Sonntag, Mai 30, 2004

Chirripo Base Camp - San Isidro

2.45 Uhr - endlich, der Wecker klingelt. Ich (Nicole) hatte seit 21.20 Uhr kein Auge mehr zugemacht. Ob das an der Hoehe lag? Wir machten uns startklar und um 3.20 Uhr ging es los.

Es war natuerlich noch stockdunkel draussen, einige Sterne waren zu sehen. Vielleicht bekommen wir ja tatsaechlich einen schoenen Sonnenaufgang zu sehen. Im Schein unserer Taschenlampen liefen wir los. Wie bei der Besteigung des Mt. Fuji ... alte Erinnerungen wurden wach! Hoffentlich wird es nicht wieder so anstrengend!!

Es fing jedoch schon gleich mit einem steilen Stueck an. Na, das kann ja heiter werden. Zwar sollen es nur noch 5,1 km bis zum Gipfel sein, aber das waren auch 427 Hoehenmeter! Und das soll man in zwei Stunden schaffen?
Wir waren noch keine Viertelstunde unterwegs, da trafen wir auf das kanadische Paerchen, das wir schon gestern gesehen hatten. Ihre Taschenlampe hatte den Geist aufgegeben! Wie bitte? Wie kann man denn nachts auf einen Berg kraxeln wollen und kein Licht dabei haben? Wir verstanden die Welt nicht mehr! Aber natuerlich konnten sie mit uns laufen ... aber unser Tempo war ihr nicht passend. Wir mussten schon bald eine Pause einlegen. Oh je ...

Um 4.11 Uhr erreichten wir das erste Hinweisschild, noch 2,8 km bis zum Gipfel. Die Hoehe war leider nicht angegeben. Aber 2,8 km, das ist ja nicht mehr so weit. Aber es wird steil sein und somit mindestens eine Stunde dauern. Ein letztes Schild, das uns den Weg zum Gipfel zeigte, sahen wir um 5.12 Uhr. Doch auch hier keine Hoehenangabe. Wirklich noetig war das allerdings nicht, denn das Gipfelkreuz war bereits zu sehen und es sah verdammt steil aus!
Langsam zeigte sich bereits die Sonne hinter einem anderen Berg und wir erlebten einen wunderschoenen Sonnenaufgang. Wir hatten Glueck, dass kaum Wolken am Himmel waren.
Los aber jetzt, auf zum Endspurt. Die deutschen Jungs waren schon halb oben. Wir folgten und wir merkten, wie die Luft immer duenner wurde. Doch fast noch mehr zu schaffen machten mir die hohen Stufen. Ich war so froh, dass man teilweise richtig klettern, die Haende einsetzen musste, denn so konnte ich mich mit den Armen hochziehen. Langsam, ganz langsam naeherte ich mich dem Gipfel. Wo aber bleibt Ramona? Ich konnte sie gar nicht mehr sehen. Ich musste aber weiter gehen, war relativ gut im Tritt. Nur ab und zu musste ich stehen bleiben, um kurz zu verschnaufen. Ramona wird sich ihre Kraefte schon einteilen. Sie ist doch auch ein alter Berghase!
Um 5.32 Uhr hatte ich es geschafft, den Chirripo erklommen. Ramona folgte ein paar Minuten spaeter. Auf 3.820 m befanden wir uns nun und waren stolz wie Oskar. Die Aussicht liess uns mal wieder alle Strapazen der vergangenen Stunden vergessen. Da es jedoch sehr windig und saukalt war - uns fielen fast die Finger ab - machten wir uns schon bald wieder an den Abstieg.

Wir erreichten das Base Camp um 7.30 Uhr, packten unsere restlichen Sachen ein und staerkten uns nochmal mit einem heissen Kakao. Um kurz nach 8 Uhr machten wir uns an den langen Fussmarsch zurueck nach San Gerardo.
Wir hatten schoenes Wetter, die Sonne schien und bei uns lief alles wie am Schnuerchen. Wir kamen wirklich gut voran, auch wenn Ramona nach 5 km bereits ueber ihre schmerzenden Fusssohlen klagte. Nach nur 2,5 Stunden hatten wir die Haelfte hinter uns und wir goennten uns eine lange Pause. Die deutschen Jungs sassen auch wieder bei uns und zusammen setzten wir unseren Rueckweg fort. Ramona ging vor und gab das Tempo an, die Jungs folgten uns erst noch, doch bald schon hatten wir sie abgehaengt. *grins*
Wenn Ramona dieses Tempo beibehaelt, sind wir wirklich richtig gut. Doch nicht nur der ueberaus matschige Weg, nein auch unsere Fuesse bzw. Knie machten uns schwer zu schaffen. Es waren noch ca. 7 km, da wollten auch meine Knie nicht mehr. Jeder Schritt war ein Stich mit dem Messer ins Knie. Ramona ging es auch nicht gut.
Wir sprachen nicht mehr miteinander. Jeder war fuer sich mit seinen eigenen Schmerzen beschaeftigt. Ich versuchte, mich abzulenken - wie gerne wuerde ich jetzt in der Sandkaul sitzen, mit den Frauen Uno spielen und einen Pott Viez-Limo trinken - doch alles half nur fuer Sekundenbruchteile. Die Meter zogen sich endlos lange hin. Aber was nutzte es. Irgendwie musste es doch gehen. Wie sehr wir uns das naechste km-Schild herbei sehnten... und wie gross die Enttaeuschung, wenn es nach der naechsten Kurve immer noch nicht zu sehen war. Die Zeit verrann wie im Fluge, doch Meter machten wir keine.
Ich schaute irgendwann nur noch auf den Boden, wollte sicher gehen, dass ich auch bloss nicht ausrutsche oder umknicke. Doch das bereitete mir Genickschmerzen und ich verkrampfte meine Schultern. Von den Blasen an den Fuessen ganz zu schweigen.
Ramona kam schneller voran als ich, innerhalb von Sekunden war sie mehrere Schritte voraus. Zum ersten Mal war fuer mich der Abstieg schlimmer als der Aufstieg.

Wir waren uebergluecklich, als wir um 13.39 Uhr Kilometer 0 erreichten. Doch wie weit ist es jetzt eigentlich noch zum Hostel?? Wir konnten uns nicht mehr erinnern. Bis 14 Uhr wollte ich am Hostel sein, doch es war schnell klar, dass das nicht zu schaffen war. Unser Bus nach San Isidro faehrt um 16 Uhr - ob wir das wohl schaffen werden? Wir hatten Glueck ... ein Einheimischer musste Mitleid mit uns gehabt haben, er gabelte uns unterwegs auf und fuhr uns die letzten Kilometer zu unserem Hostel.

Total erschoepft und muede setzten wir uns hin. Muede, kaputt, voller Schmerzen. Wir wollten uns nicht mehr bewegen. Heute gibt es einen ruhigen Abend im Hotel in San Isidro. Darauf freuten wir uns!

Um 16 Uhr ging es wieder zwei Stunden mit dem Bus zurueck nach San Isidro. Gott sei Dank war es vom Busterminal bis zum Hotel nicht so weit - mit dem schweren Rucksack lief es sich noch besch....er. Wir erhielten das gleiche Zimmer. Das Treppen steigen war eine Qual. Dennoch machten wir uns nochmal auf den Weg, um Nudelsuppen zu besorgen. Nach einer lauwarmen Dusche goennten wir uns diese zum Abendessen.
Wie froh wir waren, dann endlich im Bett zu liegen und uns nicht mehr bewegen zu muessen.

Freitag, Mai 28, 2004

San Isidro - San Gerardo de Rivas

Es war schon nach Mitternacht und wir schliefen immer noch nicht. Draussen goss es wie aus Eimern und wir waren froh, im warmen Bett zu liegen. Hoffentlich regnet es nicht so, wenn wir den hoechsten Vulkan Costa Ricas, den Chirripo, hochkraxeln wollen. Irgendwann muessen wir wohl doch eingeschlafen sein.

Unser erster Weg am morgen war zur Bank. Wir wollen unsere US-Dollar in Colones umtauschen. Wir mussten erst einmal lange anstehen. Die Wartelinie war wie am Flughafen auf dem Boden vorgegeben. Nach einer knappen halben Stunde - Gott sei Dank hatten sie hier einen Fernseher - waren wir dran. Das Umtauschen war mit Personalausweis nicht moeglich, nur der Reisepass wurde akzeptiert. Alles muss seine Richtigkeit haben ...

Der naechste Weg ging zur Post. Wir wollten zwei kleine Paeckchen verschicken. Wieder mussten wir anstehen. Als wir an der Reihe waren, erfuhren wir, dass wir Umschlaege auf der Post nicht kaufen koennen. Dafuer muessen wir in das Geschaeft, 50m zurueck! Also wirklich ...

Im Supermarkt kauften wir uns dann noch Verpflegung fuer unsere morgige Wandertour. Ruckzuck war es 12 Uhr und Zeit zum Auschecken. Da es schon wieder regnete und unser Bus erst um 14 Uhr fuhr, nutzten wir die Zeit fuer unser Fruehstueck. Kalte Pizza - der Rest von gestern. Wie lecker!

Die Busfahrt nach San Gerardo dauerte 2 Stunden. In der Unterkunft El Bosque soll's sogar heisses Wasser geben ... Fehlanzeige! In der Ranger Station gegenueber bezahlten wir den Eintritt fuer den Nationalpark und buchten die Nacht im Chirripo Base Camp, wo wir morgen uebernachten wollen.

Heute war frueh schlafen angesagt, da der Wecker bereits um 4.30 Uhr klingeln wird.

Mittwoch, Mai 26, 2004

Cerro Punta - Paso Canoas (Costa Rica)

Nur langsam machten wir uns heute auf. Was steht an? Wandern mit John in Cerro Punta? Rueber auf die andere Vulkanseite nach Boquete? Oder doch lieber direkt nach Costa Rica? Wir entschieden uns fuer letzteres.

John wollte auch nicht mehr wandern, es goss naemlich aus Stroemen. Also ging's zusammen in den Bus Richtung David. Ramona und ich stiegen am Buero von Maria und Raphael nochmal aus und die beiden freuten sich, uns nochmal zu sehen. Raphael brachte uns sogar zum Bus nach Rio Sereno. Dort wollten wir ueber die Grenze nach Costa Rica. Die Strasse nach Rio Sereno gilt als eine der schoensten Panamas. Sie war es auch wirklich: enge Strassen, dicht bewachsen, kurvenreich ... aehnlich wie im Serriger Bachtal. Die Berglandschaft um uns war eingetaucht in Nebel und Wolken. Es sah wirklich schoen aus. Ich frage mich, ob ich das zu Hause nun auch schaetzen werde und schoen finden werde, oder ob ich mich dort eher wieder beschweren wuerde, weil die Sonne nicht scheint.

In Rio Sereno waren es von der Bushaltestelle bis zum Grenzuebergang noch einige Hundert Meter. Doch die Frau dort wies uns gleich zurueck. Dieser Grenzuebergang ist nicht mehr fuer Touristen. Na toll! Was nun? Ihr muesst die Grenze in Paso Canoas ueberqueren. 2 Stunden sind es bis dorthin. Na, wenn wir das mal gewusst haetten, dann waeren wir gleich mit John bis nach David gefahren...

Der Bus nach Paso Canoas fuhr erst um 16 Uhr und einige Stunden spaeter waren wir da. Den Ausreisestempel gab's ohne Probleme. Wir gingen zu Fuss ueber die Grenze und erhielten dann in Costa Rica genauso schnell den Einreisestempel. Gott sei Dank fragte auch hier niemand nach einem Ausreiseticket!

Eigentlich wollten wir gleich weiter nach Santa Elena, doch es fuhren keine Busse mehr. Also suchten wir uns hier eine Unterkunft. Unser erster Eindruck von Costa Rica war nicht wirklich berauschend. Dreck, ueberall liegt Dreck auf der Strasse. Das hatten wir nun wirklich schon lange nicht mehr.

Nach dem Abendessen gings ins Internet.

Montag, Mai 24, 2004

Pedasi - Cerra Punta

Wir checkten aus und fragten nach der Bushaltestelle. Unser Ziel heute: Boquete. Ein kleiner Ort in der Vulkangegend. Doch was erzaehlt uns die gute Frau vom Hotel? Streik, keine Busse, Benzinpreise zu hoch ... Haben wir sie wirklich richtig verstanden?

Auf dem Weg zur Bushaltestelle hielt ein Taxifahrer an. Er bringt uns fuer 2$ nach Las Tablas. Soviel haetten wir auch mit dem Bus bezahlt. OK, warum also nicht? In Las Tablas brachte er uns auch gleich zum richtigen Bus. Bis nach Divisa geht's, von dort weiter nach David. Alles lief wie am Schnuerchen, lange warten muss man hier auf den Anschlussbus nie. Von Streik also keine Spur. Wahrscheinlich hatten wir die gute alte Frau doch falsch verstanden.

Um 15.50 Uhr erreichten wir David und hatten den Bus nach Boquete um 5 Minuten verpasst. Aber kein Problem, denn der naechste faehrt bereits in 15 Minuten. Doch die Leute um uns rum faselten irgendetwas von "kein Bus nach Boquete" ... ??? Warum das denn? Streik! Also doch! Wann faehrt der naechste? Vielleicht spaeter am Nachmittag, vielleicht morgen. Keiner wusste es! Hmmmm... was tun? Wir entschieden uns um und fuhren stattdessen nach Cerro Punta. Es liegt auf der anderen Seite des Vulkans Baru, also genau gegenueber von Boquete.

Die Fahrt nach Cerro Punta zog sich endlos lange hin und erst gegen 19.30 Uhr waren wir endlich bei der Pension Primavera angekommen. Unser Zimmer 2,5m x 2,5m gross. Nix Dolles, aber das guenstigste, was es in diesem Ort gibt.