirklich komisch aus. Ausserdem sahen wir eine relativ grosse Krabbe, das war schon fast ein Erlebnis hier im See. Wie die wohl hierher gekommen ist?

Nach dem zweiten Tauchgang ging es schnell unter die Dusche und um 14 Uhr waren wir "on the road again". Auf nach León - 1524 von Francisco Fernández de Cordoba gegruendet. Die heutige Stadt liegt 32 km von dort, wo sie damals gegruendet wurde am Fusse des Vulkan Momotombo. 1610 verursachte die Aktivitaet des Vulkans ein Erdbeben, das die alte Stadt zerstoerte. Bis 1857 war León Hauptstadt Nicaraguas (heute ist es Managua) und ist heute eine der wenigen Staedte Nicaraguas, die klar mit Strassenschildern ausgezeichnet ist.

Wir erkundeten die Stadt ein wenig und assen vor der Kathedrale einen Hot Dog zu Abend. Die werden hier an jeder Ecke angeboten, also etwas, was die Einheimischen auch viel essen.

Mittwoch, Juni 09, 2004

Moyogalpa - Granada

Bereits um 6.45 Uhr (!) waren wir auf der Faehre zurueck zum Festland. Dort dann gleich wieder in ein Taxi zur Bushaltestelle. Der Bus nach Granada faehrt aber erst um 10.30 Uhr. Oh nein! Dann fahren wir eben Richtung Managua und steigen nochmal um. Wir sind doch nicht umsonst so frueh aufgestanden. Nach einer Stunde mussten wir umsteigen - unser Gepaeck schaffte das schneller als wir. Wir konnten gar nicht so schnell gucken wie die Jungs unsere Rucksaecke nach unten in die Arme eines anderen Jungens warfen, der dann mit dem Rucksack zum naechsten Bus lief. Ganz schoen fix die Kerle.
Da es schon am fruehen Morgen richtig heiss war, standen auch hier in dem Bus die Fenster sperrangelweit offen. So ein Fahrtwind tut doch wirklich gut! ... Aber iih, was ist das denn? Da werden wir doch glatt nass. Wo kommt das denn her? Es regnet doch gar nicht! Sicher ist oben auf dem Dach etwas ausgelaufen. Das Fenster wurde geschlossen und wir sassen im Trockenen. Es dauerte jedoch nicht lange und wir wussten, woher das Wasser kam - ein Schwein, das auf dem Dach transportiert wurde, hatte gemeint, sich seines Wassers entledigen zu muessen. Jetzt verstanden wir auch, warum jeder im Bus eben so gelacht hatte!!!

Bereits um 10.30 Uhr hatten wir uns in Granada einquartiert und machten uns gleich auf den Weg nach Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. Hier wollten wir nun endlich unsere Fluege buchen und uns um das Vulkan-Skilaufen kuemmern. Doch das dauerte wesentlich laenger als erwartet. Zwar schafften wir es, den Flug zu buchen, aber was das Skifahren angeht, sind wir immer noch nicht schlauer. Dafuer muss man naemlich noch bis nach Leon fahren, von wo es angeboten wird.
Also zurueck nach Granada - dann muessen wir morgen eben mal telefonieren und sehen, wie gut wir uns am Telefon auf Spanisch verstaendigen koennen.

Granada ist die einzige Stadt, die noch in ihrer Original-Ansiedlung besteht und gilt als die aelteste Stadt in der westlichen Hemisphaere, da sie an dem gleichen Platz liegt wo sie im Jahre 1524 von Francisco Hernandez de Cordoba gegruendet wurde. Obwohl sie die meist bekaempfte Stadt von Piraten ist, in Zivilkriegen gepluendert wurde und von William Walker im Jahre 1856 zerstoert wurde, ist Granada eine der schoensten Staedte in Nicaragua. Die Stadt besticht durch viele bunte Gebaeude im Barrock- oder Renaissance-Stil, unter ihnen die herausstechende Iglesia de San Francisco im Kolonialstil, der aeltesten in Nicaragua. Und Granada ist wirklich schoen - so friedlich und ruhig. Wir kamen aus dem Fotografieren gar nicht mehr raus.

Montag, Juni 07, 2004

Tamarindo - Moyogalpa/Isla de Ometepe (Nicaragua)

Um kurz nach 9 Uhr sassen wir im Bus nach Liberia. Wir wollen Costa Rica heute verlassen und nach Nicaragua, das Land der Vulkane und Seen, reisen. Unser Plan war, bis nach Moyogalpa zu kommen... Unser Gepaeck mussten wir mit in den Bus nehmen. Klar doch, kein Problem, aber der Bus wurde immer voller und letztendlich sassen wir mit unserem schweren Rucksack auf dem Schoss gequetscht im Sitz. Es war total heiss, die Beine schliefen ein ... auf solche Busfahrten hatten wir uns doch in Mittelamerika gefreut!

In Liberia mussten wir dann laenger als geplant warten. Oh je, ob wir die letzte Faehre auf die Insel noch erreichen werden?? Sollte unser Plan etwa schon hier scheitern? Um 12.30 Uhr ging es los nach Penas Blancas, dem letzten Ort vor der Grenze zu Nicaragua. Wir konnten unser Gepaeck wieder im Gepaeckraum verstauen. Die Fahrt sollte zwei Stunden dauern, prima, so haben wir viel Zeit zum Lesen. Doch bereits nach knapp 1,5 Stunden waren wir da.

Ruckzuck hatten wir den Ausreisestempel und gingen zu Fuss ueber die Grenze nach Nicaragua. Fuer die Touristenkarte mussten wir 7$ zahlen und dann gab's auch den Einreisestempel. Schnell noch Geld gewechselt in der Bank nebenan und ein paar Touri-Blaetter an der Information geschnappt, dann ab in den naechsten Bus nach Rivas.
Ich (Nicole) las in den Blaettchen und war auf einmal ganz begeistert! Hier kann man auf einem Vulkan Ski fahren - allerdings nicht auf Schnee sondern auf Sand! Genial! Wo ist das? Cerro Negro, noch nie gehoert. Warum steht nichts davon in unserem Reisefuehrer??? Mehr Informationen dazu solls im Internet geben ... war klar, wo ich bald mal hin muss.

36km weiter stiegen wir aus dem Bus direkt in ein Taxi, das uns zur Faehre bringen sollte. Wir lagen wieder gut in der Zeit, verliessen das Festland mit einer Rostlaube - hier nennt man das wirklich noch Faehre :) - um 16.30 Uhr ueber den Lago de Nicaragua und waren etwa eine Stunde spaeter an unserem Tagesziel: Moyogalpa.

Der See ist mit 177km Laenge und einer durchschnittlichen Breite von 58km der drittgroesste See in Lateinamerika. Insgesamt fliessen 45 Fluesse in den See. Die Isla de Ometepe ("zwischen zwei Huegeln" in der Nahuatl-Sprache) ist die groesste Insel in dem See und von zwei Vulkanen umgeben: Vulkan Concepcion, 1610m, und Vulkan Madera, 1394m. Vulkan Concepcion ist noch immer aktiv, sein letzter Ausbruch liegt jedoch bereits 48 Jahre zurueck.
Auf Ometepe leben inzwischen ca. 50.000 Menschen, die sich mit Fischen, Bananen, Zitrusfruechten, Mais, Sesam und Bohnen den Lebensunterhalt verdienen. Ometepe ist bekannt fuer seine Steinstatuen und Petroglyphen (Felszeichnung) bekannt, die Menschen, Tiere und geometrische Formen, insbesondere Spiralen darstellen.

Die Stadt Moyogalpa hatten Ramona und ich schnell durchquert. Abendessen gab es im Restaurant unseres Hotels und wir verbrachten den Abend mit Lesen.